Joulia Strauss (russisch Юлия Страусова / Joulia Straussowa; * 1974 in Leningrad) ist eine Bildhauerin, Medien- und Performancekünstlerin. Sie vereint Kunst, Wissenschaft, Technologie und Politik.

Biografie

Joulia Strauss wurde in der Sowjetunion im Volk der Mari, einer der letzten indigenen Kulturen Europas mit einer schamanistischen Tradition, geboren. Strauss studierte in den Jahren 1993 bis 1995 an der Neuen Akademie der Schönen Künste in St. Petersburg bei Timur Novikow und schloss mit Diplom ab. An der Universität der Künste Berlin (1995–2000) trat sie in die Meisterklasse von Georg Baselitz ein und wurde mit dem Präsidentenpreis ausgezeichnet.

Als Studentin hat sie maßgeblich zu der künstlerischen Richtung des Neoakademismus beigetragen. In den Jahren von 2000 bis 2005 organisierte sie art science, einen privaten Ort zur Förderung der Zusammenkunft von Kunst und Wissenschaft (zahlreiche Vorträge und Ausstellungen, mit Alexander Wahrlich). Gleichzeitig war Strauss Dozentin an der German Film School bei Berlin und bis 2007 auch – gemeinsam mit Manuel Bonik – auf Reboot.fm und Twen.fm tätig. Von 2004 bis 2009: Atelierfest/Werkstattparty wechselnde Ausstellungen mit jungen, in Berlin tätigen Künstlern im Atelier, mit Martina Schumacher. Von 2009 bis 2013 veranstaltete sie zusammen mit Alexander Wahrlich und Sotirios Bahtsetzis „Spree-Athen“, Abende der Zusammenkunft von Protagonisten aus der Kunst, Philosophie, Medientheorie in Berlin und Athen. Im Jahr 2015 gründete sie „Avtonomi Akadimia“, eine selbstorganisierte autonome Akademie, die im öffentlichen Garten „Akadimia Platonos“ in Athen, wo Platon vor fast zweieinhalb Jahrtausenden gelehrt hat, stattfindet. Sie ist Herausgeberin des aktivistischen Magazins Krytyka Polityczna in Athen. In Zusammenarbeit mit Peter Weibel und Friedrich Kittler hat Joulia Strauss 2017 das Buch Götter und Schriften rund ums Mittelmeer im Wilhelm Fink Verlag, Paderborn, herausgegeben.

Joulia Strauss lebt und arbeitet in Berlin und Athen.

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 1997: Twelve Caesars of the Techno-Empire, E-Werk, Berlin
  • 2000: Virtual Kingdom of Beauty, Pergamonmuseum, Berlin
  • 2003: Medienspiritismus. VideoKabinet, Guelman Gallery, Moskau
  • 2010: Welcome to the Mediterranean Basin, Athen
  • 2011: Modulating Politics, Kunsthalle Palazzo, Schweiz

Teilnahme an Gruppenausstellungen (Auswahl)

  • 1997: Kabinet – kunstenaarstijdschrift uit St. Petersburg, Stedelijk Museum, Amsterdam.
  • 1998: Rene Magritte and Contemporary Art, Provinciaal Museum voor Moderne Kunst, Oostende.
  • 2002: Die Griechische Klassik. Idee oder Wirklichkeit? Martin-Gropius-Bau, Berlin.
  • 2003: Berlin-Moskau, Moskau-Berlin, Martin-Gropius-Bau, Berlin.
  • 2005: Urbane Realitäten: Fokus Istanbul, Martin-Gropius-Bau, Berlin.
  • 2006: Next Level, Kunstverein Wolfsburg.
  • 2007: Saloon, Parallelprogramm zur 2. Moskau Biennale
  • 2009: Notation. Kalkül in den Künsten, ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe
  • 2009: Heaven, Athens Biennale 2
  • 2010: Aporien der Liebe, BQ Galerie, Berlin
  • 2013: global aCtIVISm, ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe
  • 2017: documenta14, Athen, Kassel
  • 2020: Down to Earth, Martin-Gropius-Bau, Berlin
  • 2021: The Sun Machine is Coming Down, ICC Berlin

Performances und Vorträge (Auswahl)

  • 1998: „Academism Today“, Oostende Museum of Modern Art und Art Kiosk Gallery, Brüssel; „International Symposium on Electronic Arts“, Liverpool; „Digital Evening“, „Ceterum Censeo“, Marstall, Berlin
  • 2001: „Tirana Biennial 1“, National Gallery, Tirana; „Between Earth and Heaven“, Oostende Museum of Modern Art;
  • 2003: „Live“, Forum Stadtpark, Graz

