Johann Ritter von Chlumecký, ab 1889 Freiherr von Chlumecký, ab 1919 Johann Chlumecký (* 23. März 1834 in Zara; † 11. Dezember 1924 in Bad Aussee) war ein österreichischer Jurist und Staatsmann.
Leben
Johann von Chlumecký war ein Sohn des böhmischen Gubernialraths und k. k. Hofrats Anton Chlumecký (1777–1861; seit 1827: Anton von Chlumecký, seit 1844: Anton Ritter von Chlumecký) und Anna Cozzi, die einer angesehenen Triester Familie entstammte. Er war der Bruder von Peter von Chlumecký.
1855 erhielt Chlumecký einen Abschluss des Studiums der Rechtswissenschaften in Wien. 1865 wurde er Abgeordneter zum Mährischen Landtag, 1869 Reichsratsabgeordneter und 1871 Ackerbauminister. 1872 gab er eine Initiative zur Gründung der Universität für Bodenkultur Wien und 1873 zur Gründung der Holzfachschule Hallstatt, der späteren HTBLA Hallstatt, dabei entstand ein erster Kontakt zum Salzkammergut. 1875 war er Handelsminister und gab eine Initiative zur Schaffung des staatlichen Eisenbahnwesens. 1879 erfolgte sein Austritt aus dem Staatsdienst. 1880 war er wieder als Reichsratsabgeordneter tätig und Reichsratspräsident. 1889 hatte er eine juristische Mitarbeit an der japanischen Verfassung. 1897 übte er Mandatsverzicht und wurde in das Herrenhaus berufen. Gleichwohl blieb er politisch tätig. Er setzte sich in langen Verhandlungsrunden von 1896 bis 1905 maßgeblich dafür ein, dass der Mährische Ausgleich schließlich zustande kam.
Familie
Johann von Chlumecký war mit Leopoldine von Liebenberg verheiratet. Dieser Ehe entstammte der Sohn Leopold von Chlumecký (1873–1940).
Auszeichnungen, Ehrungen
- Erhebung in den erblichen Freiherrnstand, 1889
- Ehrenbürgerschaft der Stadt Olmütz
- Ehrenbürgerschaft der Stadt Znaim
- Großkreuz des Stephansordens (Geheime Ratswürde) in Anerkennung des Mitwirkens am Zustandekommen des allgemeinen Wahlrechts, 1906
Literatur
- Adolf Werner: Vom Ende der Habsburgermonarchie bis zur Ersten Republik (in der Sicht Leopold Freiherrn Chlumeckys). Dissertation. Universität Wien, Wien 2009. – Volltext (PDF; 1,2 MB).
- Martin Pollner: Die Freiherren von Chlumecky. Dokumentation einer sehr schwierigen Spurensuche. Eigenverlag Martin Pollner, Wien 2008, ISBN 978-3-9500220-2-5.
- Martin Pollner: Biographie Chlumeckýs. In: Alpenpost, Bad Aussee o. J., ZDB-ID 1054461-6.
- Chlumecký Johann Frh. von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 144.
- Reinhold Lorenz: Chlumecky, Johann Freiherr von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 210 (Digitalisat).
- Freiherr von Chlumecky. (Zum 60. Geburtstag). In: Tages-Post, XXX. Jahrgang, Nr. 67/1894, 23. März 1894, S. 1. (online bei ANNO).
- Freiherr von Chlumecky (Zum 70. Geburtstag). In: Znaimer Wochenblatt / Südmährerland, LV. Jahrgang, Nr. 24/1904, 23. März 1904, S. 1. (online bei ANNO).
- Politische Rundschau. Chlumeckys 80. Geburtstag. In: Znaimer Wochenblatt / Südmährerland, LXV. Jahrgang, Nr. 24/1914, 24. März 1914, S. 2 Mitte. (online bei ANNO).
- Tagesnachrichten. Johann Chlumecky. (Zum 90. Geburtstag). In: Wiener Zeitung, Nr. 69/1924, 22. März 1924, S. 4, oben links. (online bei ANNO).
- Ein alter Oesterreicher. Zum 90. Geburtstag Johann Chlumeckys. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt (Nr. 21384/1924), 23. März 1924, S. 5 f. (online bei ANNO).
- Johann Chlumecky †. Ein Staatsmann aus dem alten Oesterreich. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt (Nr. 21641/1924), 12. Dezember 1924, S. 2, oben links. (online bei ANNO).
- Chlumecký, Johann Ritter von, Freiherr von (1889). In: Kurzbiographien der Parlamentarier 1848–1918. Parlamentsdirektion. Parlament der Republik Österreich. Wien.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die Verbürgerlichung des Titels erfolgte aufgrund des „Gesetzes über die Aufhebung des Adels, der weltlichen Ritter- und Damenorden und gewisser Titel und Würden“ der Republik Österreich (Adelsaufhebungsgesetz) vom 3. April 1919 mit Wirkung ab dem 10. April 1919.
- 1 2 Lorenz: Chlumecky. In: Neue Deutsche Biographie.
- ↑ Peter Glotz: Die Vertreibung. Böhmen als Lehrstück. Ullstein-Verlag, München 2003, ISBN 3-550-07574-X, S. 78–79.
- ↑ Adolf Werner: Vom Ende der Habsburgermonarchie, S. 6.
- ↑ Amtlicher Theil. In: Wiener Zeitung, 23. Juni 1889, S. 1 (online bei ANNO).
- ↑ Politische Nachrichten. (…) Chlumecky’s sechzigster Geburtstag. In: Mährisches Tagblatt, XV. Jahrgang, Nr. 68/1894, 23. März 1894, S. 3, oben links. (online bei ANNO).
- ↑ Aus Stadt & Umgebung. Freiherr von Chlumecky. In: Znaimer Wochenblatt / Südmährerland, XLV. Jahrgang, Nr. 24/1894, 24. März 1894, S. 4 Mitte. (online bei ANNO).