Konjunktion (von lateinisch coniunctio Verbindung), auch: Bindewort, Fügewort; Junktion, ist in der Grammatik die Bezeichnung für eine Wortart, die syntaktische Verbindungen zwischen Wörtern, Satzteilen oder Sätzen herstellt und zugleich logische oder grammatische Beziehungen zwischen den verbundenen Elementen ausdrückt. Im Unterschied zu Präpositionen (deren Funktion in manchen Fällen ähnlich beschrieben werden könnte) regieren Konjunktionen normalerweise keinen Kasus an ihren Ergänzungen.

Die Wörter, die als Konjunktionen bezeichnet werden, bilden eine in sich sehr uneinheitliche Gruppe. Man unterscheidet vor allem zwischen nebenordnenden Konjunktionen (z. B. „und“, „aber“, „denn“) und unterordnenden Konjunktionen (auch: Subjunktionen, nebensatzeinleitende Konjunktionen; z. B. „dass“, „weil“, „ob“). In manchen Systemen werden diese beiden auch direkt als verschiedene Wortarten behandelt, vor allem in der Generativen Grammatik, die die nebensatzeinleitenden Konjunktionen in die Kategorie der Komplementierer einordnet.

Abgrenzungen und Unterscheidungen

Konjunktion und Junktor im Sinne der Logik

Die Konjunktion als Wortart in der Grammatik ist zu unterscheiden von dem Begriff der „Konjunktion“ im Sinne der Logik, womit eine gesamte Konstruktion bezeichnet wird, in der zwei Sätze mit „und“ verbunden werden und ihre Wahrheitswerte verrechnet werden. Ein Verbindungselement wie „und“, das im grammatischen Sinn unter die Bezeichnung „Konjunktion“ fällt, heißt in der Logik „Junktor“.

Dieselbe Bezeichnung „Junktor“ wird jedoch wiederum vereinzelt von Grammatikern benutzt, um eine allgemeinere Klasse von verbindenden sprachlichen Elementen zu bezeichnen, von der nebenordnende und unterordnende Konjunktionen einen Bestandteil bilden.

Unterordnende und nebenordnende Konjunktionen

Terminologie

Traditionell teilt man die Konjunktionen vor allem in zwei Haupttypen ein:

  • nebenordnende (auch: beiordnende, koordinierende, koordinative, parataktische) Konjunktionen (Beispiel: und)
  • unterordnende (subordinierende, hypotaktische) Konjunktionen (Beispiele: weil, dass, ob).

Zur Abgrenzung werden manchmal unterordnende Konjunktionen als Subjunktionen bezeichnet. In solchen Systemen erhält Konjunktion dann eine engere Bedeutung, die im Gegensatz zur Subjunktion steht (bezeichnet also nur Nebenordnung). Hierdurch wird der Begriff „Konjunktion“ letztlich mehrdeutig. Im vorliegenden Artikel wird die weitere Bedeutung zugrunde gelegt, die Subjunktionen unter den Begriff der Konjunktion einschließt. Die Duden-Grammatik verwendet, um Missverständnisse zu vermeiden, als Oberbegriff statt „Konjunktion im weiten Sinn“ den neutraleren Ausdruck Junktion.

Grammatische Einordnung

Die nebenordnenden Konjunktionen stehen zwischen Hauptsätzen, Nebensätzen oder Satzteilen und verbinden diese so miteinander.

  • [Du gehst weg] und [ich bleibe hier].
  • Ich denke, [dass sie ihre Arbeit beendet hat] und [dass er auch bald so weit ist].
  • Wir wollen [Äpfel] und [Birnen] kaufen.

Die unterordnenden Konjunktionen stehen einleitend in einem Nebensatz und binden ihn so in den übergeordneten Satz ein. Sie sind somit selbst Teil des Nebensatzes:

  • Du gehst weg, [während ich hier bleibe].
  • Ich denke, [dass sie ihre Arbeit beendet hat].
  • Wir sind hier, [weil wir Äpfel und Birnen kaufen wollen].