Sonstige Projekte

  • 2003: Man-Machine, Symposium in dem Museum der Träume Freuds, Sankt Petersburg, mit Peter Berz, Friedrich Kittler, Philipp von Hilgers und anderen. Russisch-Deutsches Buch-Kunstwerk „Man-Machine“, Philo Fime Arts, Skythien

Einzelnachweise

  1. Joulia Strauss. Vita. Offizielle Internetpräsenz Berliner Festspiele. Abgerufen am 16. April 2022
  2. Joulia Strauss. Abgerufen am 25. Dezember 2020.
  3. Kunst blinzelt aus ihrem Koma. Abgerufen am 25. Dezember 2020.
  4. Avtonomi Akadimia. Abgerufen am 26. Dezember 2020 (amerikanisches Englisch).
  5. Götter und Schriften rund ums Mittelmeer. Abgerufen am 16. April 2022.
  6. Kurzporträt mit Video von Joulia Strauss (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. arte.tv 2008
  7. Joulia Strauss über Athen und die Griechen. Abgerufen am 25. Dezember 2020.
  8. Joulia Strauss: „Virtual Kingdom of Beauty“. Trojaneum des Pergamonmuseums, Berlin, Februar bis März 2000. Dazu Simone Kaempf: Animierte Skulpturen. In: „Spiegel Online“ vom 24. Februar 2000.
  9. Welcome to the Mediterranean Basin | Julia Strauss |Exhibition | Jan-Mar '10. Abgerufen am 30. März 2021 (britisches Englisch).
  10. MODULATING POLITICS JOULIA STRAUSS. In: Kulturhaus Palazzo Liestal. Abgerufen am 30. März 2021 (deutsch).
  11. Kabinet – kunstenaarstijdschrift uit St. Petersburg (Memento des Originals vom 4. Juli 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Stedelijk Museum, Amsterdam, vom 7. Februar bis 6. April 1997. Katalog von Geurt Imanse: Kabinet. SMA cahiers, Amsterdam 1997, ISBN 90-5006-119-2.
  12. Rene Magritte and Contemporary Art, Provinciaal Museum voor Moderne Kunst, Oostende, vom 3. April bis 28. Juni 1998. Katalog von Willy van den Bussche: René Magritte en de hedendaagse kunst. Stichting Kunstboek, Brugge 1998, ISBN 90-74377-74-2.
  13. Die Griechische Klassik. Idee oder Wirklichkeit? Martin-Gropius-Bau, Berlin, vom 1. März bis 2. Juni 2002. Katalog: F. Zimmer (Hrsg.): Die griechische Klassik – Idee oder Wirklichkeit. von Zabern, Mainz am Rhein 2002, ISBN 3-8053-2854-0.
  14. Berlin – Moskau / Moskau – Berlin 1950–2000 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Martin-Gropius-Bau, Berlin, vom 25. September 2003 bis 5. Januar 2004. Katalog herausgegeben von Irina Antonova, erschienen bei Prestel, München 2005, ISBN 3-7913-1488-2.
  15. Urbane Realitäten: Fokus Istanbul (Memento des Originals vom 23. April 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Martin-Gropius-Bau, Berlin, vom 9. Juli bis 3. Oktober 2005. Katalog herausgegeben von Nike Bätzner, erschienen bei Künstlerhaus Bethanien, Berlin 2005, ISBN 3-932754-57-3.
  16. Next Level – Die Lust am Spiel in der Netzwerkgesellschaft, Kunstverein Wolfsburg, vom 25. November 2006 bis 18. Februar 2007. Katalog mit 32 Seiten erschienen beim Kunstverein Wolfsburg, herausgegeben von Justin Hoffmann 2007.
  17. Saloon, Parallelprogramm zur 2. Moskau Biennale, vom 3. März bis 9. März 2007. (Abgerufen am 12. November 2009.)
  18. Notation. Abgerufen am 30. März 2021 (englisch).
  19. News Editor: The 2nd Athens Biennale 2009 HEAVEN is conceived as a multifaceted contemporary art festival that extends along the coastline of Athens, in the central areas of Palaio Faliro and Kallithea. 9. Mai 2009, abgerufen am 5. Mai 2021 (amerikanisches Englisch).
  20. Helmut Höge: Kuratorin über „Global Activism“: „Demonstrationen sind Performances“. In: Die Tageszeitung: taz. 25. Januar 2014, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 5. Mai 2021]).
  21. The School of Everything at the Parliament of Bodies. Abgerufen am 15. April 2022 (englisch).
  22. Berliner Festspiele: Down to Earth - Immersion. Abgerufen am 15. April 2022.
  23. Berliner Festspiele: The Sun Machine Is Coming Down - Berliner Festspiele. Abgerufen am 15. April 2022.
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