Jutta Seidel (* 27. Oktober 1950 in Brandenburg an der Havel, Brandenburg) ist eine deutsche Zahnärztin und Bürgerrechtlerin. Sie gehörte in den 1980er Jahren der DDR-Opposition an. 1982 war sie Mitgründerin der „Frauen für den Frieden“ und 1989 des Neuen Forums.

Leben und Wirken

Jutta Seidel, geborene Seeger, ließ sich parallel zum Abitur als Krankenschwester ausbilden und studierte in Berlin Zahnmedizin. Hier war sie in der Evangelischen Studentengemeinde aktiv. Seit 1975 ist sie mit dem Arzt Eberhard Seidel verheiratet.

1982 war sie Mitbegründerin des unabhängigen Netzwerks „Frauen für den Frieden“. 1984 waren sie und ihr Mann Mitbegründer des Arbeitskreises „Ärzte für den Frieden“, der sich als unabhängiges Gegenstück zur SED-hörigen DDR-Sektion der IPPNW verstand und sich auf den Friedenswerkstätten in der Erlöserkirche in Berlin-Rummelsburg präsentierte. Das Ministerium für Staatssicherheit verhörte sie Ende 1983 wegen ihrer Aktivitäten bei den Friedensfrauen und führte gegen sie ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf landesverräterische Nachrichtenübermittlung und den Operativen Vorgang „Kreuzfahrer“. 1989 war sie eine der Initiatorinnen des Neuen Forums und beantragte gemeinsam mit Bärbel Bohley, mit der sie bereits seit den gemeinsamen Aktivitäten bei den „Frauen für den Frieden“ zusammenarbeitete, die offizielle Zulassung dieser Bürgerbewegung. Über ihre Nachbarin, die Schauspielerin Jutta Wachowiak, regte sie die Künstler des Deutschen Theaters an, die große Protestdemonstration am 4. November 1989 in Ost-Berlin zu organisieren. 1990 wirkte sie neben ihrer Arbeit als Zahnärztin in der AG Sicherheit des Zentralen Runden Tisches mit. Von 1991 bis 1992 war sie Vorstandsmitglied der gesamtdeutschen IPPNW.

Auszeichnungen

Literatur

  • Almut Ilsen, Ruth Leiserowitz (Hrsg.): Seid doch laut! Die Frauen für den Frieden in Ost-Berlin. Ch. Links, Berlin 2019, ISBN 978-3-96289-065-0.
  • Ulrike Poppe: Frauen für den Frieden. In: Hans-Joachim Veen (Hrsg.): Lexikon Opposition und Widerstand in der SED-Diktatur. Propyläen, Berlin/ München 2000, ISBN 3-549-07125-6, S. 135–137.
  • Irena Kukutz: Chronik der Bürgerbewegung Neues Forum 1989–1990. herausgegeben von der Robert-Havemann-Gesellschaft e. V., Basisdruck-Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86163-065-4.
  • Ehrhart Neubert: Geschichte der Opposition in der DDR 1949–1989. Bundeszentrale für politische Bildung, Berlin 1998.
  • Deutsche Nationalstiftung: Zivilcourage gestern und heute. Der Nationalpreis 2000. Eine Dokumentation mit Beiträgen von Helmut Schmidt, Richard Schröder, Charles Maier und Jens Reich. Hamburg 2000.
  • Patrick Bauer: Der Traum ist aus. Aber wir werden alles geben, dass er Wirklichkeit wird. Der 4. November 1989 und seine Geschichte. Rowohlt Buchverlag, Hamburg 2019, ISBN 978-3-498001513.

Einzelnachweise

  1. Franziska Giffey verleiht den Berliner Landesorden. In: berlin.de. 1. Oktober 2022, abgerufen am 2. Oktober 2023.
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