Joseph Leonhard Knoll (* 6. November 1775 in Grulich, Königgrätzer Kreis; † 27. Dezember 1841 in Wien) war ein böhmischer Pädagoge.
Leben
Johann Leonhard Knoll wurde als Sohn eines Lehrers geboren.
Er erhielt seinen ersten schulischen Unterricht zu Hause und besuchte später die Hauptschule in Schönberg und von 1790 bis 1794 das Gymnasium in Leitomischl. Hieran anschließend studierte er bis 1797 Philosophie an der Universität Wien und verkehrte im Haus des Professors Franz von Zeiller, bei dem sich die ersten Größen des Wiener Lehrkörpers trafen und versammelten. Während des philosophischen Studiums beschäftigte er sich auch mit der böhmischen, italienischen und französischen Sprache. Nach Beendigung der philosophischen Studien begann er ein Medizin-Studium, das er schon nach kurzer Zeit wieder aufgab und sich dann, unter dem Einfluss von Franz von Zeiller, einem vierjährigen Studium der Rechtswissenschaften zuwendete, das er 1802 beendete.
Im Anschluss daran unterzog er sich dem Concours für die Lehrkanzel der Geschichte an der Jagiellonen-Universität in Krakau und erhielt 1806 die Professur der Universalgeschichte, dort hielt er auch einige Zeit auch Vorlesungen in griechischer Philologie. Als Krakau in das von Napoleon Bonaparte errichteten Herzogtum Warschau integriert wurde, reiste Joseph Leonhard Knoll gemeinsam mit seiner Ehefrau, die bei dieser Reise ihren gemeinsamen Sohn bekam und kurz darauf verstarb, nach Wien.
Er wurde im November 1810 Professor der Weltgeschichte am Lyzeum in Olmütz; ab 1815 verwaltete er das Rektorat des Lyzeums und 1816 trug auch österreichische Geschichte und von 1825 an geschichtliche Hilfswissenschaften vor. Hinzu kamen zeitweise auch Vorträge aus der klassischen Literatur und Ästhetik. Während seines Aufenthaltes in Olmütz gründete er die Olmützer Dichterschule.
Als das Lyzeum in Olmütz 1827 zu einer Universität (Palacký-Universität Olmütz) erhoben wurde, erhielt er die philosophische Doktorwürde; 1831 wurde er der erste Dekan seiner Fakultät. Nachdem der bisherige Direktor der philosophischen Studien, Ferdinand Maria Chotek von Chotkow, zum Bischof des Bistums Tarnów in Galizien ernannt wurde, erhielt Joseph Leonhard Knoll die Leitung dieser Studienabteilung.
1832 wurde er zum Professor der Universalgeschichte an der Karls-Universität Prag ernannt und dort 1836 mit der Rektorwürde ausgezeichnet.
1838 wurde er Professor der Allgemeinen Welt- und österreichischen Geschichte an der Universität Wien.
Joseph Leonhard Knoll war verheiratet und hatte einen Sohn:
- Albert Knoll (* unbekannt; † Dezember 1843 in Wien), Doktor der Medizin in Wien
Mitgliedschaften
Johann Leonhard Knoll war Mitglied der Königlichen böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften.
Schriften (Auswahl)
- Thuiskan oder das Lied der Weihe. Brünn 1816.
- Die deutschen Adler in Joseph von Hormayrs Archiv für Geschichte. 1817.
- Die Schulen der Weisheit in Joseph von Hormayrs Archiv für Geschichte. 1817.
- Mittelpuncte der Geschichtsforschung und Geschichtschreibung in Böhmen und Mähren. Olmütz 1821.
- Blüten der Dichtkunst. Manuskript der Universitätsbibliothek Wien, 1825.
- De imperatoris Caroli IV in perpoliendum gentis Bohemorum ingenium meritis. 1833.
- Der Gürtel der Erde in Joseph von Hormayrs Taschenbuch für die vaterländische Geschichte. 1847.
- Das Lied an die drei Freunde in Taschenbuch für die vaterländische Geschichte. 1847.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Knoll, Joseph Leonhard. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 12. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1864, S. 159–161 (Digitalisat).
- Moravia: ein Blatt zur Unterhaltung, zur Kunde des Vaterlandes, des gesellschaftlichen und industriellen Fortschritts, Band 5, v. 7. März 1842 Nr. 19, S. 73
- Knoll, Joseph Leonhard. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 447.