Joseph Dossenberger (* 9. März 1721 in Wollishausen; † 15. Mai 1785 in Wettenhausen) war ein schwäbischer Baumeister, Vertreter des Rokoko und des Frühklassizismus.
Leben und Wirken
Joseph Dossenberger war der Sohn des Maurermeisters und Müllers Joseph Dossenberger und Bruder des Baumeisters Johann Adam Dossenberger (1716–1759). Er ging bei seinem Vater in die Lehre, arbeitete mit diesem und seinem Bruder zusammen und war seit 1739 am Bau der Pfarrkirche St. Laurentius in Reinhartshausen und seit 1747 am Bau der Pfarrkirche in Wollishausen tätig.
1748 wurde er Baumeister des Augustiner-Chorherrenstifts Wettenhausen. In erster Ehe war er mit der Witwe Maria Anna Stengelmayr, geb. Winkler, verheiratet. Nach deren frühem Tod heiratete der inzwischen 46-jährige fünf Wochen später die um 22 Jahre jüngere Maria Magdalena Kramer. Aus der Ehe gingen zehn Kinder hervor.
Neben seiner Anstellung in Wettenhausen übte er das Amt eines Inspektors und Direktors des Bauwesens der Markgrafschaft Burgau aus und war als solcher für die Ausgestaltung von Günzburg zuständig. Der sich eines guten Rufes erfreuende Baumeister erhielt ferner Aufträge von Adelsfamilien, wie von Riedheim, von Freyberg, von Stauffenberg, von Vöhlin, von Eyb und von Thurn und Taxis. Zusätzlich war er noch als Gutachter sowie selbst als Straßenbauer und Innenarchitekt tätig, betrieb einen Farben-, Eisen- und Baumaterialienhandel sowie ab 1778 eine Wirtschaft.
Joseph Dossenberger errichtete oder veränderte über 40 Sakralbauten in Schwaben. Die bedeutendsten befinden sich in Mindelaltheim (die kreuzförmige Wallfahrtskirche Heilig Kreuz), Dettingen am Albuch, Oberelchingen (ehemalige Klosterkirche St. Peter und Paul), Waldkirch (Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Schmerzen), Oxenbronn, Autenried, Scheppach (Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt), Dischingen und Deisenhausen, um nur einige zu nennen. Möglicherweise geht auf ihn auch der Entwurf zum Neubau der Ichenhausener Synagoge zurück (1781). Außerdem zeichnete er für die Errichtung von circa 20 Pfarrhöfen verantwortlich und erbaute beispielsweise die Sommerresidenz der Wettenhauser Pröpste in Großkötz, sowie in Günzburg die ehemalige vorderösterreichische Kaserne, in der heute die Volkshochschule Günzburg untergebracht ist.
Ehrungen
In Günzburg ist das Gymnasium nach dem Baumeister benannt. Ferner tragen Straßen unter anderem in Bobingen, Dischingen, Gessertshausen, Günzburg, Ichenhausen, Jettingen, Mindelaltheim und Wettenhausen den Namen Dossenbergers.
Literatur
- A. Pfeffer: Doosenberger, Josef. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 9: Delaulne–Dubois. E. A. Seemann, Leipzig 1913, S. 498 (Textarchiv – Internet Archive).
- Alois Wohlhaupter: Die Brüder Hans Adam und Joseph Dossenberger. Zwei Baumeister des schwäbischen Spätbarocks. Schnell & Steiner, München 1950.
- Karl Heinrich Koepf: Joseph Dossenberger (1721–1785). Ein schwäbischer Baumeister des Rokoko. Weißenhorn 1973.
- Karl Heinrich Koepf: Die schwäbischen Baumeister Dossenberger In: Lebensbilder aus dem bayerischen Schwaben, Bd. 11, 1976, S. 140–162.
- Matthias Kunze: Dossenberger. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 29, Saur, München u. a. 2001, ISBN 3-598-22769-8, S. 152 f.
- Hans-Michael Körner: Große Bayerische Biographische Enzyklopädie. De Gruyter, Berlin u. a. 2005, ISBN 978-3-110-97344-0, S. 389.
Weblinks
- Lebenslauf von Joseph Dossenberger auf schwabenmedia.de
Fußnoten
- ↑ Martin Stankowski: Die ehemalige Synagoge in Ichenhausen. Zur Autorschaft Joseph Dossenbergers. In: Jahrbuch der bayerischen Denkmalpflege, Jg. 40 (1986), S. 305–309. (Mit starken Zweifeln an der Zuweisung.)