Johann Heinrich Schröder (auch John Henry, seit 1868 Freiherr von Schröder; * 8. Dezember 1784 in Hamburg; † 28. Juni 1883 ebenda) war ein hanseatischer Kaufmann.

Leben

Der Sohn des Hamburger Kaufmanns und Bürgermeisters Christian Matthias Schröder wurde wie dieser Kaufmann. 1804 ging er als 17-Jähriger zu seinem Bruder Johann Friedrich (1780–1852) nach London. 1818, nach der Auflösung der Partnerschaft mit seinem Bruder, gründete Johann Heinrich Schröder in London sein eigenes Geschäft, die Handelsbank J. Henry Schröder & Co. Im Jahr darauf (1819) folgte die Gründung von J.H. Schröder & Co. in Hamburg, wohin Johann Heinrich dann auch dauerhaft zurückkehrte.

Zuvor hatte Schröder schon am 26. Januar 1819 Henriette von Schwartz (* 7. Juni 1798 in Hamburg; † 5. Januar 1889 ebenda) geheiratet, die Tochter des preußischen Generalkonsuls in Hamburg Wilhelm von Schwartz (1763–1832), Geheimer Kommerzienrat und Kaufmann zu Hamburg, und der Henriette Lütkens (1777–1835).

Schröder handelte vor allem mit Zucker, Baumwolle, Kaffee und Indigo im Im- und Export dieser Waren über London und Hamburg nach Sankt Petersburg.

Die Verbindung von Handel und Handelsfinanzierung brachte ihm ein beträchtliches Vermögen ein. Von 1848 bis 1868 gab er 261 Kunden Kredite zur Handelsfinanzierung. 1870 gelang ihm die erste Begebung einer japanischen Staatsanleihe im Westen. Aus der Londoner Bank entstand später die Privatbank Schroders plc.

1824 erwarb er das um 1795 für John Thornton (1764–1835) von Christian Frederik Hansen erbaute Haus an der Elbchaussee (Nr. 201). Das zugehörige Grundstück wurde geteilt und ein Teil wurde 1953 von Schröders Erben als Schröders Elbpark der Stadt Hamburg geschenkt.

Gegenüber befinden sich noch die ehemaligen Stallungen mit Kutscher- und Gärtnerwohnung in den Flügeln, die inzwischen zu Wohnzwecken umgebaut wurden. Sie werden im Volksmund „Halbmond“ genannt.

Im Jahre 1839 eröffnete er eine Bankfiliale in Liverpool.

Schröder erwarb 1850 das Gut Groß-Schwansee (Gemeinde Kalkhorst) im Klützer Winkel. Seine Nachfahren, hier zunächst Johann Heinrich (John Henry) Freiherr von Schröder (1784–1883), respektive dessen Enkel Heinrich (1852–1927) wiederum, betrieben bis 1945 den Besitz für die Familie.

Am 26. Dezember 1868 wurde er in Berlin in den erblichen preußischen Freiherrnstand erhoben, was in Hamburg für Kritik sorgte (vgl. Hanseaten und Adel). Anlässlich seiner Goldenen Hochzeit erhielt er mit der Hamburgischen Ehrengedenkmünze in Gold die höchste Auszeichnung des Hamburger Senats.

Er starb 1883 und wurde in einem für ihn errichteten Mausoleum auf den Dammtorfriedhöfen begraben.

Auszeichnungen

Nachkommen

Henriette und Johann Heinrich Schröder hatten zwölf Kinder, von denen drei schon im Kindesalter starben. Das älteste Kind war die Tochter Helene (1819–1909), die später Bernhard Donner (1809–1865) vom Bankhaus Conrad Hinrich Donner Bank heiratete; sie bewohnte lange den Donners Park und stiftete das Helenenstift. Die Tochter Harriet Schröder (1836–1899) heiratete 1855 Theodor Milberg (1826–1868). In zweiter Ehe heiratete sie 1879 Adolph Godeffroy. Eine weitere Tochter, Olga Sophie Schröder (1838–1922) heiratete den Adeligen Carl Leopold Marius Moritz von Abercron (1833–1913). Gemeinsam erwarben sie diverse Güter in Wangels in Schleswig-Holstein nahe Hamburg, darunter Gut Testorf sowie Gut Ehlerstorf.

