Johann Nikolaus Quistorp, auch Johann Nicolaus Quistorp (* 6. Januar 1651 in Rostock; † 9. August 1715 ebenda) war ein evangelischer Theologe, Pastor, Superintendent von Rostock und Professor an der Universität Rostock.
Leben
Er war der älteste Sohn des jüngeren Johann Quistorp (1624–1669) und der Sophia Scharffenberg (1630–1691), einer Tochter des Juristen, königlich dänischen Rates, Ratsherren und Bürgermeisters der Stadt Rostock Dr. iur. utr. Nikolaus Scharffenberg (1588–1651). Nach dem Besuch des Gymnasiums in Güstrow nahm er 1668 ein Studium an der Rostocker Universität auf. Schon im folgenden Jahr rief ihn sein Vater nach Hause zurück, um ihn zu seinem Nachfolger vorzubereiten, starb jedoch schon kurz darauf. Quistorp begab sich daraufhin auf eine längere Studienreise durch Deutschland und die Niederlande, Danzig, Königsberg und Kopenhagen. 1674 kehrte er zurück und begann an der Universität Rostock zu unterrichten.
1676 wurde er zum Diakon an St. Nicolai gewählt. 1682 verlieh ihm die Universität Greifswald den Grad eines Lizentiaten der Theologie. 1684 wurde er zum Pastor zu St. Nicolai gewählt. 1686 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert und erhielt 1693 die Professur der Theologie an der Universität Rostock. 1702 wurde er zum Superintendenten ernannt, nachdem die Stelle seit 1675 unbesetzt war, da sich das Geistliche Ministerium und der Rat auf keinen Kandidaten einigen konnten. 1706 führte er die Konfirmation in Rostock ein.
Familie
1677 heiratete er Margarethe Elisabeth Berckow (1656–1692), Tochter des Juristen Daniel Berckow. Von dem Sohn Lorenz Gottfried Quistorp stammen die Theologen Bernhard Friedrich Quistorp und Johann Jakob Quistorp ab. Nachdem seine erste Frau bei der Geburt eines Zwillingspaares gestorben war, heiratete er 1695 Anna Christina Lente (1669–1753), eine Tochter von Johann Hugo von Lente. Die Tochter Anna Christina aus dieser Ehe wurde Mutter von Wilhelm Alexander Schwollmann.
Sein Bildnis in Lebensgröße hing in der Rostocker Nikolaikirche, ein Porträtgemälde von ihm befindet sich in der Marienkirche.
Werke
Quistorp verfasste mindestens 30 Disputationen und Programmata, darunter:
- CXII. Theses Theologicae; 1687
- Theses Theologicae, Praevia Censura Venerandae Facult. Theologicae In Universitate Rostochiensi Privato Publicis Disputationibus Singulis Diebus Mercurii Horis Pomeridianis In Auditorio Maiori Proponendae; 1695
- Disputationum Theologicarum In Locum I. Joh. III. 9. Contra Errorem De Absoluta Renatorum Anamartesia, Prior : Exhibens Somnii Huius Originem Ac Progressum; 1695
- In Solenni Festivitate Nativitatis Domini Nostri Et Unici Redemptoris Jesu Christi; 1697
- Disputatio Inauguralis Theologica De Non Speranda Extra Ecclesiam Lutheranam Salute; 1699
Literatur
- Peter Arnold Heuser: Die Rostocker Theologen Quistorp des 17. und 18. Jahrhunderts im Spiegel ihrer Familienbibel. Kommentierte Edition einer Quelle zur Memorialkultur einer lutherischen 'Universitätsfamilie' der Frühen Neuzeit, Rostocker Studien zur Universitätsgeschichte Band 33, ß-Verlag & Medien GbR, Rostock 2021, ISBN 978-3-940835-68-0.
- Quistorpius, Johann Nicolaus. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 30, Leipzig 1741, Sp. 386 f.
- Johann Bernhard Krey: Die Rostockschen Theologen seit 1523. Rostock 1817, S. 39, (Online)
Weblinks
- Digitalisierte Werke von Johann Nikolaus Quistorp in der Post-Reformation Digital Library (PRDL)
- Druckschriften von und über Johann Nikolaus Quistorp im VD 17.
- Literatur über Johann Nikolaus Quistorp in der Landesbibliographie MV
- Johann Nikolaus Quistorp im Rostocker Matrikelportal
- Eintrag zu Johann Nikolaus Quistorp im Catalogus Professorum Rostochiensium
- Beiträge zur Genealogie und Geschichte der Familie Quistorp, 2009 (eingesehen am 3. Dezember 2010; PDF; 1,3 MB)
- Die Quistorps im Rostock des 17. und 18. Jahrhunderts, 2014 Festschrift von Achim v. Quistorp und Hans Joachim Quistorp
- Familie von Quistorp
- Heuser, Peter Arnold: Die Rostocker Theologen Quistorp des 17. und 18. Jahrhunderts im Spiegel ihrer Familienbibel. Kommentierte Edition einer Quelle zur Memorialkultur einer lutherischen ‘Universitätsfamilie’ der Frühen Neuzeit, Rostocker Studien zur Universitätsgeschichte Band 33, Universität Rostock, ISBN 978-3-86009-359-7, Rostock 2021: PURL: https://doi.org/10.18453/rosdok_id00003108.
- Ergänzend zur Edition und Auswertung aller Familiennachrichten, welche die Rostocker Theologen Johann Quistorp d. Ä., Johann Quistorp d. J., Johann Nikolaus Quistorp und Johann Jakob Quistorp sowie der Rostocker Rats- und Handelsherr Lorenz Gottfried Quistorp (1691–1743) zwischen 1619 und 1766 handschriftlich in ihre Familienbibel notierten, unter PURL: https://doi.org/10.18453/rosdok_id00003108, hat die Universitätsbibliothek Rostock im Januar 2023 ein Volltext-Digitalisat der Hausbibel Quistorp von 1614/15 freigeschaltet, das auch alle handschriftlichen Einträge zugänglich macht (= PURL: http://purl.uni-rostock.de/rosdok/ppn1830988190; dazu PURL: http://purl.uni-rostock.de/rosdok/ppn1805338803).
Einzelnachweise
- ↑ Eingeschrieben wurde Quistorp bereits im Alter von 9 Jahren. Siehe dazu den Eintrag von Johann Nikolaus Quistorp im Rostocker Matrikelportal
- ↑ Siehe dazu auch den Eintrag der Rezeption von Johann Nikolaus Quistorp im Rostocker Matrikelportal