Die Vergleichspartikeln oder Adjunktoren „wie“ und „als“ bilden einen Sonderfall: Anders als normalen Konjunktionen folgt ihnen nur eine einzige Ergänzung, selbst wenn sie keinen Nebensatz einleiten. Anders als Präpositionen regieren sie keinen Kasus. Vergleiche:

  • Er betrachtete vor allem [die Zeichnungen] [als sehr gelungen].
  • [Als sehr gelungen] betrachtete er vor allem [die Zeichnungen]. (→ Verschiebeprobe: „als“ + „sehr gelungen“ werden zusammen verschoben)

Im Unterschied dazu bilden nebenordnende Konjunktionen eine syntaktische Einheit aus dem vorangehenden und dem folgenden Ausdruck:

  • Er betrachtete ([die Gemälde] und [die Zeichnungen]).
  • ([Die Gemälde] und [die Zeichnungen]) betrachtete er. (→ Verschiebeprobe: „A und B“ wird zusammen verschoben)
  • NICHT: *[ Und [die Zeichnungen] ] betrachtete er die Gemälde.

(Siehe aber weiter unten im Kapitel #Nebenordnende Konjunktionen im Deutschen am Ende des Einleitungsabschnittes für ein abweichendes Verhalten von satzeinleitendem und).

Abgrenzung von Präpositionen

Obgleich manchmal Konjunktionen und Präpositionen schwer zu unterscheiden sind und manche Wörter möglicherweise eine Doppelfunktion haben, sind im Prinzip die beiden Wortarten grammatisch doch deutlich voneinander abzugrenzen. Vor allem regieren Präpositionen einen Kasus, Konjunktionen tun dies nicht.

Nebenordnende Konjunktionen

Im folgenden Beispiel löst die Präposition mit Dativrektion aus, wogegen die Konjunktion sowie keinen eigenen Kasus zuweist, sondern die Akkusativrektion des Verbs bestellen unverändert lässt:

  • Er bestellte Akk[ein Schnitzel] mit Dat[einem gemischten Salat].
  • Er bestellte Akk[ein Schnitzel] sowie Akk[einen gemischten Salat].

In den obigen Beispielen zeigt sich die Abgrenzung zwischen Präpositionen und nebenordnenden Konjunktionen (sowie) auch darin, dass die Präposition eine einzige Ergänzung hat, die nebenordnende Konjunktion sich aber mit zwei Ausdrücken verbindet.

Unterordnende Konjunktionen

Abgrenzungsprobleme zwischen Präpositionen und unterordnenden Konjunktionen (Subjunktionen) sind verbreitet. Sie ergeben sich durch die Möglichkeit, dass Präpositionen auch Nebensätze als ihre Ergänzung nehmen könnten: Grammatisch bliebe dann der Unterschied, dass Präpositionen in diesen Fällen vor einem Nebensatz, aber unterordnende Konjunktionen innerhalb des Nebensatzes stehen würden; dies ist aber äußerlich oft nicht sichtbar. In den folgenden Beispielen ist ohne als Präposition dargestellt, wie es in der linguistischen Literatur häufig vertreten wird:

Er arbeitet, ohne[dass er dafür Geld bekommt].
Er arbeitet, ohne[Geld dafür zu bekommen].
Er arbeitet ohne[Bezahlung].

Häufig werden jedoch auch Verbindungen des Typs ohne dass als Fälle einer einzigen, zusammengesetzten Konjunktion angesehen (zum Beispiel in der Duden-Grammatik).

Vergleichspartikeln

Die dritte Gruppe der Vergleichspartikeln gleicht in ihrer Verwendung den Präpositionen recht weitgehend; die Unterscheidung kann hier nur daran festgemacht werden, dass man Wörter mit Kasusrektion als Präpositionen einstuft und ohne Kasusrektion als Vergleichspartikeln bzw. Konjunktionen. Die Einordnung dieser Fälle ist jedoch schwankend, teilweise sind Grammatiker auch bereit, diese Fälle als Präpositionen ohne Kasusrektion anzusehen. Möglicherweise sind sie auch einfach als eigenständige Wortart aufzufassen; siehe den Artikel Adjunktor (Grammatik).

