Wolfgangsee Abersee | ||
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Wolfgangsee von Südosten. Rechts der Schafberg | ||
Geographische Lage | Salzkammergut, Österreich | |
Zuflüsse | Zinkenbach, Ditlbach, Kesselbach, Kohlbach | |
Abfluss | Ischler Ache/Ischl → Traun → Donau → Schwarzes Meer | |
Inseln | Metzgerinsel | |
Orte am Ufer | St. Wolfgang, St. Gilgen, Strobl | |
Daten | ||
Koordinaten | 47° 45′ N, 13° 24′ O | |
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Höhe über Meeresspiegel | 538 m ü. A. | |
Fläche | 13,13 km² | |
Länge | 10,3 km | |
Breite | 2 km | |
Volumen | 667,5 Mio. m³ | |
Umfang | 56,6 km | |
Maximale Tiefe | 112,9 m | |
Mittlere Tiefe | 50,8 m | |
Einzugsgebiet | 124,5 km² |
Der Wolfgangsee, mit älterem Namen auch Abersee, ist ein Alpenrandsee im Salzkammergut und liegt auf 538 m ü. A. (Meter über Adria). Der Ablauf des Wolfgangsees ist die Ischl, die über die Traun in die Donau entwässert. Mit einer Wasserfläche von 13 km² ist er einer der größten Seen in der Region. Durch den See verläuft die Seidenfadengrenze, Österreichs einziger sich selbst verlagender Landesgrenze, die den See in einen salzburgischen und oberösterreichischen Teil trennt. Der Wolfgangsee ist ein bedeutendes Tourismusziel und ein beliebter Badesee sowie ein Tauch- und Segelrevier. Der See ist nach der Gemeinde Sankt Wolfgang im Salzkammergut benannt.
Geographie
Der Wolfgangsee liegt im Salzkammergut in den Bundesländern Salzburg und Oberösterreich. Verwaltungsmäßig gehört der größte Teil des Sees zum Bezirk Salzburg-Umgebung im Flachgau und der kleinere Teil zum oberösterreichischen Bezirk Gmunden im Traunviertel. Die Landesgrenze verläuft von Sankt Wolfgang im Salzkammergut zum Ausfluss der Ischl. Größere Orte am Salzburger Ufer sind die Gemeinden Sankt Gilgen im Nordwesten und Strobl im Südosten. Zusätzlich haben noch die Katastralgemeinden Winkl und Ried Anteil an der Salzburger Seefläche. Die Gemeinde Sankt Wolfgang im Salzkammergut im Nordosten liegt in Oberösterreich.
Der von Nordwest nach Südost langgestreckte See hat eine Länge von 10,3 km und eine maximale Breite von 2 km. Die Oberfläche beträgt etwa 13,13 km², die durchschnittliche Tiefe 50,8 m. Die tiefste Stelle wird mit 112,9 m angegeben. Das Wasservolumen beträgt 667,5 Millionen Kubikmeter.
Ufer
Die Uferlänge des Wolfgangsees beträgt 56,6 km. Mehr als die Hälfte des Ufers ist stark verbaut und der größte Teil der Uferstrecken ist im Privatbesitz und nicht öffentlich zugänglich. Die Gemeinden am Wolfgangsee haben ihren Siedlungskern am Ufer oder in Ufernähe. An den übrigen besiedelbaren Uferabschnitten befanden sich ursprünglich verstreute Gehöfte, um die sich Streusiedlungen entwickelten. Durch den Tourismus befinden sich am Ufer eine große Anzahl von Campingplätzen, Seebädern und anderen touristischen Einrichtungen. Etwa 56 % des Wolfgangseeufers sind deutlich beeinträchtigt. Besonders davon betroffen sind die Abschnitte in St. Gilgen, Strobl und St. Wolfgang. 40 % können als naturnah bzw. natürlich eingestuft werden.
Morphologie
Durch den Geschiebeeintrag des Zinkenbaches bildete sich die etwa 5 km² große Zinkenbach-Halbinsel im Südwesten. Zusammen mit dem kleineren gegenüberliegenden Delta des Ditlbaches bewirkte dies eine Gliederung des Sees in zwei ungleiche Becken. Im Bereich der Einschnürung hat der Wolfgangsee nur mehr eine Breite von 250 m und eine Tiefe von 20 m. Das St. Gilgener Becken hat mit 507,4 Millionen m³ Wasser ein fast dreimal größeres Volumen als das seichtere Strobler oder St. Wolfganger Becken.
