Johann Jacob Möllinger (* 4. Dezember 1695 in Dühren; † 17. Januar 1763 in Neustadt an der Haardt) (jetzt Neustadt an der Weinstrasse) war ein deutscher mennonitischer Uhrmacher.

Leben

Jacob Möllinger war das älteste Kind von Vincenz Möllinger (* 22. November 1668 Guntersblum, † 27. Dezember 1748 Ruchheim) und Veronika Nagelin od. Maylin (* 8. Februar 1674 Dühren, † 7. März 1753 Ruchheim). Möllinger hatte acht Söhne und eine Tochter Judith, die wie der Vater das Uhrmacherhandwerk betrieben. Doch erreichte keiner die Fähigkeiten des Vaters.

Als Jacob Möllinger nach einem an Anerkennung und Erfolgen reichen Leben am 17. Januar 1763 starb, führte seine zweite Ehefrau Elisabeth, geb. Sintzenisch (⚭ 19. Februar 1742 Neustadt/W.) als Witwe das Geschäft ihres Mannes weiter und übergab es 1787 an den Sohn Elias (* 26. September 1754 Neustadt/W.,† 4. Januar 1799 Neustadt/W.). Zwischen 1763 und 1787 signierte Elisabeth die Uhren mit „Jacob Möllinger Wittib“. Zwei weitere Söhne waren als Uhrmacher ebenfalls erfolgreich: Christian Möllinger, der Zwillingsbruder von Elias (* 26. September 1754 Neustadt/W., † 24. Januar 1826 Berlin) war Oberhofuhrmacher in Berlin und baute für die Akademie der Künste in Berlin die erste Normaluhr. Daniel war in Mannheim Uhrmacher (* 28. Mai 1746 Neustadt/W., † 31. Mai 1794 Mannheim).

Johann Jacob Möllinger ist außerdem in mütterlicher Linie ein Vorfahr der Kelly Family. David Möllinger, ein Bruder von Jacob Möllinger, war ein außerordentlich erfolgreicher Landwirt in Monsheim.

Werk

Möllinger beschäftigte in seiner Werkstatt bis zu zehn Gesellen. Seine Uhren sind weit verbreitet und gingen bis nach Nordamerika.

Standuhren

  • Schloss Mannheim, Bodenstanduhr mit großem Carillon für Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz, um 1745 Die fast 2,80 Meter hohe Uhr mit Glockenspielwerk von Johann Jacob Möllinger vereint die Funktionen Zeitanzeige, Schlagwerk und Glockenspiel – alle drei Funktionen sind dank aufwendiger Restaurierung auch heute noch intakt. Das Glockenspielwerk der Standuhr beherrscht insgesamt zwölf Tanzmelodien mit einer Dauer von ca. 50 Sekunden. 14 Glocken sorgen dabei für ein einzigartiges Klangerlebnis.
  • Branchweilerhof bei Neustadt, Bodenstanduhr von 1754

Turmuhren

Als Hemmung verwendete Möllinger vorzugsweise die im mittleren 18. Jahrhundert oft zum Einsatz gebrachte Scherenhemmung, eine sehr robuste, leicht zu fertigende und für Turmuhren gut geeignete Hemmung. Da diese Hemmung zu den ruhenden Hemmungen zählt, gewährleistet sie bei guter Imprägnierung der Pendelstange gegen feuchtigkeitsbedingte Längenänderung eine recht hohe Ganggenauigkeit (die Längenänderung durch Temperaturschwankungen spielt bei Holzstabpendeln nur eine sehr geringe Rolle).

Bildergalerie

Literatur

  • Frank Konersmann: Das Gästebuch der mennonitischen Bauernfamilie David Möllinger Senior 1781-1817. Verlag der Rheinhessischen Druckwerkstätte Alzey, 2009, ISBN 978-3-87854-218-6.
  • Kurt Langmantl: Möllinger, eine privilegierte Uhrmacher-Dynastie. In: Klassik Uhren; 5-2009, Ebner Verlag Ulm; S. 24f.
Commons: Johann Jacob Moellinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jürgen Abeler: Meister der Uhrmacherkunst. Wuppertal 1977, S. 434
  2. Mennonitische Forschungsstelle, Am Hollerbrunnen 2a, 67295 Bolanden-Weierhof
  3. Genealogie der Möllinger (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei thewatchmaker.eu, abgerufen am 24. März 2012
  4. Restaurierung der Bodenstanduhr von Möllinger aus dem Mannheimer Schloss. Abgerufen am 6. Februar 2021.
  5. Das Carillon des Kurfürsten erklingt im Mannheimer Schloss. Abgerufen am 12. Oktober 2021.
  6. Staatliche Schösser und Gärten (2023): Kurfürstliches Glockenspiel zum 240. Todestag von Johann Jacob Möllinger. https://www.die-stadtredaktion.de/Stadtredaktion Heidelberg vom 14.01.23
  7. Jakob Möllinger. Ein Mennonit als Handwerker (Memento vom 1. Februar 2013 im Internet Archive) in Branchweilerhof
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.