Abgrenzung von Fragepronomen

Von Konjunktionen zu unterscheiden sind satzeinleitende Frage- und Relativpronomen bzw. Frage- und Relativadverbien, weil sie größere syntaktische Einheiten bilden können (also Phrasen sind). Im Feldermodell des deutschen Satzes besetzen sie sowohl im Hauptsatz als auch im Nebensatz das „Vorfeld“, wogegen die Position der unterordnenden Konjunktion die „linke Klammer“ (bzw. die Position des Komplementierers) ist, wie im letzten Beispiel unten gezeigt:

Vorfeldlinke KlammerMittelfeldrechte KlammerNachfeld
Wenhastduangerufen?
Mit wessen Elternhastdutelefoniert?
...wenduangerufen hast
...mit dessen Elterndutelefoniert hast
objemandangerufen hat.

(Zu größeren syntaktischen Einheiten in satzeinleitender Funktion, wie im zweiten und vierten Beispiel, siehe unter Rattenfängerkonstruktion.)

Abgrenzung von Adverbien

Die Bestimmung von inhaltlichen Verbindungen zwischen Sätzen muss nicht immer durch Konjunktionen geschehen (wie z. B. durch die Konjunktion „weil“, die einen begründenden Zusammenhang des Nebensatzes zum Hauptsatz herstellt). Stattdessen können solche Verbindungen auch von gewissen Adverbien bezeichnet werden, die keine satzeinleitenden Konjunktionen sind, sondern normale Satzglieder. Dieser Typ von Adverb wird als Konjunktionaladverb (oder Konnektoradverb) bezeichnet. Konjunktionaladverbien können daran erkannt werden, dass sie sich wie jedes andere Satzglied ins Feldermodell einordnen, also z. B. Vorfeld eines Verb-Zweit-Satzes sein können oder im Mittelfeld stehen:

  • Weil das Wetter wunderschön ist … (gehe ich zu Fuß).“ (Konjunktion; das Verb „ist“ erscheint am Satzende)
  • „Das Wetter ist wunderschön, daher gehe ich zu Fuß.“ (Konjunktionaladverb im Vorfeld; das Verb „gehe“ erscheint an zweiter Stelle)
  • „Das Wetter ist wunderschön, (und) ich gehe daher zu Fuß.“ (Konjunktionaladverb im Mittelfeld)

Wörter unterschiedlicher Wortarten wie Adverbien, Partikeln und Konjunktionen, die derartige inhaltlich verwandte Funktionen haben, können unter dem Begriff „Konnektoren“ zusammengefasst werden.

Nebenordnende Konjunktionen im Deutschen

Häufige und unkontroverse Beispiele für nebenordnende Konjunktionen im Deutschen sind: und, oder, aber, denn, doch, sondern, sowie, das heißt. Eine Sondergruppe bilden mehrteilige Konjunktionen, die korrelative Paare bilden wie entweder … oder, sowohl … als auch, weder … noch. Einige Bestandteile solcher Paare können auch das Verhalten von Adverbien zeigen (zum Beispiel indem sie die erste Position im Hauptsatz besetzen).

Nebenordnende Konjunktionen können Einheiten verschiedener Größe verbinden:

  1. Sätze: [Er ist berühmt], und [die Frauen bewundern ihn].
  2. Satzglieder: [Sein Geld] und [seine glänzende Position] erwecken Bewunderung.
  3. Satzgliedteile: für die [großen Konzerne] und [Banken]
  4. Wörter: für die großen [Konzerne] und [Banken] – (Betonung auf dem Adjektiv: hier wäre dann „große Banken“ gemeint)
  5. Wortteile (Morpheme): [An-] und [Verkauf] (hierbei mit Ergänzungsstrich, nicht mit Auslassungsstrich)

Nebenordnende Konjunktionen bewirken keine völlig symmetrische Verbindung der beiden Teile. Während sich und auf der Bedeutungsebene in gewisser Hinsicht symmetrisch verhält (beide verbundenen Teile haben logisch dieselbe Funktion), gilt dies nicht für Fälle wie denn oder sondern. Auf der grammatischen Ebene verhalten sich alle nebenordnenden Konjunktionen asymmetrisch, insofern als sie enger mit dem zweiten Teil zusammengehören als mit dem ersten. Man kann dies daran sehen, dass ein Satz mit einer solchen Konjunktion beginnen kann; der erste Teil dazu findet sich dann nur im (Kon-)Text:

  • Und es kommen Tiere aus der Tiefe  (Anfang eines Gedichts von Robert Gernhardt)

Im Feldermodell des deutschen Satzes steht solch ein Vorkommen von und im „linken Außenfeld“ des Satzes.

