Johann Schulte (* 14. Dezember 1621 in Hamburg; † 2. März 1697 ebenda) war ein deutscher Jurist, Ratssekretär, Ratssyndicus und Bürgermeister von Hamburg.

Herkunft und Familie

Schulte war ein Sohn des Oberalten im Kirchspiel Sankt Petri Albert Schulte (1576–1652) aus dessen Ehe mit Gertrud von der Fechte († 1679). Seine Schwester Dorothea (1629–1674) heiratete Andreas Ramdohr.

Er heiratete am 12. August 1649 Elisabeth Reinstorp (1631–1709) und hatte mit ihr 13 Kinder. Von seinen Söhnen war Albert Schulte (1651–1702) Jurist, Ratssekretär und schließlich Protonotar in Hamburg, Johann Schulte (1662–1719) etablierte sich zunächst als Kaufmann in Lissabon, kehrte nach Hamburg zurück und wurde dort 1703 zum Ratsherrn gewählt und Günther Andreas Schulte (1665–1731) ließ sich in Livorno als Kaufmann nieder und starb dort unverheiratet als hamburgischer Konsul.

Leben und Wirken

Schulte studierte nach seiner Schulbildung ab 1641 Jurisprudenz an den Universitäten Rostock, Straßburg und Basel. In Basel schloss er am 12. Juni 1647 sein Studium als Lizenziat der Rechte ab. Nachdem er Holland und Frankreich bereist hatte, kehrte er 1648 wieder nach Hamburg zurück und ließ sich dort als Advokat nieder.

Von 1651 bis 1652 war Schulte Präses des Hamburger Niedergerichts. Am 16. März 1658 wurde er zum Ratssekretär gewählt. Doch bereits drei Monate später übernahm er als Gesandter bei der Englischen Regierung in London die Geschäfte des verstorbenen Ratssyndicus Joachim Petersen (1611–1658). Am 20. Juli 1668 wurde Schulte – als Nachfolger von Barthold Twestreng (1612–1668) – zum Bürgermeister gewählt. Er war damit der einzige Hamburger Bürgermeister, der, ohne vorher dem Rat angehört zu haben, zum Bürgermeister aufgestiegen war.

Als Bürgermeister nahm Schulte 1672 und 1679 an den hamburgischen Gesandtschaften zu König Christian von Dänemark teil, um die Streitigkeiten zwischen Dänemark und Hamburg beizulegen. 1679 wurde der Pinneberger Interims-Rezess abgeschlossen, jedoch wurden die Streitigkeiten dadurch noch nicht beseitigt. 1686 belagerten dänische Truppen während der Unruhen um Cord Jastram und Hieronymus Snitger die Stadt Hamburg. Der Bürgermeister Heinrich Meurer floh aus der Stadt und Jastram und Snitger wurden hingerichtet. Auch die Absetzung des Ratsherrn Hieronymus Sillem durch die Hamburgische Bürgerschaft im Jahr 1696 fiel noch in Schultes Amtszeit als Bürgermeister. Erst mit dem Hauptrezess im Jahr 1712 kehrte wieder Frieden in die Stadt ein. Schulte erlebte diesen jedoch nicht mehr; er starb am 2. März 1697 und wurde am 9. März in der Hauptkirche Sankt Petri beigesetzt. Auf seinen Tod wurde ein Bürgermeisterpfennig geprägt.

Werke

  • Disputatio Iuridica de Collationibus. Spoor, Straßburg 1646.
  • Disputatio Iuridica Inauguralis de Contributione Iactus. Decker, Basel 1647.
  • Johann Schulte: Briefe des hamburgischen Bürgermeisters Johann Schulte Lt. an seinen in Lissabon etablirten Sohn Johann Schulte, geschrieben in den Jahren 1680-1685. Hrsg.: Ernst Merck. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg 1856, OCLC 25851377 (Textarchiv – Internet Archive).

