Josef Stefan Dietze (auch Joseph Dietze; * 24. November 1887 in Bonn; † 25. September 1949 in Berlin) war ein deutscher Kameramann.

Leben

Dietze war ein Sohn des Kohlenhändlers Ernst Hugo Dietze und dessen Gattin Maria, geb. Schneider. Sein Schaffen ist mit Filmen zwischen 1919 und 1940 zu belegen. Zur Stummfilmzeit arbeitete er für die Treumann-Larsen-Gesellschaft, wo er bei einer Reihe von Produktionen mit dem Stummfilmstar Wanda Treumann, die gleichzeitig auch Produzentin war, an der Kamera stand. So war er Fotograf der Abenteuerserie Die Frau mit den 10 Masken (vier Folgen, 1921/22), mehrerer Kriminal- und Gesellschaftsdramen und zweier Folgen der Detektivreihe um Harry Hill (1924).

Vier Kriminalfilme von Wolfgang Neff, zu denen Jane Beß das Manuskript schrieb, fotografierte er 1920 für die Berliner Orplid-Film GmbH. Zwei Filme, Der Mann ohne Beruf (1922) und Lieb Heimatland (1925), drehte er für die „Filmwerkstätte Erich Claudius“ in Naumburg an der Saale.

1931/32 arbeitete er in Finnland, wo er zwei Tonfilme für die finnische Gesellschaft Sarastus („Morgenröte“) fotografierte. 1936 war er unter den Kameramännern, die für Leni Riefenstahl die Olympischen Spiele aufnahmen. Sein letzter nachweislicher Film war ein vom Oberkommando der Wehrmacht in Auftrag gegebener NS-Propagandafilm über den Norwegenfeldzug 1940. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Dietze zur Kameraeinheit der Wehrmacht eingezogen und nahm in dieser Funktion wie sein Kollege Werner Bohne beim Einmarsch in Norwegen teil. Teile seines Bildmaterials sind in dem Propagandastreifen Kampf um Norwegen – Feldzug 1940 zu sehen.

Josef Dietze war ab 1913 mit Anna, geb. Dietrich, verheiratet. Er starb 1949 in seiner Wohnung in Berlin-Neukölln.

Filmografie

Stummfilme

  • 1919: Eine Nacht gelebt im Paradiese (WT = Wanda Treumann)
  • 1919: Der Geisterseher, auch: Das Verbrechen aus Eifersucht, Wenn Frauen lieben
  • 1919: Die da sterben, wenn sie lieben (WT)
  • 1919: Das Geheimnis des Schafotts (WT)
  • 1919: Der violette Tod (WT)
  • 1919: Salome (WT)
  • 1920: Das Land der Verheißung
  • 1920: Der Unerkannte (Orplid) [Kamera mit Hermann Saalfrank]
  • 1920: Seelen im Sumpf (WT)
  • 1920: Der Kelch der Keuschheit (WT)
  • 1920: Die Schmugglerin (WT)
  • 1920: Der Mann in der Falle (Orplid)
  • 1920: Ninon de l’Enclos (WT)
  • 1920: Frauenliebe. Mosaik, aus drei Steinbildern zusammengesetzt
  • 1920: Der Plan der Drei (Orplid)
  • 1920: Das Geheimnis der Mitternachtsstunde (Orplid)
  • 1921: Der letzte Mensch
  • 1921: Die Frau mit den 10 Masken. 1.Begebenheit: Das Grab ohne Toten (WT)
  • 1921: Die Frau mit den 10 Masken. 2.Begebenheit: Der Schatten des Gehenkten
  • 1922: Die Frau mit den 10 Masken. 3.Begebenheit: Tote, die leben (WT)
  • 1922: Die Frau mit den 10 Masken. 4.Begebenheit: Das Haus der Verrufenen (WT)
  • 1922: Gräuel der Finsternis (WT)
  • 1922: Der Mann ohne Beruf
  • 1922: Nur eine Nacht („Nick Carter“-Abenteuer)
  • 1922: Frauen, die die Ehe brechen („Nick Carter“-Abenteuer)
  • 1924: Der Narr und die Anderen
  • 1924: Harry Hills Jagd auf den Tod 1. Teil („Harry Hill“-Abenteuer)
  • 1924: Harry Hills Jagd auf den Tod 2. Teil
  • 1925: Götz von Berlichingen zubenannt mit der eisernen Hand
  • 1925: Leichtsinn und Liebe
  • 1926: Lieb Heimatland
  • 1926: Das war in Heidelberg in blauer Sommernacht
  • 1927: Einbruch in die Villa Hawarth [Kamera mit Herbert Körner]
  • 1927: Das Mädchen von der Heilsarmee
  • 1929: Großstadtkinder – Zwischen Spree und Panke