Bedeutungstypen

Semantische Kategorienebenordnende Konjunktionen (Beispiele)Beispielsätze
additiv (Anreihung)und so, weder – noch, nicht nur – sondern auchWeder er noch seine Tochter wurden von dem Lärm aufgeweckt.
adversativ (Gegensatz)aber, sondernSie fragte ihn, aber er war ahnungslos.
disjunktiv (Alternative)entweder – oderDu kannst entweder dein Zimmer aufräumen oder das Papier wegräumen.
explikativ (Erklärung)das heißtEr ist national bekannt, das heißt, man kennt ihn im ganzen Land.
kausal (Grund)denn (umgangssprachlich: weil) Er ist glücklich, denn er wird bald heiraten.
konzessiv (Einräumung)wenn auch, wenngleich (+ Adj.)Es ist ein trauriger, wenn auch ein aufschlussreicher Tag.
komparativ (Vergleich)als, wieEr mag sein Auto lieber als seine Frau.

Funktion ausgewählter nebenordnender Konjunktionen

und

Die Konjunktion und hat mehrere Bedeutungen. Zum einen bezeichnet sie den Fall der logischen Konjunktion, also dass zwei oder mehr verbundene Aussagen allesamt zutreffen.

In Verbindung mit Substantiven erscheint hingegen oft eine andere Bedeutung, in der und mehrere Individuen zu einer Gruppe zusammenfasst, also gewissermaßen ein kollektives Individuum erzeugt:

  • Peter und Karl haben das Klavier hinuntergetragen.

Hier ist ein Fall gemeint, in dem keiner der beiden jemals allein ein Klavier getragen hat, sondern wo nur die Gruppe, die aus den beiden zusammen besteht, dies schaffen konnte. Allerdings kann und zwischen Substantiven auch als verkürzte Form eines „logischen und“ erscheinen, bei dem der volle Inhalt der zwei verbundenen Aussagen vom Hörer erschlossen und ergänzt werden muss.

  • Peter und Karl haben schon einmal einem Menschen das Leben gerettet.
  • Peter sowie auch Karl haben schon einmal einem Menschen das Leben gerettet.

In diesen beiden Beispielen ist der Inhalt zu rekonstruieren als:

  • [Peter hat schon einmal einem Menschen das Leben gerettet] und [Karl hat schon einmal einem Menschen das Leben gerettet].

Diese Lesart von und zwischen Substantiven, bei der Peter und Karl keine Gruppe bilden müssen, wird als „distributiv“ bezeichnet (die Aussage wird auf Peter und auf Karl „verteilt“). Bei Verwendung der Konjunktion sowie ist diese Lesart zwingend, hiermit ist dann keine Gruppenlesart möglich.

Eine andere häufige Bedeutungsvariante besteht darin, dass die Verbindung zweier Aussagen mit und als zeitliche Reihenfolge interpretiert wird:

  • Sie heiratete und bekam ein Kind.
  • Sie bekam ein Kind und heiratete.

In manchen Kontexten, wie oben, erscheint diese Deutung relativ zwingend; sie wird üblicherweise jedoch nicht als eine eigene Wortbedeutung von und angesehen, sondern als eine Schlussfolgerung im Kontext, d. h. eine konversationelle Implikatur.

oder

Mit dem Wort oder werden in erster Linie Alternativen formuliert:

  • Möchtest du Erdbeereis oder Vanilleeis? A oder B?

Mit dieser Frage wird der Hörer vor eine Wahl gestellt: sich entweder das eine, oder das andere auszusuchen; in der Logik spräche man von „exklusivem Oder“.

Der Ausdruck von „inklusivem Oder“ (d. h., dass dem Hörer als dritte Möglichkeit die Wahl von sowohl Erdbeer- als auch Vanilleeis angeboten würde) müsste anders formuliert werden:

  • Möchtest du Erdbeer- oder Vanilleeis, oder beides?
  • Möchtest du Erdbeer- und/oder Vanilleeis?

In Verbindung mit einer übergeordneten Verneinung oder einem Verbot kann die Bedeutung entstehen, dass alle Möglichkeiten nicht in Frage kommen (hier ist es verboten zu essen, zu trinken oder zu rauchen: Alles dieses ist verboten.)