Die einzige Insel im Wolfgangsee ist die winzige Metzgerinsel mit dem Ochsenkreuz.
Verkehr
Die Wolfgangsee Straße (B 158) führt von Salzburg kommend von St. Gilgen entlang des Südwestufers über Strobl nach Bad Ischl. Die St. Wolfgang Straße (L 546) verläuft am Nordufer bis nach St. Wolfgang. Von Norden führt die Mondsee Straße (B 154) vom Mondsee über die Scharflinger Höhe nach St. Gilgen. Als Verbindung von St. Wolfgang nach St. Gilgen auf der Nordseite des Sees existiert nur ein Fußweg über die Erhebung der Falkensteinwand.
Grenze und Besitz
Das Gebiet am Wolfgangsee lag im Territorium des Klosters Mondsee und des Erzstifts Salzburg. Mondsee und Salzburg erhoben Ansprüche auf die Fischereirechte im Wolfgangsee und die Jagd- und Holzrechte am Schafberg. Dies führte zu jahrhundertelangen Grenzstreitigkeiten. Mit der Hüttensteinischen Grenzregelung aus dem Jahre 1462 wurde eine erste Grenze festgelegt. Dazu wurde ein Seidenfaden zwischen Pflöcken an der Ditlbachmündung und der Stelle, an der die Ischler Ache als Abfluss den Wolfgangsee verlässt, gespannt. Der nördliche Teil der rund 4 km langen Grenze gehörte zu Mondsee und somit zu Oberösterreich, der südliche Teil zum Erzstift Salzburg. Durch den Vorbau des Ditlbachdeltas musste die Grenze ständig nachgemessen werden. Außerdem war von der Ditlbachmündung die Ischler Ache nicht sichtbar und die Grenzstreitigkeiten dauerten an. Erst mit dem Grenzrezess vom 26. Mai 1689 zwischen Kaiser Leopold I. und dem Fürsterzbischof Johann Ernst von Thun und Hohenstein wurden die bis heute gültigen Grenzen festgelegt. Die Seidenfadengrenze verläuft heute von der Ditlbachmündung zum Südwestende des Bürgl und weiter zum Ausrinn der Ischler Ache. Sie ist heute die einzige sich selbst verlagernde Landesgrenze Österreichs. Durch den Vorbau des Ditlbachdeltas wird der oberösterreichische Anteil des Sees laufend größer. Die 1978 gegründete oberösterreichisch-salzburgische Raumordnungskommission ist zuständig für die Festlegung des Grenzverlaufs. Die Forstverwaltung Herrschaft St. Wolfgang, im Besitz der Familie Scheidt, ist im Besitz des oberösterreichischen Teils des Wolfgangsees. Der Salzburger Anteil ist im Besitz der Österreichischen Bundesforste.
Hydrologie
Das hydrologische Einzugsgebiet des Attersees hat eine Gesamtfläche von 124,5 km². Mit rund 59 km² entwässert der Zinkenbach mit seinen Teileinzugsgebieten mehr als die Hälfte des Einzugsgebietes und ist der bedeutendste Zubringer zum See. Die anderen nennenswerten Zuflüsse sind der Oppenauer Bach, Kohlbach, Seebach und der Ditlbach. Der Abfluss erfolgt am Ostende in die Ischler Ache (Ischl) mit einem mittleren Abfluss (MQ) von 5,4 m³/s. Die Wassererneuerungszeit beträgt 3,9 Jahre.
Zur Erleichterung der Holztrift wurde seit 1590 eine Klause betrieben. Das heutige Klauswehr wurde 1994/95 vom Wasserverband „Wolfgangsee-Klause“ errichtet. Die Grenzwasserstände werden durch die Klauswehrordnung geregelt. Durch diesen künstlichen Eingriff verringerte sich die durchschnittliche Jahresamplitude von mittlerem Hochwasser zu mittlerem Niederwasser von 108 cm auf 65 cm und die Differenz des höchsten und niedrigsten Monatsmittels von 40 cm auf 7 cm.
