Johannes Matthias Tiberinus, auch Giovanni Mattia Tiberino oder Giovanmattia Tabarino (* um 1420 in Chiari bei Brescia; † 1490/97), war Dr. med. und um 1475 Leibarzt des Bischofs von Trient Johannes Hinderbach sowie ein humanistischer Literat.
Bekannt wurde er vor allem durch seine antijüdischen Schriften über Simon von Trient, in denen er vehement die Schuld der eines Ritualmords beschuldigten Juden vertrat.
Bereits am 4. April, eine Woche nach Prozesseröffnung, schilderte die Passio beati Simonis die angebliche Tat als planvollen, bestialisch durchgeführten Ritualmord. Tiberinus forderte, das Judentum in der christlichen Welt auszurotten. Nicht weniger als zwölf Drucke, von denen zehn ins Jahr 1475 fallen, bezeugen die ungeheure Verbreitung dieser Hetzschrift, die als einflussreichste Quelle über die Trienter Ereignisse gilt. 1476 vervollständigte Tiberinus seine erste Schrift in der Historia completa de passione et obitu pueris Simonis (gedruckt in Trient 1476), 1482 folgten lateinische Gedichte (Carmina), die für den Simon-Kult warben.
Eine Innsbrucker Handschrift nennt ihn als Autor eines lateinischen Gedichtes über den Tod Karls des Kühnen 1477.
Literatur
- Franz Josef Worstbrock, in: Verfasserlexikon. 2. Auflage, Band 8, 1992, Sp. 1262–1266
- Gaia Bolpagni: Giovanni Mattia Tiberino e la passio beati Simonis pueri tridentini: edizione e commento. Diss. Mailand 2010/11 online.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die alternative Namensform Tuberinus lädt dazu ein, ihn mit einem späteren, an der Leipziger Universität wirkenden Dr. phil. Johannes Tuberinus (GND 100648231) zu verwechseln. Alessandro Perosa: Studi di filologia umanistica, Bd. 3, Rom 2000, S. 77 nennt zu Tabarino/Tiberinus Zeno: Dissertatione Vossiane. Venedig 1753, S. 165–167, biographisch unergiebig, und einen Aufsatz von A. M. = Angelo Mazzi: Giammattia Tabarino. In: Bolletino della Civica Biblioteca di Bergamo 12 (1918), S. 39–41 Commons (genealogisch orientiert). Erst die Studie von Bolpagni lieferte gründliche biographische Angaben.
- ↑ Siehe dazu die Nachweise in Wikisource