Einige andere Verwendungen des Wortes oder tragen auch pragmatische Funktionen, etwa:

  • dass eine bestimmte Konsequenz zu erwarten ist (Verschwinde, oder es passiert was!)
  • dass kein Einwand erwartet wird (Gleich passiert was. Oder glaubst du das nicht?, rhetorisch)
  • dass auch eine ungenannte andere Möglichkeit besteht bzw. dass die Aussage unscharf gemeint ist (vor 10 Tagen oder so)
  • dass eigentlich eine Zustimmung erwartet wird (Du kommst doch mit, oder?, nachgestellt rhetorisch)

aber, sondern

aber (in kontrastiver Bedeutung) und sondern trennen zwei Teile eines Gegensatzpaares, sie sind jedoch nicht bedeutungsgleich. sondern drückt aus, dass der Sprecher die beiden Teile des Gegensatzpaares für absolut unvereinbar hält: wenn B wahr ist, kann A unmöglich wahr sein.

Beispielhaftes Gegensatzpaar:

  • A: Das Haus ist nicht groß.
  • B: Das Haus ist gemütlich.

Sätze mit aber bzw. sondern:

  • Das Haus ist nicht groß, aber gemütlich.
  • Das Haus ist nicht groß, sondern gemütlich.

Im ersten Satz wird mitgeteilt, dass das Haus zwar nicht groß ist, aber trotzdem gemütlich. Der Sprecher drückt aus, dass an dem Haus immerhin noch etwas Positives zu nennen ist; für ihn ist auch nicht ausgeschlossen, dass ein Haus sowohl groß als auch gemütlich ist.

Der zweite Satz drückt aus, dass das Haus nicht groß ist, sondern stattdessen gemütlich. Der Sprecher teilt durch die Wahl von sondern mit, dass für ihn ein absoluter Gegensatz zwischen einem großen und einem gemütlichen Haus besteht: ein gemütliches Haus kann für ihn keinesfalls groß sein; falls B wahr ist (Gemütlichsein des Hauses), ist A (Großsein des Hauses) ausgeschlossen.

In obigem Beispiel ist es die subjektive Einstellung des Sprechers, die über die Verwendung von aber oder sondern entscheidet. In den meisten Fällen wird die Wahl von der Logik gefordert:

  • Draußen ist es nicht warm, sondern kalt.
  • Ich möchte nicht ins Kino, sondern zuhause bleiben.

Da hier Warmsein und Kaltsein zur gleichen Kategorie (Temperatur) gehören, ist die Benutzung von sondern obligatorisch. Auch ist es prinzipiell nicht möglich, sowohl auszugehen als auch zuhause zu bleiben; sondern wirkt damit „revidierend“ auf das fokussierte Satzglied: Es ersetzt die „falsche“ Aussage (es ist warm) durch die „wahre“ (es ist kalt).

sondern kann nur nach einem negativen Vor-Satz stehen; bei der Umkehrung dieses Satzes wäre daher aber anzuwenden:

  • Draußen ist es kalt, aber nicht warm.

Unterordnende Konjunktionen im Deutschen

Syntaktische und semantische Typen von Konjunktionen

Nebensätze, die mit Konjunktionen eingeleitet werden, können alle Arten von Satzgliedfunktionen übernehmen: Sie können Subjekt oder Objekt eines Verbs sein, oder Adverbial. Konjunktionen, die Subjekt- oder Objektsätze markieren, sind vor allem dass (von daß von mittelhochdeutsch daz, seit dem 16. Jahrhundert häufiger daß oder dass) und ob. Hierbei markiert die Konjunktion ob das Merkmal, dass der Nebensatz eine (indirekte) Frage ist, wogegen dass vor allem Aussagen markiert.

