Prinzessin Sophie Friederike von Bayern, vollständiger Name Sophie Friederike Dorothea Wilhelmine von Bayern (* 27. Januar 1805 in München; † 28. Mai 1872 in Wien), war durch Heirat mit Franz Karl von Österreich, dem Bruder von Kaiser Ferdinand I., Erzherzogin von Österreich.

Sie war die Mutter von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich und von Erzherzog Maximilian, dem späteren Kaiser von Mexiko. Kronprinz Rudolf und Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-Este waren Enkel von Sophie. Elisabeth Petznek und der letzte österreichische Kaiser, Karl I., waren ihre Urenkel.

Biografie

Kindheit und Jugend

Sophie war die Tochter von König Maximilian I. Joseph von Bayern und seiner zweiten Ehefrau Karoline Friederike Wilhelmine von Baden, sowie eine Schwester der Königin Elisabeth Ludovika von Preußen und Zwillingsschwester der Königin Maria von Sachsen. Eine weitere Schwester Ludovika Wilhelmine von Bayern (1808–1892) heiratete Max Joseph in Bayern. Eine Tochter des Paares war die spätere Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (Sisi), die später Sophies Sohn, Kaiser Franz Joseph I., heiratete. Sisi war damit nicht nur Sophies Nichte, sondern auch gleichzeitig ihre Schwiegertochter.

Die Eltern kümmerten sich – entgegen den damaligen Gepflogenheiten – persönlich um die zahlreichen Kinder. Sie wollten diese zu modern denkenden Menschen erziehen, was trotz aller Freizügigkeit bestimmte Regeln beinhaltete, wie z. B. absolute Pünktlichkeit, die an erster Stelle stand. Sophie galt als ausgesprochen hübsches Mädchen und wurde später von König Ludwig I., ihrem Halbbruder, in seine berühmte Schönheitengalerie aufgenommen, die heute noch im Schloss Nymphenburg zu besichtigen ist. Für ihren Vater war die Absicht von Kaiser Franz I. von Österreich, seinen zweitgeborenen Sohn Franz Karl mit Sophie zu verheiraten, äußerst wichtig und so wurden kaum Recherchen über den Zukünftigen und dessen Geschwister angestellt. Die erste Begegnung mit ihrem zukünftigen Ehemann war für die junge Frau nicht nach ihrem Geschmack; aber politische Gründe hatten Priorität – der Zukünftige war der zweite in der habsburgischen Thronfolge und der eigentliche Thronfolger würde aufgrund seiner schweren Epilepsie wohl kaum jemals den Thron besteigen. Eine reichliche Aussteuer wurde zusammengestellt. Die Hochzeit fand am 4. November 1824 in Wien statt.

Zukünftige Kaisermutter

Erst nach sechs Ehejahren und mehreren Fehlgeburten kam, nach mehreren Kuraufenthalten Sophies in Ischl, das erste Kind des Paares, Franz Joseph, zur Welt, zwei bzw. drei Jahre später die Söhne Maximilian und Karl Ludwig und zwölf Jahre später Ludwig Viktor. Sie hatte auch eine Tochter: Erzherzogin Maria Anna (1835–1840), die aber nur vier Jahre alt wurde: Wie ihr Onkel Kaiser Ferdinand I. litt sie an epileptischen Anfällen und starb daran. Bereits früh ging die als energisch geschilderte Erzherzogin daran, ihren Erstgeborenen als künftigen Thronerben zu positionieren.

In der Krise der österreichischen Monarchie im Revolutionsjahr 1848 waren der Thronverzicht des regierungsschwachen Kaisers Ferdinand I. und ein Neubeginn die einzigen Chancen. Laut der historischen Forschung erwies sich Sophie während der bei Hofe Chaos auslösenden Revolutionen als der "Einzige Mann bei Hofe" und bewies in dieser Zeit ihren Führungssinn. So soll sie an der Entlassung von Staatskanzler Metternich maßgeblichen Anteil gehabt und gemeinsam mit Kaiserin Maria Anna zielstrebig den Kaiser zum Thronverzicht zugunsten ihres Sohnes Franz Joseph bewogen haben. Sophie verzichtete selbst darauf, Kaiserin zu werden, indem sie ihren Ehemann, den nächsten in der Thronfolge, darin bestärkte, zugunsten des gemeinsamen Sohnes zurückzustehen. So konnte Franz Joseph am 2. Dezember 1848 als 18-Jähriger Kaiser werden, ohne zuvor Thronfolger gewesen zu sein.

In seinen ersten Regierungsjahren war Sophie (der nachgesagt wird, sie sei eine Gönnerin der Ultramontanen gewesen) dem zu jungen und unerfahrenen Kaiser eine große Stütze und gehörte zu seinen wichtigsten Ratgebern, insbesondere bei einer die Ambitionen der magyarischen Oberschicht eindämmenden, neoabsolutistischen Politik. Ihre Schwiegertochter und Nichte, Kaiserin Elisabeth, versuchte dies später dadurch auszugleichen, dass sie den Ungarn mit besonderer Liebenswürdigkeit entgegenkam. Franz Joseph hingegen versuchte zumindest teilweise, den Einfluss seiner Mutter auf seine Regierung hintanzuhalten.

