Josef Kriehuber (* 14. Dezember 1800 in Wien; † 30. Mai 1876 ebenda) war ein österreichischer Lithograf und Maler.
Leben
Kriehuber wurde bereits mit 13 Jahren in die Zeichenklasse der kaiserlichen Akademie in Wien aufgenommen. 1818 begleitete er den Fürsten Sanguszko als Zeichenlehrer nach Polen. 1821 kehrte er nach Wien zurück. Um sich Geld für das Studium an der Akademie und für den Lebensunterhalt zu beschaffen, wurde er einer der fleißigsten lithografischen Mitarbeiter des Verlags Trentsensky. 1826 erschienen seine ersten Porträts in der neuen Drucktechnik der Lithografie. In den nächsten Jahrzehnten wurde Kriehuber der meistgesuchte und bestbezahlte Porträtist Wiens des Biedermeier. Sein Erfolg rührt wohl daher, dass er es meisterhaft verstand, Männer bedeutender und Frauen schöner darzustellen, als sie in Wirklichkeit waren.
Mit dem Aufkommen der Fotografie sank der Stern Kriehubers. 1860 erhielt er noch als erster Künstler in Österreich den Franz-Joseph-Orden. Seine letzten Lebensjahre waren von dem Mangel an Aufträgen und Armut überschattet. Er starb am 30. Mai 1876 in seiner Heimatstadt. Seine letzte Ruhestätte, heute ein ehrenhalber gewidmetes Grab, fand er auf dem Wiener Zentralfriedhof (11-2-49).
Bedeutende Sammlungen seiner Werke befinden sich in der Graphischen Sammlung Albertina und der Porträtsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Seit 1889 ist in Wien-Margareten die Kriehubergasse nach ihm benannt.
Sein Sohn war der Zeichner und Lithograf Fritz Kriehuber.
Werk
Sein Werk, ein Abbild der Wiener Gesellschaft dieser Epoche, umfasst ungefähr 3000 Porträtlithografien, daneben einige hundert Aquarelle. Man findet kaum eine bedeutende Persönlichkeit dieser Zeit, die nicht von Kriehuber porträtiert wurde. Zu nennen sind u. a.:
- Elias Parish Alvars
- Ole Bull
- Carl Czerny
- Anton Diabelli
- Gaetano Donizetti
- Anton Dreher senior
- Fanny Elßler
- Stephan Ladislaus Endlicher
- Kaiser Franz I. von Österreich
- Carl von Ghega
- Franz Grillparzer
- Friedrich Halm
- Joseph von Hammer-Purgstall
- Friedrich Hebbel
- Carl Heissler
- Erzherzog Johann
- Erzherzog Karl Ludwig
- Therese Krones
- Franz Liszt
- Marie-Louise von Österreich
- Ferdinand Maximilian von Österreich
- Fürst Wenzel von Metternich
- Giacomo Meyerbeer
- Johann Nestroy
- Niccolò Paganini
- Josef Radetzky
- Fritz Reuter
- Moritz Gottlieb Saphir
- Franz Schubert
- Robert Schumann
- Johann Kaspar von Seiller
- Ignaz von Seyfried
- Sophie von Österreich
- Etelka Szapáry
- Wilhelm von Tegetthoff
- Sigismund Thalberg
- Caroline Unger
- Henri Vieuxtemps
- Leopold Welzl von Wellenheim
- Iuliu Barasch
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Kriehuber, Joseph. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 13. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1865, S. 219–231 (Digitalisat).
- Rudolf von Eitelberger von Edelberg: Gesammelte kunsthistorische Schriften. Band 1, Braumüller, Wien 1879, S. 90.
- Karl Weiß: Kriehuber, Josef. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 166 f.
- Josef Kriehuber. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 21: Knip–Krüger. E. A. Seemann, Leipzig 1927, S. 535–536.
- Wolfgang von Wurzbach: Katalog der Porträtlithographien Josef Kriehubers. 2. Auflage. Walter Krieg Verlag, Wien 1958.
- Schöny: Kriehuber Josef. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1969, S. 273 f. (Direktlinks auf S. 273, S. 274).
- Peter Wirth: Kriehuber, Josef. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 45 f. (Digitalisat).
- Selma Krasa: Josef Kriehuber 1800–1876: Der Porträtist einer Epoche. Edition Christian Brandstätter, Wien 1987.
Weblinks
- Eintrag zu Josef Kriehuber im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Literatur von und über Josef Kriehuber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Josef Kriehuber – Museumsportal Schleswig-Holstein