Für Nebensätze in der Funktion adverbieller Bestimmungen gibt es je nach genauer Bedeutung viele spezialisierte Konjunktionen:

  • Temporalsatz:
    • gleichzeitig: während, indem, indes[sen], solange, sowie, sooft, als, wie
    • vorzeitig: nachdem, als, wenn, sobald, sowie, seit[dem]
    • nachzeitig: bis, bevor, ehe, (selten:) als, wenn
  • Modalsatz:
    • instrumental (Modalsatz i. e. S.): indem
    • restriktiv/adversativ (zur Kennzeichnung der Einschränkung und des Gegensatzes): (in)soweit, (in)sofern, soviel, während, wohingegen
    • Vergleichssatz: als ob, als wenn, wie wenn
  • Kausalsatz:
    • Im engeren Sinn: weil, da, zumal, nun, dass (im Sinne von wie).
Die Konjunktion weil verändert sich historisch relativ schnell. Der ursprüngliche Sinn ist zeitlich („so lange als“, „derweilen“). Im 19. Jahrhundert überwog die kausale Verwendung und später wurde weil nur noch kausal gebraucht. In brüder! last uns lustig seyn, weil der frühling währet von Günther bedeutet es noch „solange (wie)“.
Die heutige kausale Bedeutung umfasst sowohl die Ursache-Wirkungs-Beziehung als auch den Hinweis auf eine Beobachtung als Begründung dafür, dass man die Aussage macht. Für Besonderheiten der Wortstellung im Gebrauch der Konjunktion „weil“ siehe unter Kausalsatz #„Weil“ mit Verbzweitsatz.
  • In einem weiteren Sinn werden unter kausale Adverbialsätze auch folgende Fälle eingeordnet:
    • Konsekutivsatz (Folge kennzeichnend): sodass oder so dass, als dass, dass
    • Konditionalsatz (Bedingung kennzeichnend): wenn, falls, im Falle, sofern, soweit, so
    • Konzessivsatz (einräumend): obgleich, obwohl, ob, obschon, obzwar, wenngleich, wenn auch, wennschon, wiewohl, ungeachtet, gleichwohl
    • Finalsatz (zielsetzend, zweckangebend): damit, dass, um zu, auf dass

Konjunktionen in infiniten Nebensätzen

Manche Infinitivkonstruktionen des Deutschen haben den Status von eigenständigen Nebensätzen, z. B. als Objekt eines Verbs (erstes Beispiel) oder als Finalsatz (zweites Beispiel). Diese Infinitive müssen immer die Partikel zu aufweisen und können im Nachfeld des Satzes stehen, also nach einem Verb in Endstellung:

  • Der Polizist verlangte von Otto, seinen Ausweis vorzuzeigen.
  • Donald schwieg, um sich nicht noch weiter zu blamieren.

Da es sich um Nebensätze handelt, ist das satzeinleitende um im zweiten Beispiel als Konjunktion für Infinitivsätze einzuordnen. Andere unterordnende Konjunktionen wie dass, ob können demgegenüber nur mit finiten Nebensätzen erscheinen, aber nicht mit Infinitiven; somit zeigt sich systematisch ein Zusammenhang, dass Konjunktionen das Merkmal finit / infinit an einem Nebensatz regieren können. Auch das Erscheinen der Partikel zu in allen Infinitivsätzen erklärt sich dann als ein Effekt der Rektion durch die Konjunktion (vgl. den Begriff der Statusrektion). Für bloße infinite Nebensätze wie im ersten Beispiel oben wird dann angenommen, dass sie im Grunde ebenfalls Konjunktionalsätze sind, aber eine abstrakte, unausgesprochene Konjunktion vorliegt.

Für ein ähnliches Beispiel im Englischen siehe unten.

Konjunktionen in anderen Sprachen

Konjunktionen im Englischen

Im Englischen unterscheidet man in der traditionellen Grammatik ähnlich wie oben zwischen koordinierenden und subordinierenden Konjunktionen (englisch coordinating conjunctions, auch coordinators, und subordinating conjunctions, auch subordinators). Die Konjunktionen des Englischen, die Argumentsätze und Adverbialsätze markieren, entsprechen in etwa denen des Deutschen. Eine Besonderheit im Vergleich zum Deutschen ist, dass im Englischen Relativsätze mit einer Konjunktion eingeleitet werden können (that) statt mit einem Pronomen.

