Johannes Neldel (auch: Johann Neldelius; * 1554 in Großglogau; † 12. Februar 1612 in Leipzig) war ein deutscher Rhetoriker, Logiker, Rechtswissenschaftler und Philosoph.
Leben
Der Sohn des Mathias Neldel und dessen Frau Apollonia (geb. Axter) begann seine Ausbildung zunächst in seiner Heimatstadt und setzte sie 1567 an der kurfürstlich sächsischen Landesschule Pforta fort. Er kam 1571 an die Universität Leipzig, wo er bei Joachim Camerarius dem Älteren, Simon Simonius sowie Gregor Bersman studierte und 1575 den akademischen Grad eines Magisters an der philosophischen Fakultät erwarb. 1576 wurde er als Kollegiat in das Große Fürstenkollegium aufgenommen. Er beschäftigte sich neben der aristotelischen Philosophie mit medizinischen und juristischen Studien.
1586 erhielt er in Leipzig die Professur der Rhetorik übertragen, übernahm 1588 die Professur der Aristotelischen Logik und wurde zugleich zum Inspektor der Schulen in der Provinz ernannt. In seinem Lehramt folgte er der paduanisch-aristotelischen Methodenlehre und entwickelte als einer der bedeutendsten Logiker der Jahrhundertwende die Aristotelische Logik zu einer allgemeinen Beweistheorie. Neldel war auch an den organisatorischen Aufgaben der Leipziger Hochschule beteiligt. So versuchte er 1593 als Dekan der philosophischen Fakultät eine Studienreform zu erreichen und verwaltete in den Wintersemestern 1594 und 1610 das Amt des Rektors der Alma Mater. Er starb als Senior und Decemvir der Akademie.
Werke
Seine Erstlingsschrift Copulatio animae et corporis (Leipzig 1576, Online) bewegt sich lediglich in der platonisch-aristotelischen Schultradition. Das Schediasma prodromi solidioris ... de universa rhetoricae natura disputationis (Leipzig 1587, Online), welches wegen mancher Eigenheiten von den Philippisten scharf angegriffen wurde, verfolgte nur das praktische Ziel der Rhetorik. Die gleiche Tendenz liegt auch der Hauptschrift Neldel’s zu Grunde: Pratum logicum seu praxis et usus organi Aristotelici (1607, die 2. von Heinrich Crell besorgt und von Hermann Conring, mit einer Vorrede eingeleitete Auflage aus dem Jahr 1666 hat den Titel Institutio de usu organi Aristotelici in disciplinis omnibus), worin die Lehre des Aristoteles von den verschiedenen Arten des Beweisverfahrens sachgemäß dargestellt ist und hierauf eigene Abschnitte die Praxis der Logik in Medizin, Jura und Theologie entwickeln. Außerdem gab er 1598 von Johannes Franciscus Ripa (Jurist-1535) den Tractatus iuridicus et politicus de peste (Online) heraus. Erst nach seinem Tode erschien 1613 sein Commentarius in titulum Digestorum de regulis iuris, worin er seine genauen Kenntnisse der Pandekten kund gibt.
Familie
Neldel war ab dem 27. Oktober 1589 mit Anna (* 13. Mai 1566 in Leipzig; † 10. Dezember 1629 ebenda) verheiratet, der Tochter des Handelsmannes Johann Lebzelter und dessen Frau Magdalena, die Tochter des Leipziger Bürgers Wolff Haselach. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und drei Töchter hervor, wovon nur zwei Töchter die Mutter überlebten. Eine Magdalene heiratete den Leipziger Handelsmann Hans Schneider und eine andere Tochter, Elisabeth, heiratete 1619 den späteren Superintendenten von Torgau Johann Winter (* 14. September 1585 in Naumburg; † 26. März 1629 in Torgau).
Literatur
- Carl von Prantl: Neldel, Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 417.
- Johann Nedelius. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 23, Leipzig 1740, Sp. 1673.
- Henning Witte: Memoriae philosophorum, oratorum, poetarum, historicorum et philologorum nostri seculi clarissimorum renovatae decas prima (- nona). Verlag Martin Hallervord, Frankfurt am Main, 1677, (Online)
- Vincentius Schmuck: Leichpredigt/ Aus dem spruch Apoc. 2 Sey getrew etc./ Bey ansehnlicher Christlicher/ bestattung des weiland Ehrnvesten/ Achtbarn und Wolgelarten Herrn/ M. Johannis/ Neldelii,/ Organi und Ethices Professoris, auch des grossen Fürsten Collegij Col-/legiati bey der Universitet Leipzig. Welcher den 12. Februar anno 1612. in/ Gott selig verschieden/ und den 14. hernach in der Pauliner Kirche begraben worden. Michel Lantzenberger, Leipzig, 1612 (Online)
Einzelnachweise
- ↑ Klaus-Dieter Eichler, Ulrich Johannes Schneider: Zur Alltagsgeschichte der Philosophie in Leipzig. Universitätsverlag, Leipzig, 2004, ISBN 9783865830296, S. 103
- ↑ Sie war in erster Ehe ab Mai 1613 mit dem Kaufmann Johann Werchaw (* 25. September 1568 in Leipzig; † 29. Oktober, begr. 31. Oktober 1616 in Leipzig) verheiratet. vgl. Vincentius Schmuck: Leichpredigt/ uber den Spruch Joh. II./ Ich bin die Aufferstehung/ etc./ Beym begräbnis des Ehrnve-/sten und Wolgeachten Herrn/ Johan Werchawen/ Bürgers und Handelsmans/ in Leipzig./ Welcher den 29. Octob. Anno 1616. in Gott selig entschlaffen/ und den 31. desselben/ Christlicher/ weise zur Erden bestattet worden. Leipzig, 1616 (Online)
- ↑ Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften für genealogische Zwecke. Selbstverlag, Boppard-Rhein, 1974, Bd. 8, S. 349, R 7571 (siehe auch: LP der Ehefrau Online)
- ↑ Veronika Albrecht-Birkner: Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig, 2009, ISBN 9783374021420, Bd. 10, S. 33