Geologie
Tektonik
Der Wolfgangsee ist ein Teil der Nördlichen Kalkalpen und wird von Gesteinen der Staufen-Höllengebirgs-Decke des Tirolischen Deckensystems umrahmt. Während der Bewegung der Staufen-Höllengebirgs-Decke nach Norden wurden das jüngere Bajuvarikum und das Rhenodanubische Deckensystem nordvergent überschoben. Die Staufen-Höllengebirgs-Decke ist durch das dextrale Blattverschiebungssystem der Nordwest nach Südost verlaufenden Wolfgangsee-Störung in zwei Schollen zerlegt. Im Südwesten liegt das Osterhorn-Tirolikum und im Nordosten das Schafberg-Tirolikum. Entlang dieser Störung wurden am Südwestufer Gesteine der unterlagernden Flyschzone und des Helvetikums durch die kalkalpine Schichtfolge bis an die Oberfläche hochgeschürft.
Der Wolfgangsee wird südwestseitig durch die leicht zerfallenden Gosauschichten aus Mergel, Sandstein und Konglomerat, nordostseitig vorwiegend durch die Lias-, Hierlatz- und thitonischen Plassenkalke des Schafberges umrahmt.
Ehemalige Vergletscherung
Das Gebiet um den Wolfgangsee war während der Eiszeiten immer vergletschert. Der mächtige Traungletscher verzweigte sich bei Bad Ischl und floss mit einem Seitenast durch das Ischltal über den Wolfgangsee zum Mondsee. Am Höhepunkt der jeweiligen Vereisung erfüllten große Eismassen die Täler und reichten immer wieder bis auf rund 1400 m ü. A. Nur der Gipfelbereich des Schafbergs ragte als Nunatakker aus den Eisströmen heraus. In den Tälern entstanden übertiefte Becken, die heute von Seen und deren Ablagerungen ausgefüllt sind.
Nachdem das Seebecken eisfrei geworden war, begann der Zinkenbach mit der Bildung der Deltaebene der Zinkenbach-Halbinsel, die auch heute noch vorgebaut wird. Die heutige Geschiebefracht des Zinkenbachs von etwa 7.400 m³ pro Jahr würde unter gleich bleibenden klimatischen Verhältnissen und dementsprechender Schuttzufuhr bedeuten, dass dieser Vorgang den Wolfgangsee in rund 90.000 Jahren völlig mit Sediment verfüllen und zum Verschwinden bringen würde.
Klima
Die Wetterwarte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in St. Wolfgang im Salzkammergut (539 m ü. A.) stellt exakte Daten für den Wolfgangsee zur Verfügung. Die Klimadaten zeigen eine für die Nördlichen Kalkalpen typische Temperatur- und Niederschlagsverteilung: kühle und niederschlagsreiche Sommer und niederschlagsarme Winter. Der Jahresniederschlag beträgt 1467 mm und die Jahresdurchschnittstemperatur 8,8 °C. Die im Salzkammergut nach Norden verschobenen Berge wirken gegen die von Westen kommenden Fronten wie Barrieren. Dies führt zu häufigen Stauniederschlägen. Gleichzeitig wirken die Seen mildernd auf Temperaturextreme. Durch die feuchten, warmen Luftmassen der umliegenden Seen kommt es im Herbst und Winter häufig zu stabilen Inversionswetterlagen.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für St. Wolfgang
Quelle: |
Flora und Vegetation
Die einzigen noch von Moor- und Röhrichtkomplexen eingenommene Seeuferzonen des Wolfgangsees befindet sich westlich des Blinklingmooses sowie südöstlich der Zinkenbach-Halbinsel zwischen den Gehöften Zierler und Pilzner. Die Bestände des Schilfrohrs (Phragmites australis) und der Gewöhnlichen Teichbinse (Schoenoplectus lacustris) sind seit etwa 1950 sehr stark zurückgegangen. Die Gründe dafür sind noch nicht geklärt. Die Schwimmblattvegetation des Wolfgangsees ist nur marginal ausgebildet. Bestände der Gelben Teichrose (Nuphar lutea) befinden sich südöstlich der Zinkenbach-Halbinsel.
An submersen Pflanzen konnten Quellmoos (Fontinalis antipyretica), Ähriges Tausendblatt (Myriophyllum spicatum), Spiegelndes Laichkraut (Potamogeton lucens), Durchwachsenes Laichkraut (Potamogeton perfoliatus) und das Kamm-Laichkraut (Stuckenia pectinata) nachgewiesen werden.
