Tirol
Königsgnad
Királykegye
Basisdaten
Staat: Rumänien Rumänien
Historische Region: Banat
Kreis: Caraș-Severin
Gemeinde:Doclin
Koordinaten: 45° 20′ N, 21° 36′ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Einwohner:425 (1. Dezember 2021)
Postleitzahl: 327177
Telefonvorwahl:(+40) 02 55
Kfz-Kennzeichen:CS
Struktur und Verwaltung
Gemeindeart:Dorf

Königsgnad (deutsch auch Tirol, rumänisch Tirol, ungarisch Királykegye) ist ein Ort im Westen Rumäniens, im Kreis Caraș-Severin im Banat.

Geografische Lage

Tirol befindet sich im rumänischen Banat, 80 Kilometer südöstlich von Timișoara, in der Nähe von Bocșa und Reșița. Das Dorf liegt 176 Meter über dem Meeresspiegel.

Nachbarorte

Măureni Fizeș Bocșa
Ferendia Biniș
Jamu Mare Surducu Mare Doclin/Reșița

Etymologie

Am 16. September 1812 erließ Kaiser Franz I. eine Urkunde, wonach die Kolonie den Namen Königsgnad erhielt. Bis dahin waren verschiedene Namen im Umlauf, wie z. B. Tirol, Tiroler Dorf, Neu-Tirol, Tiroler Treue und Tyrol. Der Name Königsgnad blieb bis zum Jahre 1888 erhalten. Im Zuge der Magyarisierung wurde dann aus Königsgnad Királykegye. Nach dem Ersten Weltkrieg kam der Ort zu Rumänien und trägt seitdem (1927) die amtliche Bezeichnung Tirol. Nach dem erlassenen Gesetz der Minderheiten in Rumänien im Jahr 2001 findet man auf dem Ortsschild auch den Ursprungsnamen Königsgnad.

Geschichte

Während des Tiroler Freiheitskampfs 1809 flüchteten viele Tiroler nach Wien. Aus politischen und wirtschaftlichen Gründen wollte sie Kaiser Franz I. in die ungarische Reichshälfte abschieben. Josef Speckbacher, ein Anführer im Tiroler Freiheitskampf, wurde im Mai 1810 beauftragt, „die Tiroler Flüchtlinge nach Südungarn zu führen und ihnen eine neue Kolonie zu errichten“. Er wählte zusammen mit dem Tiroler Franz Thalguter einen Siedlungsgrund in der Gegend von Fizeș und Doclin aus.

Bereits 1813 hatten viele Ansiedler Königsgnad aufgrund der schlechten Ernte verlassen. Die verbliebenen Einwohner verließen 1818 den Ort zusammen mit Pfarrer Johann Matheus Stuefer und siedelten in die Josefstadt nach Temeswar um. Die angesiedelte Straße bekam den Namen „Tiroler Gasse“, heute Strada Ciprian Porumbescu. So beschloss die Kameraladministration neue Ansiedler nach Königsgnad zu bringen. Schon im Jahr 1814 kamen Familien aus Dognatschka, Steierdorf, Jahrmarkt, Nitzkydorf, Moritzfeld, Temeswar, Werschetz, Zichydorf etc. Es folgten 1817 eine Gruppe Württemberger. 1823 kamen weitere Ansiedler aus Bayern, Böhmen, Mähren, Österreich, Schlesien und 1828 zahlreiche Kraschowäner (kroatischer und bulgarischer Abstammung) aus dem Karascher Komitat.

Nach der Öffnung des Eisernen Vorhanges erhielten die Bauern wieder Grundstücke als Eigentum (zurück). Einwohnern, die das Land nicht in Richtung Deutschland verlassen hatten, wurde mit kräftigen Sachspenden aus Deutschland und Österreich unter die Arme gegriffen. Bis etwa zum Jahr 2005 gab es in der Schule noch Deutschunterricht. Daher beherrscht ein Teil der Einwohner noch die deutsche Sprache.

Demografie

Volkszählung Ethnie
Jahr Einwohner Rumänen Ungarn Deutsche Andere
188014257211094303
189014571930736672
19101422836923455
193012231726930250
194111754823732372
197789826533448152
199273036632222110
20026424541611062
2011561367297788

Siehe auch

Literatur

  • Günther Friedmann – Tirol in Rumänien: Gründung und Entwicklung. Geschichte eines Dorfes, das seine Existenz dem Tiroler Freiheitskampf von 1809 verdankt. Berenkamp Verlag, Innsbruck 2012.
  • Harald Prinz: Tiroler Heimat in Rumänien. "Dorf Tirol". Geschichte und Gegenwart eines rumänischen Dorfes. Innsbruck 2002.
  • Elke Hoffmann, Peter-Dietmar Leber und Walter Wolf: Das Banat und die Banater Schwaben. Band 5. Städte und Dörfer, Mediengruppe Universal Grafische Betriebe München GmbH, München, 2011, 670 Seiten, ISBN 3-922979-63-7.
  • Ferdinand Hirn, Die Gründung der Tiroler Kolonie Königsgnade im Banat, in: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg, Dritte Folge, Sechzigster Band, 1920, Digitalisat

Einzelnachweise

  1. Volkszählung 2021 in Rumänien, Populația rezidentă după etnie, 1. Dezember 2021 (rumänisch).
  2. Amtlicher deutschsprachiger Name laut rumänischem Regierungsbeschluß 1415 vom 6. Dezember 2002 (Amtsblatt (Memento vom 5. September 2018 im Internet Archive))
  3. 1 2 Günther Friedmann: Tirol in Rumänien, Berenkamp Verlag 2012, ISBN 978-3-85093-286-8
  4. Varga E. Árpád: Volkszählungen 1850–2002 in Rumänien bei kia.hu, letzte Aktualisierung am 1. November 2008 (PDF; 512 kB; ungarisch).
  5. Varga E. Árpád: Volkszählungen 1852–2011 in Rumänien bei nepszamlalas.adatbank.ro (ungarisch).
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