Die Johanneskirche (auch Wendische Kirche) ist eine evangelische Kirche im Zentrum der Altstadt von Hoyerswerda und gilt als eines der ältesten Gebäude der Stadt.

Der Name Wendische Kirche bezieht sich auf den Umstand, dass hier im Unterschied zur benachbarten ehemaligen Deutschen Kirche auf Sorbisch gepredigt wurde.

Geschichte

Der spätgotische dreischiffige Hallenbau mit reduziertem Umgangschor wurde im Jahr 1225 erstmals erwähnt. Der Turm ist wahrscheinlich im 16. Jahrhundert dazugekommen, da eine früher im Turm befindliche Glocke die Jahreszahl 1526 trug. Bis 1540 führte eine Osterreiterprozession an die Stadtkirche.

Ursprünglich stand vor der Kirche eine kleine deutsche Kirche aus dem 17. Jahrhundert, die aber 1850 abgerissen werden musste.

Am 19. April 1945 wurde der Turm, welcher der Wehrmacht als Aussichtspunkt diente, von einer Granate der bei Künicht und Bergen stehenden Roten Armee getroffen. Teile des Kirchturms fielen nach dem Treffer in das Kirchenschiff und die Kirche brannte bis auf die Grundmauern aus. Die dadurch entstandenen Bruchstellen am Kirchenschiff kann man heute beim Besichtigen der Kirche noch immer genau nachvollziehen. Im Jahr 1951 begann die Sanierung. Ab dem 6. Oktober 1957 wurde sie wieder in Dienst genommen. Sie erhielt den Namen „Johanneskirche“, da am Tag Johannes des Täufers des Jahres 1540 in der damaligen Stadtkirche der erste evangelische Gottesdienst durch den ehemaligen Mönch Basilius Laurentius gehalten und somit die Standesherrschaft Hoyerswerda evangelisch wurde.

Der Kirchturm wurde 1984/85 nach barockem Vorbild wieder aufgebaut.

Architektur

Der Baukörper ist als Putzbau mit halbrundem Chorschluss, abgestuften Strebepfeilern und Maßwerkfenstern ausgeführt. Der eingezogene Westturm auf quadratischem Grundriss trägt ein achtseitiges Glockengeschoss und war bis 1851 mit einer welschen Haube und Zwiebelturm bekrönt. Danach erhielt der Turm ein hohes, spitzes Zeltdach und kleine Spitzgiebel im Stil der Neugotik, diese nachträgliche Änderung wurde 1945 zerstört und der Turm wurde in den 1980er-Jahren im barocken Erscheinungsbild wieder aufgebaut. Er hat eine Höhe von 55 m.

Das Satteldach wird durch acht Säulen im Hallenbau gestützt, von welchen eine auch die Kanzel trägt.

Die Sakristei befindet sich links vom Altar und ist ein kleiner gedrängter Raum.

Glocken

Im Glockengeschoss des Turms befindet sich ein Vierergeläut.

Nr. Gussjahr Gießer, Gussort Schlagton
11957Schilling & Lattermann, Apoldae
21966Schilling & Lattermann, Apoldag
31957Schilling & Lattermann, Apoldaa
41957Schilling & Lattermann, Apoldah

Orgel

Die Orgel wurde von Hermann Eule Orgelbau Bautzen gebaut und im Advent 1967 eingeweiht. Sie verfügt auf drei Manualen und Pedal über 26 Register und ist mit mechanischen Schleifladen ausgestattet.


Disposition

I. Hauptwerk C-g3

Quintade 16'

Prinzipal 8'

Gemshorn 8'

Oktave 4'

Waldflöte 2'

Sifflöte 1 1/3'

Mixtur 4fach

Rohrschalmey 8'

KW - HW

SW - HW

II. Kronwerk C-g3

Gedackt Pommer 8'

Prinzipal 4'

Blockflöte 2'

Sesquialter 2fach

Tonus fabri 2fach

Krummhorn 8'

Tremulant

III. Schwellwerk C-g3

Koppelflöte 8'

Rohrflöte 4'

Nasard 2 2/3'

Oktave 2'

Glöcklein 1'

klingend Zimbel 3fach

Tremulant

Pedal C-f1

Subbaß 16'

Metallflöte 8'

Oktave 4'

Choral Mixtur 3fach

Kornett 3fach

Lieblich Posaune 16'

HW - Pedal

KW - Pedal

SW - Pedal

Literatur

  • Klaus Theodor Henke: Kirchenbau und Sakralkunst in der Oberlausitz. Oberlausitzer Verlag, Spitzkunnersdorf 2011, ISBN 978-3-941908-28-4, S. 171–174.
Commons: Johanneskirche (Hoyerswerda) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Ulrike Gentz: Der Hallenumgangschor in der städtischen Backsteinarchitektur Mitteleuropas 1350–1500. Lukas Verlag, 2003, ISBN 978-3-93183675-7, S. 179, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. Zur Geschichte der Kreuzreiter-Prozession In: st-mariae-himmelfahrt-wittichenau.de, nach einem Bericht von H. A. Schömmel, etwa 1927, redaktionell bearbeitet, veröffentlicht im Wittichenauer Wochenblatt, April 1990
  3. Herbert Willems (Hrsg.): Theatralisierung der Gesellschaft - Band 1; Soziologische Theorie und Zeitdiagnose, Wiesbaden, 2009, ISBN 3531914421, S. 360. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. Als die Bomben vom Himmel fielen. In: Lausitzer Rundschau. 18. April 2005, abgerufen am 11. November 2019.
  5. Vor 65 Jahren kam der Krieg in die Stadt. In: Lausitzer Rundschau. Abgerufen am 27. Juni 2017.
  6. Klaus Theodor Henke: Kirchenbau und Sakralkunst in der Oberlausitz., S. 171
  7. Klaus Theodor Henke: Kirchenbau und Sakralkunst in der Oberlausitz, S. 172

Koordinaten: 51° 26′ 17″ N, 14° 14′ 34″ O

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