Fauna
Fische
Der Wolfgangsee bietet Lebensraum für eine große Artenvielfalt und zählt zum fischökologischen Seentyp „Elritzensee“. Dabei handelt es sich um Seen mit großer Wasserfläche, hoher Wassertiefe und einer Höhenlage von etwa 400 m ü. A. bis 1100 m ü. A. m Seehöhe. Die Leitfischart ist die Elritze. Weitere vorkommende Arten sind: Europäischer Aal, Aalrute, Aitel, Amerikanischer Seesaibling, Äsche, Bachforelle, Barbe, Brachse, Flussbarsch, Hecht, Karpfen, Koppe, Laube, Perlfisch, Regenbogenforelle, Rotauge, Rotfeder, Rußnase, Schleie, Schmerle, Seeforelle, Seelaube, Seesaibling, Steinbeißer, Zander. Vertreter der Gattung Coregonus werden lokal als Renken oder Reinanken bezeichnet. Entsprechend den vielen, unterschiedlichen regionalen Erscheinungsformen ist eine systematische Klassifikation der einzelnen Populationen der Gattung Coregonus schwierig.
Vögel
Die auffälligste Vogelart am Wolfgangsee und an den anderen Salzkammergutseen ist der Höckerschwan (Cygnus olor), dessen erste Ansiedlung 1950 erfolgte. Vorher war die Art auch als Wintergast nicht am See vorhanden. Es wurden vier Schwäne eingesetzt. Bis 1961 war der Bestand auf etwa 35 Tiere, davon sieben Brutpaare, angestiegen. Der genaue derzeitige Bestand ist unbekannt. Blässhuhn (Fulica atra) und Stockente (Anas platyrhynchos) zählen ebenfalls zu den häufigen Jahresvögeln.
Weichtiere
Im Wolfgangsee wurden insgesamt elf Wasserschnecken und neun Muschelarten nachgewiesen. Davon sind 15 in Roten Listen als gefährdet aufgenommen worden. Die Wandermuschel (Dreissena polymorpha) wurde in den 1970er Jahren eingeschleppt und kam bei Untersuchungen 2006 am Wolfgangsee an jedem untersuchten Standort mäßig häufig bis massenhaft vor. Bei der kleinen Metzgerinsel trat ein nahezu flächendeckendes Vorkommen auf.
Limnologie
Zirkulation
Durch die Gliederung des Wolfgangsees in zwei unterschiedliche große und tiefe Seebecken ist auch die Wasserzirkulation unterschiedlich. Da das St. Gilgener Becken nur in seltenen Fällen vollständig zufriert, tritt nur im Sommer eine Stagnationsphase mit der Ausbildung einer warmen, meist bis in 6 m reichenden Oberflächenschicht (Epilimnion) ein. Die Temperatursprungschicht (Metalimnion) reicht von etwa 6 bis in 12 m, darunter liegt der tiefe, gleichmäßig temperierten Teil (Hypolimnion). Die winterliche Wasserumwälzung erfolgt als Vollzirkulation. Diese dauert etwa von Mitte Jänner bis Mitte April. Da eine Eisdecke ausbleibt, kann der See weiter zirkulieren, wobei eine weitere Abkühlung erfolgt. Als Minimum wurden an der Maximaltiefe 3,5 °C gemessen. Ab Mitte/Ende April beginnt der neuerliche Aufbau der thermischen Sommerschichtung. Das St. Gilgener Becken ist daher einmal pro Jahr volldurchmischend (monomiktisch-holomiktischen).
Das Strobler Becken friert häufiger zu. Dadurch kommt es zu einer sommerlichen und einer winterlichen Stagnationsperiode und zwei Zirkulationsphasen (dimiktisch). Die herbstliche Zirkulationsphasen dauert etwa Mitte Jänner und erfasst den gesamten Wasserkörper. Die Frühjahrszirkulation ist kurz und dürfte wegen der sich rasch aufbauenden thermischen Schichtung den Grund nicht erreichen.