Literatur

  • Johann Friedrich Mayer: Sanctissimum Senem Divinisqve in Rempublicam Patriam Meritis, Prorsus Immortalem Dominum Johannem Schulte, JCtum & Hamburgensis Reipublicæ Consulem Saluti Publicæ Nuper Eheu Subductum. Conrad Neumann, Hamburg 1697 (hamburgerpersoenlichkeiten.de [PDF; abgerufen am 16. Februar 2015]).
  • Johann Moller: Cimbria Literata. Tomus Primus. Scriptores universos Indigenas, hisque immistos complures, quorum Patria explorari necdum potuit, comprehendens. In: Cimbria literata, sive scriptorum ducatus utriusque Slesvicensis et Holsatici, quibus et alii vicini quidam accensentur, historia literaria tripartita. Orphanotrophium Regium, Kopenhagen 1744, S. 610 (books.google.de [abgerufen am 16. Februar 2015]).
  • Schultze (Joh.). In: Christian Gottlieb Jöcher (Hrsg.): Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Band 4: S–Z. Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1751, Sp. 381 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Johann Paul Langermann: Eine Gedächtniß-Münze auf den Hn. Bürgermeister Johann Schulte, J. U. L. zwischen 1668–1697. In: Hamburgisches Münz- und Medaillen-Vergnügen. Neuntes Stück. Hamburg 1752, S. 65–69 (books.google.de).
  • Johann Paul Langermann: Begräbniß-Münze auf den Herrn Bürgermeister Johann Schulte, J. V. L. mit einer gedoppelten ersten Seite, von 1697. In: Hamburgisches Münz- und Medaillen-Vergnügen. Drey und siebenzigstes Stück. Hamburg 1752, S. 577–578 (books.google.de).
  • Friedrich Georg Buek: Johann Schulte, J. U. L. In: Genealogische und Biographische Notizen über die seit der Reformation verstorbenen hamburgischen Bürgermeister. Johann August Meißner, Hamburg 1840, OCLC 166067441, S. 103–111, Nr. 43 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Johann Martin Lappenberg: Listen der in Hamburg residirenden, wie der dasselbe vertretenden Diplomaten und Consuln. In: Johann Martin Lappenberg (Hrsg.): Zeitschrift des Vereines für hamburgische Geschichte. Dritter Band. Johann August Meißner, Hamburg 1851, S. 501 (agora.sub.uni-hamburg.de [abgerufen am 16. Februar 2015]).
  • Hans Schröder: Schulte (Johann, J. U. L.). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 7: Scholvin–Westphalen, Nr. 3629. Verein für hamburgische Geschichte, Hamburg 1879, S. 83, Nr. 3629 (digitalisate.sub.uni-hamburg.de).

Einzelnachweise

  1. Friedrich Georg Buek: Albert Schulte. In: Die Hamburgischen Oberalten, ihre bürgerliche Wirksamkeit und ihre Familien. Perthes-Besser & Mauke, Hamburg 1857, S. 95 (books.google.de).
  2. Hans Schröder: Schulte (Albert, J. U. L.). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 7: Scholvin–Westphalen. Verein für hamburgische Geschichte, Hamburg 1879, S. 80, Nr. 3625 (sub.uni-hamburg.de).
  3. Johann Martin Lappenberg: Listen der in Hamburg residirenden, wie der dasselbe vertretenden Diplomaten und Consuln. In: Johann Martin Lappenberg (Hrsg.): Zeitschrift des Vereines für hamburgische Geschichte. Dritter Band. Johann August Meißner, Hamburg 1851, S. 531 (agora.sub.uni-hamburg.de [abgerufen am 16. Februar 2015]).
  4. Eintrag der Kindesimmatrikulation 1633 im Rostocker Matrikelportal (zur Umgehung der Deposition (Universität))
  5. Hans Schröder: Petersen (Joachim). In: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart. Band 6: Pauli–Schoff. W. Mauke’s Söhne, Hamburg 1873, S. 42, Nr. 2982 (sub.uni-hamburg.de).
  6. Friedrich Georg Buek: Barthold Twestreng, J. U. L. In: Genealogische und Biographische Notizen über die seit der Reformation verstorbenen hamburgischen Bürgermeister. Johann August Meißner, Hamburg 1840, S. 98–99, Nr. 41 (Textarchiv – Internet Archive).
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