Tonfilme

Literatur

  • Gero Gandert: 1929 – Der Film der Weimarer Republik, illustrierte Ausgabe. Verlag Walter de Gruyter, 1993. ISBN 9783110852615. Länge 916 Seiten
  • Daniel Wildmann: Begehrte Körper: Konstruktion und Inszenierung des „arischen Männerkörpers“ im „Dritten Reich“. Würzburg, Verlag Königshausen & Neumann, 1998. ISBN 9783826014178. Länge 160 Seiten
  • Mervi Pantti: „Öljy, josta palava isänmaanrakkaus imee voimansa“ – Kalle Kaarna ja elokuvat 1927–1939 (Aufsatz über Kalle Kaarna, 1887–1964, Regisseur) bei elonet.fi (finnisch).

Einzelnachweise

  1. Der Unerkannte, Der Mann in der Falle, Der Plan der Drei und Das Geheimnis der Mitternachtsstunde, alle 1920 und mit dem Detektiv Martens, gespielt von Harry Frank, als Helden.
  2. Sarastus Oy:lle elokuvat Jääkärin morsian (1931), Erämaan turvissa (1931) ja Kuisma ja Helinä (1932); vgl. Mervi Pantti: „Öljy, josta palava isänmaanrakkaus imee voimansa“ – Kalle Kaarna ja elokuvat 1927–1939 (Aufsatz über Kalle Kaarna, 1887–1964, Regisseur) bei elonet.fi (finnisch).
  3. Landesarchiv Berlin, Heiratsregister Standesamt Berlin-Treptow, Nr. 63/1913 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  4. Landesarchiv Berlin, Sterberegister Standesamt Neukölln von Berlin, Nr. 2597/1949 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  5. Einer der „Schlager“-Filme, die sich an den Erfolg eines Liedschlagers anzuhängen suchten, hier an die titelgebende Komposition von Hermann Krome, zu der Willy Weiss den Text schrieb. Sie war auf der Grammophonplatte ein Erfolg, vgl. Etikett bei ytimg.com (Memento des Originals vom 19. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., online bei YouTube.
  6. Enthielt einen „theme song“ von Bruno Gellert, Schicksalsfügung, dessen Text Ludwig Hamburger dichtete.
  7. Zusammen mit Paul Holzki, vgl. Gandert 1929, S. 260. Der Arbeitstitel des Films lautete „Heinrich Zille (Das Leben eines großen Meisters)“; dieser erst vor kurzem, am Morgen des 9. August 1929, verstorbene Künstler wurde von Karl Töpfer gespielt. In der Kinowerbung wurde „Großstadtkinder“ als „Zille-Gedenkfilm“ angekündigt, wogegen sich Otto Nagel in Berlin am Morgen Nr. 225 vom 8. Dezember 1929 verwahrte (Gandert 1929, S. 261).
  8. Auch: Tundra – Valse triste, vgl. Kinoplakat (Memento des Originals vom 24. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. mit Namensnennung „J. Dietze“.
  9. Zweisprachiges (finnisch-schwedisch) Kinoplakat mit Namensnennung „J. Dietze“.
  10. IMDb gibt an, Dietze habe uncredited mitgewirkt, dagegen filmportal.de (Olympia (2 Teile). In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 28. Dezember 2016.) und neuerdings Wildmann (S. 160), der die Nennung der Photographen im Programmheft konstatiert.
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