Sichttiefe
Der Jahresmittelwert der Sichttiefe liegt bei 8,2 m. Die minimale Sichttiefe betrug bei Messungen in den Jahren 1999 bis 2016 1,2 m, die maximale 16,1 m. Die Maxima werden im Winter erreicht. Generell ist die Transparenz im St. Gilgener Becken höher als im Strobler Becken. In letzterem kommt es bei Starkniederschlägen in erhöhtem Maß zur Einbringung von mineralischen Trübstoffen durch den Zinkenbach. Die geringe Sichttiefe und die im Sommer oft zu beobachtende milchig-türkise Färbung des Sees sind eine Folge der biogenen Entkalkung. Ein Teil des im Epilimnion ausgefällten Calciumcarbonats entgeht aber während der Sedimentation durch das Hypolimnion einer Rücklösung und lagert sich am Seegrund in Form von Seekreide ab.
Trophie
Der See weist eine niedrige Konzentration an Nährstoffen auf und ist somit oligotroph. Bei kontinuierlichen Messungen seit 1980 ergab sich für den Wolfgangsee ab 2000 ein mittlerer Phosphorgehalt von etwa 4 µg/l. Durch die Einleitung ungeklärter Abwässer konnte in den Jahren 1930 bis 1970 ein Eutrophierungstrend festgestellt werden und die Sauerstoffsättigung nahm unter 100 m stark ab. Über Grund war der See 1970 bereits sauerstofffrei. Die fortgesetzte Einleitung nährstoffreichen Abwassers in die Oberflächenschicht des St. Gilgener Beckens verursachte eine massive Zunahme der Algenbiomasse, die in einem Teil des Sees mit der rotbraun färbenden Uroglena-Algenblüte im Jahr 1974 ihren Höhepunkt erreichte. Daraufhin setzten Sanierungsmaßnahmen ein, die 1988 mit der Errichtung einer Ringkanalisation beendet wurden. Seit diesem Zeitpunkt werden die Abwässer aus dem Einzugsgebiet zentral in die Kläranlage Bad Ischl geleitet.
Namenskunde
Abersee ist der ältere und ursprüngliche Name des Wolfgangsees, der schon 788 als lacus Abriani urkundlich erstmals erwähnt wird. Es ist ein im Genitiv gefügter Besitzname mit dem Personennamen Abarin/Aparin unklarer Herkunft. Der See ist heute nach dem Ort St. Wolfgang benannt, dessen Kirche erstmals 1194 als capella Sancti Wolfgangi erwähnt wurde. Nach einer nicht haltbaren Legende des 13. Jahrhunderts wurde die Kirche vom Bischof Wolfgang von Regensburg Ende des 10. Jahrhunderts erbaut. Vielmehr befand sich hier eine Johannes dem Täufer geweihte Kirche, die 1183 als ecclesia Abersee erstmals urkundlich bezeugt ist.
Der Name Abersee hatte sich im Laufe der Zeit auf die gesamte Gegend um den See übertragen. So wird 1599 von St. Wolfgang „im aberseeischen Gebürg [= Gebirge]“ gesprochen. Auch erhielt eine am See befindliche Ansiedlung Zinkenbach (nach dem gleichnamigen Bach) diesen Namen, der heute als Abersee bezeichnete Ortsteil der Gemeinde St. Gilgen und der Ortsteil der Gemeinde Strobl.
Eine Benennung des Sees nach dem Ort St. Wolfgang findet sich erstmals mit „Wolfgangersee“ schon im Jahr 1381, blieb aber noch lange Zeit eine Ausnahme. Der Name nach der Ansiedlung fand auch Eingang in die ersten Landkarten des 16. und 17. Jahrhunderts, doch eine endgültige Verdrängung des Namens „Abersee“ durch „Wolfgangsee“ wird erst auf den stark zunehmenden Tourismus in der Gegend nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgeführt. Der Wolfgangsee wird heute nur noch selten „Abersee“ genannt.
Eine volkstümliche Deutung des Namens „Abersee“ will nahelegen, dass der See, der auch bei kalten Temperaturen selten zufriert und (umgangssprachlich) „aper“ bleibt, daher „Abersee“ hieße. „Aber“ lässt sich aber sprachlich nicht mit dem Wort „aper“ in Zusammenhang bringen, zumal dieses ‚schneefrei‘ bedeutet und nicht ‚eisfrei‘ (im Sinne von Eis aus gefrorenen Wassermassen). Außerdem ist ein vergleichsweise häufigeres Zufrieren anderer Seen nicht nachzuweisen. Verbreitet wurde diese frei erfundene Deutung in einer volkskundlichen Arbeit des Rechtsanwalts und Heimatforschers August Prinzinger d. Ä. aus dem Jahre 1890.