Der älteste überlebende Sohn Johann Heinrich Wilhelm (John Henry) übernahm die führende Rolle im Familiengeschäft und die Londoner Firma. Die anderen beiden überlebenden Söhne übernahmen jeweils die Firmen in Hamburg und Liverpool (William Henry, 1841–1912). Die Tochter Francisca Henriette (1821–1902) heiratete Anton Schröder (1813–1896), einen Sohn von Johann Heinrichs jüngerem Bruder Anton Diedrich Schröder (1779–1855). Zwei weitere Töchter heirateten die Brüder und Verwandten aus Quakenbrück Bernhard Hinrich (1816–1849) und Johann Rudolph (1821–1887) Schröder, die Gründer des Handels- und Bankhauses Schröder Gebrüder & Co. Johann Rudolph und seine Frau Clara (1829–1900) wurden die Eltern von Bruno Schröder, der das Londoner Familienunternehmen in der nächsten Generation weiterführte. Wie bei der Familie Rothschild gab es unter Johann Heinrichs Kindern und Nachkommen eine ganze Reihe Parallelcousinen- und Kreuzcousinenheiraten.

Nachwirkung

Schröderstift

1850 rief er die Joh. Heinr. Schröder's mildtätige Stiftung ins Leben und stattete sie mit einem Vermögen von 1 Million Mark aus. Daraus entstand das Hamburger Schröderstift an der Sternschanze als Wohnanlage für bedürftige Frauen höherer Stände, geplant durch den Architekten Albert Rosengarten und erbaut 1851/52. Später erhielt die Straße vor dem Stift den Namen Schröderstiftstraße.

Das Stift, heute eine Seniorenwohnanlage für bedürftige Rentner, zog 1971 an einen neuen Standort am U-Bahnhof Kiwittsmoor in Hamburg-Langenhorn, nördlich des Krankenhauses Ochsenzoll.

Von 1971 bis 1979 vermietete das Hamburger Studentenwerk über zeitlich befristete Nutzungsverträge die Wohneinheiten im historischen Stiftsgebäude an Studenten. In Widerstand zu Abrissplänen bildete sich in den folgenden Jahren die Mieterselbstverwaltung Schröderstift, die das Gebäude mit seinen 100 Bewohnern bis heute verwaltet. Die Kapelle des Stifts im byzantinischen Stil dient heute der koptisch-orthodoxen Gemeinde als Kirche.

J. Henry Schroder Award

2006 und 2007 schrieb die Schroder Investment Management GmbH als Tochter von Schroders plc in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt einen Preis für deutschsprachige junge Finanzjournalisten aus, den sie nach Johann Heinrich Schröder benannte.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Kirchberger: Aspekte deutsch-britischer Expansion. 1999, S. 214.
  2. 200 Jahre Schroder Private Bank (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 32 kB).
  3. 1914 abgerissen.
  4. Renata Klee Gobert: Landhaus Thornton. In: Altona. Elbvororte (= Die Bau- und Kunstdenkmale der Freien und Hansestadt Hamburg. Band 2). 2. Auflage. Christians, Hamburg 1970, S. 195197.
  5. Paul Th. Hoffmann: Die Elbchaussee. Ihre Landsitze, Menschen und Schicksale. 8. Auflage. Broschek, Hamburg 1977, ISBN 3-7672-0496-7, S. 116 ff.
  6. Hans Friedrich von Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der Dt. Adelsverbände, Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): Gesamtreihe GHdA seit 1951. Freiherrliche Häuser B Band I, 7 GHdA. C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1954, S. 373–374 (d-nb.info [abgerufen am 8. Juli 2021]).
  7. Ernst Seyfert, Hans Wehner: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band Mecklenburg 1928. Hrsg.: Niekammer. 4. Auflage. Band IV. Niekammer’s Adreßbuch G.m.b.H., Leipzig 1928, S. 7–10 (g-h-h.de [abgerufen am 8. Juli 2021]).
  8. Tagesbericht. Eine Gedenkfeier … In: Hamburger Nachrichten. 9 Juli 1883, S. 2, Digitalisat.
  9. Anläßlich der Anwesenheit von Wilhelm I. in Hamburg, (Ordensverleihungen. In: Altonaer Nachrichten. 16. September 1881, S. 3)
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