Das Englische liefert auch ein Beispiel für eine Konjunktion, die einen Infinitiv-Nebensatz einleitet (siehe oben für Beispiele im Deutschen), nämlich das for in Konstruktionen wie

  • [For you to give up now] would be tragic.
Jetzt aufzugeben, wäre tragisch / Wenn du jetzt aufgeben würdest, wäre es tragisch.“

Hier ist for eine Konjunktion, die trotz Infinitiv einen SVO-Satz mit sichtbarem Subjekt ermöglicht (das Beispiel ist zu unterscheiden von Fällen wie to give up now would be tragic for you – hier ist for eine Präposition). Die übliche Analyse hierfür ist, dass for eine Konjunktion ist, die ausnahmsweise in der Lage ist, den Kasus des Subjekts zu regieren (es ist allerdings kein Nominativ). Rektion ist eine Gemeinsamkeit mit der Präposition for; dennoch ist das Verhalten dieses Elements for eindeutig nicht mehr das einer Präposition, auch wenn es aus einer Präposition hervorgegangen ist.

Verb-End-Sprachen

In vielen SOV-Sprachen müssen untergeordnete Sätze den „Hauptsätzen“ (übergeordneten Sätzen) vorausgehen. Entsprechungen zu den subordinierenden Konjunktionen am Satzanfang, wie sie die indogermanischen Sprachen haben, sind dann satzabschließende Konjunktionen, wie im Japanischen, oder Suffixe, die an das Verb angehängt werden und somit keine eigenen Wörter sind.

Siehe auch

Wiktionary: Konjunktion – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Duden. Die Grammatik. 7. Auflage. 2005, ISBN 3-411-04047-5, Rn. 930 (wegen der Mehrdeutigkeit von Konjunktion).
  2. Vgl. die Definitionen bei Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0 (Konjunktion) und Kürschner: Grammatisches Kompendium, 4. Auflage, 2003, ISBN 3-8252-1526-1, S. 152.
  3. z. B. in der Onlinegrammatik des IDS http://hypermedia.ids-mannheim.de/call/public/termwb.ansicht?v_app=g&v_id=143
  4. Vgl. Clément: Linguistisches Grundwissen. 2. Auflage. 2000, S. 38; Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0 (Konjunktion); Ulrich: Linguistische Grundbegriffe. 5. Auflage. 2002 (Konjunktion).
  5. Duden. Die Grammatik. 8. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-411-04048-3, Rand-Nr. 930 ff.
  6. https://grammis.ids-mannheim.de/systematische-grammatik/383
  7. Zum Beispiel: Wolfgang Sternefeld: Syntax. Eine morphologisch motivierte generative Beschreibung des Deutschen. Stauffenburg, Tübingen 2006, S. 201–202.
  8. Duden. Die Grammatik. 8. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2009, Rn. 1693.
  9. Hinweis auf schwankende Beurteilung z. B. in Dudengrammatik (2009), Rn. 940.
  10. http://hypermedia.ids-mannheim.de/call/public/sysgram.ansicht?v_typ=d&v_id=1182
  11. Nebenordnende Konjunktionen (Canoonet)
  12. „Standardsprachlich nicht korrekt ist der in der gesprochenen Umgangssprache zunehmende Gebrauch von 'weil' mit Voranstellung des finiten Verbs“
    Der große Duden, Bd. 3: Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 5. Auflage. Mannheim u. a. 1995, S. 397.
  13. Eva Breindl: Additive Konnektoren. In: Ursula Brauae, Eva Breindl (Hrsg.): Handbuch der Deutschen Konnektoren. Linguistische Grundlagen der Beschreibung und syntaktische Merkmale der deutschen Satzverknüpfer (Konjunktionen, Satzadverbien und Partikeln). Walter De Gruyter, Berlin 2009.
  14. Gerhard Wahrig: Deutsches Wörterbuch. Mit einem „Lexikon der deutschen Sprachlehre.“ Neuausgabe, besorgt von Ursula Hermann, Gütersloh/München 1980 und 1991 (= Nachdruck der 2. Auflage von 1986), S. 328 f.
  15. Zum Thema dieses Abschnitts insgesamt siehe Wolfgang Sternefeld: Syntax. Eine morphologisch motivierte generative Beschreibung des Deutschen. 3. Auflage. Stauffenburg, Tübingen 2009, Band 1, S. 197ff. (= Kapitel III.5.2 Infinitivische CPs).
  16. Rodney Huddleston, Geoffrey Pullum: The Cambridge Grammar of the English Language. Cambridge University Press, 2002, S. 1182ff.
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