Wirtschaft
Tourismus
Die Haupterwerbsquelle der einheimischen Bevölkerung ist der Tourismus; in den drei Wolfgangseeorten befinden sich derzeit 8.500 Gästebetten, womit rund 900.000 Gästeübernachtungen jährlich erzielt werden. Rund 75 % der Übernachtungen entfallen dabei auf die Sommersaison. Im Jahr 1998 schlossen sich die Gemeinden Strobl, St. Gilgen und St. Wolfgang zu einer gemeinsamen touristischen Organisation zusammen, der Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft mbh (WTG). Diese vertritt die Tourismusregion Ferienregion Wolfgangsee und ist auch Mitglied des Kommunalverbands Salzkammergut (ebenfalls als GmbH organisiert). 1990 wurden am Wolfgangsee noch 1.300.000 Nächtigungen gezählt, im Jahr 2015 verzeichnete man 885.214 Übernachtungen und im Jahr 2016 917.929 Übernachtungen laut Jahresbericht der WTG. Geschäftsführer der WTG ist seit ihrer Gründung Hans Wieser. Für Wanderer gibt es einen ausgeschilderten, rund 27 km langen Rundweg um den See
Von 2007 bis 2015 wurde vom Hotel Scalaria in St. Wolfgang und Flying Bulls des Getränkekonzerns Red Bull im Juli ein mehrtägiges Flugboot/Wasserflugzeug-Treffen Scalaria Air Challenge mit Flugshows veranstaltet.
Schifffahrt
Die kommerzielle Wolfgangsee-Schifffahrt wurde im Jahr 1873 gegründet. Die Wolfgangsee-Schifffahrt war, wie die von St. Wolfgang ausgehende Schafbergbahn, bis 2005 Teil der Österreichischen Bundesbahn und wurde danach ausgegliedert. Beide werden heute von der Salzkammergutbahn GmbH betrieben, deren Gesellschafter zu fast 100 % das Salzburgische Infrastrukturunternehmen Salzburg AG ist. Neben dem Linienverkehr, der hauptsächlich zu Ausflugszwecken genutzt wird, werden auch verschiedene Sonderfahrten angeboten. Zudem existiert zwischen St. Wolfgang und Abersee eine von der Schifffahrtsgesellschaft unabhängige Fähre für Fußgänger und Radfahrer.
Fischerei
Die Fischrechte am Wolfgangsee befinden sich im Besitz zweier Familien. Die Fischmeister Bernhard Ebner in Fürberg und Nikolaus Höplinger in St. Wolfgang betreiben die Fischerei am See. Hauptfischarten sind der Seesaibling (Salvelinus alpinus) und die Reinanke (Coregonus sp.).
Sport
Der See gilt wegen seines meist ganzjährig sehr klaren Wassers auch als vorzügliches Tauchgebiet. Taucher finden bei der Franzosenschanze eine bizarre Unterwasserlandschaft mit versunkenen Bäumen vor. Unmittelbar vor der Fürbergbucht können anspruchsvolle Tauchgänge zu dem unter Wasser gelegenen Teil der Falkensteinwand gemacht werden, und vor der Marineschule in St. Gilgen liegen Artefakte aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs am Seegrund.
Die Falkensteinwand ist seit vielen Jahren eine Kletterwand und Treffpunkt für Klippenspringer. Mit einer Absprunghöhe von bis zu 28 m gehört die Falkensteinwand zu den weltweit höchsten Klippen, von denen gesprungen wird.
Der Wolfgangsee in Kunst und Literatur
In der Biedermeierzeit kamen Landschaftsmaler in das Salzkammergut und zum Wolfgangsee. Ferdinand Georg Waldmüller, August Schaeffer von Wienwald und Friedrich Gauermann schufen Werke mit dem Wolfgangsee und dessen Umgebung.
Literatur
- Land Salzburg, Abteilung 7: Wasser – Gewässerschutz (Hrsg.): Die großen Seen Salzburgs. Fuschlsee, Hintersee bei Faistenau, Wiestalstausee, Wolfgangsee, Zeller See - Beiträge zur limnologischen Entwicklung. Salzburg 2019 (salzburg.gv.at [PDF; 26,8 MB; abgerufen am 23. September 2023]).