Die vor allem von Egon Cäsar Conte Corti und später in den Sissi-Filmen verbreitete Ansicht, Sophie sei für Elisabeth eine „böse Schwiegermutter“ gewesen, lässt sich laut Georg Markus und Ingrid Haslinger nicht aufrechterhalten. Sophie befürwortete es demnach, dass sich Elisabeth selbst um ihre Kinder kümmerte, und äußerte in ihrer Korrespondenz mit anderen Familienmitgliedern kein böses Wort über die junge Kaiserin.

Sophie war 1855 Taufpatin ihrer ersten Enkelin, die auch nach ihr benannt wurde: Sophie Friederike, Tochter von Franz Joseph I. und Elisabeth. Das Kind starb mit zwei Jahren.

Nachdem ihr Lieblingssohn Maximilian, Kaiser von Mexiko, 1867 in Mexiko erschossen worden war, verlor Sophie jeden Lebensmut und überlebte ihn nur um fünf Jahre. Nach einem Besuch im Burgtheater zog sie sich eine schwere Lungenentzündung zu, an der sie starb.

Erzherzogin Sophie wurde in der Kapuzinergruft in Wien beigesetzt. Neben ihr ruhte der Herzog von Reichstadt (sein Leichnam wurde 1940 auf Befehl Hitlers nach Paris transferiert). Zwischen ihr und ihrem Ehemann Franz Karl ruht ein am 24. Oktober 1840 totgeborener Sohn. Ihr Lieblingssohn Maximilian ruht im selben Teil der Gruft, jedoch nicht neben ihr.

Nachkommen

Rezeption

Erzherzogin Sophie wurde in Bühnenstücken und Filmen meist negativ dargestellt, bekannteste Interpretationen ihrer Person ist die von Vilma Degischer gespielte Rolle in den Sissi-Filmen sowie die Rolle der Erzherzogin im Musical Elisabeth. Diese Darstellungen prägten wesentlich das Image von Sophie als „böser Frau“, das jedoch nur bedingt der Wahrheit entsprach.

Kino und Fernsehen

In der Animationsfilm-Parodie Lissi und der wilde Kaiser wird sie als „Kaiserinmutter Sybille“ parodiert, gesprochen von Lotte Ledl.

Ehrungen

In Bad Ischl, wo die Erzherzogin über viele Jahre gemeinsam mit ihrer Familie zur Sommerfrische weilte, erinnert seit 1830 die Sophien Esplanade am Ufer der Traun an sie. Ferner trägt ein außerhalb des Ortes gelegener Aussichtspunkt auf den Dachstein und Richtung Wolfgangsee den Namen Sophien Doppelblick. Dieser soll ein Lieblingsort der Erzherzogin gewesen sein.

Im Wienerwald erinnert die Sophienalpe (477 m ü. A.) an Erzherzogin Sophie, hier soll sie regelmäßig den Sommer verbracht haben. In Wien sind die Sofiensäle, das ehemalige 1848 eröffnete Sophien-Bad, nach ihr benannt. Weiters trug die heutige Rotundenbrücke über den Donaukanal von 1824 bis 1918 ihr zu Ehren den Namen Sophienbrücke. Ihr Tod war ausschlaggebend dafür, ein in den Vorstädten geplantes Krankenhaus nach ihr Sophienspital zu nennen, es war bis 2017 in Betrieb. Die Zukunft des Komplexes ist jedoch ungewiss. Im Stiegenhaus eines nach Erzherzogin Sophie benannten Wohnhauses in der Apollogasse in Wien-Neubau (unweit des Sophienspitales) erinnert eine Gedenktafel an die Namenspatin.

In ihrer Heimatstadt München wurde nach ihr die Sophienstraße benannt.

Der Kurort Franzensbad in Böhmen benannte eine seiner Heilquellen nach Sophie. In Prag trug die Moldau-Insel Slovanský ostrov von 1838 bis 1925 den Namen Sofieninsel. Das dort befindliche, 1838 errichtete Palais trägt als Palác Žofín noch immer ihren Namen. Im Museum von Bad Pirawarth (Niederösterreich) erinnert eine zeitgenössische Büste Sophies aus dem Besitz der Burgschauspielerin Charlotte Wolter an den Kuraufenthalt der Erzherzogin im Jahr 1827. Noch 1908 wurde eine neu entdeckte Quelle ihr zu Ehren Sophienquelle genannt.

Nach der Erzherzogin wurde das erste Schiff der Traunsee-Schifffahrt benannt, der 1839 gebaute Raddampfer Sophie. Zu den ersten Schiffen des 1837 gegründeten Österreichischen Lloyds zählte der 1832 in Triest ursprünglich für die DDSG vom Stapel gelaufene Raddampfer "Arciduchessa Sofia". Weiters wurde ein 1845 in Dienst gestellter Raddampfer der Ersten Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft nach ihr benannt. Der 1938 in "Melk" umbenannte Dampfer wurde erst nach 110-jähriger Dienstzeit im Jahr 1955 außer Dienst gestellt.

Briefe

Literatur

Commons: Sophie Friederike, Prinzessin von Bayern – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Georg Markus: Keine böse Schwiegermutter. In: Kurier, Wien, 20. Oktober 2013, S. 22. Kurier-Serie Es war ganz anders, Teil 8, Auszug aus Georg Markus’ gleichnamigem Buch, Amalthea, Wien 2013
  2. Sophien-Doppelblick. Abgerufen am 9. August 2023.
  3. ANNO, Linzer Zeitung, 1839-05-24, Seite 3. Abgerufen am 1. September 2022.
  4. Fritz Reuter Literaturarchiv Berlin
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