- Dirk van Husen, Hans Egger: Erläuterungen zu Blatt 65 Mondsee. Hrsg.: Geologische Bundesanstalt. Wien 2014 (geologie.ac.at [PDF; abgerufen am 24. September 2023]).
- Amt der Oö. Landesregierung, Naturschutzabteilung (Hrsg.): Raumeinheit Salzkammergut-Voralpen. Überarb. Fassung (= Natur und Landschaft. Leitbilder für Oberösterreich. Band 32). Linz 2007 (zobodat.at [PDF; 4,5 MB; abgerufen am 21. Dezember 2022]).
- Verena Rothauer, Robert Patzner: Der Wolfgangsee und seine Molluskenfauna mit Anmerkungen zum Fuschlsee. In: Nachrichtenblatt der Ersten Malakologischen Gesellschaft Vorarlbergs. Band 14. Rankweil 2006, S. 40–58 (zobodat.at [PDF; abgerufen am 4. Oktober 2023]).
- Wolfgang Adler, Alexander Mrkvicka: Natur-Wanderführer Salzkammergut. Hrsg.: Naturhistorisches Museum Wien. Wien 2005.
Weblinks
- Tourismuswebsite wolfgangsee.at
- Archivaufnahmen vom und über den Wolfgangsee im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek (Radiobeiträge, Interviews, Alltagsvideos)
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 Land Salzburg: Die großen Seen Salzburgs. Fuschlsee, Hintersee bei Faistenau, Wiestalstausee, Wolfgangsee, Zeller See - Beiträge zur limnologischen Entwicklung. S. 125.
- 1 2 3 4 5 Bundesamt für Wasserwirtschaft (Hrsg.): Natürliche und künstliche Seen Österreichs größer als 50 ha (= Schriftenreihe des Bundesamtes für Wasserwirtschaft. Nr. 29). Wien 2009, S. 400–405.
- 1 2 Land Salzburg: Die großen Seen Salzburgs. Fuschlsee, Hintersee bei Faistenau, Wiestalstausee, Wolfgangsee, Zeller See - Beiträge zur limnologischen Entwicklung. S. 124.
- ↑ Otmar Weber: Grenzbezeichnungen in alten Salzburger Jagd- und Waldgebieten (= Mitt(h)eilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Nr. 132). Salzburg 1992, S. 140 (zobodat.at [PDF; abgerufen am 20. Januar 2023]).
- ↑ Stefan Mayer: Salzburger Grenzfälle. Hrsg.: Land Salzburg, Landespressebüro (= Sonderpublikationen. Nr. 210). Salzburg 2006, S. 58–59 (salzburg.gv.at [PDF; abgerufen am 20. Januar 2023]).
- ↑ Bürgermeister Franz Eisl ist jetzt auch Gutsverwalter. In: nachrichten.at. Oberösterreichische Nachrichten, abgerufen am 20. Dezember 2022.
- ↑ Land Salzburg: Die großen Seen Salzburgs. Fuschlsee, Hintersee bei Faistenau, Wiestalstausee, Wolfgangsee, Zeller See - Beiträge zur limnologischen Entwicklung. S. 120.
- ↑ Dirk van Husen, Hans Egger: Erläuterungen zu Blatt 65 Mondsee. S. 8.
- ↑ Dirk van Husen, Hans Egger: Erläuterungen zu Blatt 65 Mondsee. Tafel 1.
- ↑ Land Salzburg: Die großen Seen Salzburgs. Fuschlsee, Hintersee bei Faistenau, Wiestalstausee, Wolfgangsee, Zeller See - Beiträge zur limnologischen Entwicklung. S. 124.
- ↑ Amt der Oö. Landesregierung: Natur und Landschaft / Leitbilder für Oberösterreich. Band 32: Raumeinheit Salzkammergut-Voralpen. S. 20.
- ↑ Klimadaten von Österreich 1971–2000. ZAMG, abgerufen am 5. Oktober 2023.
- 1 2 Wolfgang Adler, Alexander Mrkvicka: Natur-Wanderführer Salzkammergut. S. 96–97.
- ↑ Land Salzburg, Abteilung 7: Wasser – Gewässerschutz (Hrsg.): Wolfgangsee, Hydromorphologische Seenaufnahme mit Uferzonierung gemäß ÖN M 6231, Schilf und Makrophyten 2003. Salzburg 2010 (salzburg.gv.at [PDF; abgerufen am 23. September 2023]).
- ↑ Verena Rothauer, Robert Patzner: Der Wolfgangsee und seine Molluskenfauna mit Anmerkungen zum Fuschlsee. S. 49–50.
- ↑ Gerald Mayer: Der Höckerschwan (Cygnus olor) in Oberösterreich. In: Monticola. Band 2. Linz 1969, S. 16–17 (zobodat.at [PDF; abgerufen am 4. Oktober 2023]).
- ↑ Verena Rothauer, Robert Patzner: Der Wolfgangsee und seine Molluskenfauna mit Anmerkungen zum Fuschlsee. S. 45–49.
- 1 2 Land Salzburg: Die großen Seen Salzburgs. Fuschlsee, Hintersee bei Faistenau, Wiestalstausee, Wolfgangsee, Zeller See - Beiträge zur limnologischen Entwicklung. S. 133–134.
- ↑ Land Salzburg: Die großen Seen Salzburgs. Fuschlsee, Hintersee bei Faistenau, Wiestalstausee, Wolfgangsee, Zeller See - Beiträge zur limnologischen Entwicklung. S. 129–132.
- ↑ Land Salzburg: Die großen Seen Salzburgs. Fuschlsee, Hintersee bei Faistenau, Wiestalstausee, Wolfgangsee, Zeller See - Beiträge zur limnologischen Entwicklung. S. 142.
- ↑ Land Salzburg: Die großen Seen Salzburgs. Fuschlsee, Hintersee bei Faistenau, Wiestalstausee, Wolfgangsee, Zeller See - Beiträge zur limnologischen Entwicklung. S. 151.
- ↑ Land Salzburg: Die großen Seen Salzburgs. Fuschlsee, Hintersee bei Faistenau, Wiestalstausee, Wolfgangsee, Zeller See - Beiträge zur limnologischen Entwicklung. S. 128–129.
- ↑ Peter Wiesinger: Ortsnamen und Siedlungsgeschichte im Salzkammergut. In: Oberösterreichischer Musealverein – Gesellschaft für Landeskunde (Hrsg.): Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Band 149, Heft 1, Linz 2004, S. 557 (zobodat.at [PDF; 2,3 MB]).
- ↑ Leopold Ziller: Aberseer Namenbuch Flur-, Haus- und Familiennamen des Gerichtsbezirkes St. Gilgen. Festschrift zur 75-Jahr-Feier der Raiffeisenkasse St.Gilgen-Fuschl-Strobl. Hrsg.: Raiffeisenkasse. 1977, S. 12.
- ↑ Franz Hörburger: Salzburger Ortsnamenbuch. Eigenverlag, Salzburg 1982, S. 154.
- ↑ Ziller: Aberseer Namenbuch., S. 13. – Es werden in den Quellenangaben zwei Arbeiten von Prinzinger aus dem Jahr 1890 angeführt, jedoch wird nicht erwähnt, in welcher dieser beiden Publikationen Prinzingers diese Ansicht vertreten wird. Es handelt sich wohl um die Schrift Zur Namens- und Volkskunde der Alpen, da in der anderen genannten Arbeit, Zur altsalzburgischen Geographie (Online auf anno.onb.at) dieses Thema nicht behandelt wird.
- ↑ Firma Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft mbH in St. Wolfgang. Firmenbuchdaten Creditreform/firmenabc.at
- ↑ Wolfgangsee: Männer mit fliegenden Kisten. In: salzburg.orf.at. 7. Juli 2012, abgerufen am 31. Mai 2023.
- ↑ Tausende bei Wasserflugzeug-Show orf.at, 14. Juli 2013, abgerufen am 27. Mai 2023.
- ↑ Daniela Jäger: Scalaria Air Challenge – Flugshow der Giganten salzburgerland.com, Juli 2015, abgerufen am 27. Mai 2023.
- ↑ Aus für Scalaria Air Challenge orf.at, 10. März 2016, abgerufen am 27. Mai 2023.
- ↑ Wolfgangseeschifffahrt, abgerufen am 15. Oktober 2023.
- ↑ Tauchen. wolfgangsee.at, abgerufen am 8. April 2012