Kürschners Bücherschatz war eine Heftreihe mit Romanen und Erzählungen. Sie erschien von 1896 bis 1928 im Hermann Hillger Verlag in Berlin und Leipzig in 1365 Ausgaben.

Geschichte

1896 wurden die ersten Hefte von Kürschners Bücherschatz durch den Verleger Hermann Hillger herausgegeben. Sie sollten etwas anspruchsvollere Romane und Erzählungen im billigen Heftformat enthalten. Der Namen leitete sich von verschiedenen Handbuchreihen ab, die von Joseph Kürschner begründet worden waren.

Die ersten 23 Hefte wurden 1896 nur als Prämien für Abonnenten von verschiedenen Tageszeitungen im Deutschen Reich und Österreich-Ungarn (Wien, Brünn) verteilt. Erst ab 1897 waren die nächsten Hefte dann regelmäßig jede Woche im Handel erhältlich.

Kürschners Bücherschatz wurde viel gelesen und galt für einkommensschwächere Leser als Möglichkeit zum Zugang zu anspruchsvollerer Literatur:

„er habe sich trotzdem weiter zu bilden gesucht und sich u. a. Kürschners Bücherschatz angeschafft.“

Ab etwa 1910 wurden durch den Ullstein-Verlag ähnliche Romanreihen herausgebracht.

1923 erschien die 1365. und letzte Ausgabe. Von 1927 bis 1930 wurden noch einmal etwq 112 Hefte in einer neuen Reihe herausgegeben, die aber wahrscheinlich Wiederholungen vorheriger Ausgaben waren.

Nach 1933 wurden einige Hefte als Teil des Gesamtwerkes unliebsamer Autoren mit verboten. Sie waren aber zu dieser Zeit schon lange nicht mehr im Handel erhältlich.

Viele Ausgaben sind gegenwärtig noch antiquarisch zu erwerben.

Beschreibung

Jedes Heft enthielt einen Roman oder mehrere Erzählungen mit Illustrationen, manchmal auch mit einem Porträt des Autors. Zu den bekanntesten gehörten Theodor Fontane, Peter Rosegger sowie Mark Twain, Rudyard Kipling, Fjodor Dostojewski, Leo Tolstoi, Émile Zola und Guy de Maupassant. Für viele zeitgenössische Autoren bot Kürschners Bücherschatz die Möglichkeit, neue Werke erscheinen zu lassen sowie einem breiteren Lesepublikum bekannter zu werden. Die inhaltliche Ausrichtung war auf ein breites Publikum ausgerichtet. Es waren viele zeitgenössische Autoren und Autorinnen vertreten, es fehlten nur die meisten der erfolgreichsten dieser Zeit.

Hefte (Auswahl)

1–100

101–200

201–300

  • 220 Arthur Gundaccar von Suttner: Scharfeneck, 1900
  • 228 Hermann Birkenfeld: Auf der alten Scholle
  • 230 Anna Astl-Leonhard (Aö Vogel von Spielberg): Der letzte Akt. Roman. Mit Illustrationen von R.A. Jaumann
  • 262 Max Pollaczek: Der zweite Doktor. Dr. Wholestone. Lord Roberts Reise. Sterns Gedichte. Mit Illustrationen von W. Roegge

301–400

401–500

  • 403 Detlev von Liliencron: Greggert Meinstorff und andere Novellen. Mit Illustrationen von A. Lewin
  • 432 E. v. Dincklage-Campe: Im Tramontan. Roman
  • 435 Friedrich Thieme: Der einzige Zeuge. Ein Automobilroman. Mit Illustrationen von W. Roegge

501–600

601–700

  • 602 Marcellus Emants: Wahn. Novelle. Autorisierte Übersetzung aus dem Holländischen von Ferdinand Böninger
  • 604 Maria Stona: Mein Dorf. Novellen und Skizzen aus Schlesien
  • 611 Josef Buchhorn: Luginsland. Ein Skizzenbuch vom Niederrhein
  • 614 Eva von Baudissin: Die Schwestern, 1908
  • 625 Eugen Isolani: Von ihr und mir. Humoresken
  • 659/660 Ludwig Rohmann: Weltflüchtig. Roman. Mit Illustrationen von H. Binde
  • 664 Dora Duncker: Der schöne Ede und anderes. Neue Berliner Novellen
  • 669 Clara Nast: Der Eintagskönig. Novellen
  • 680 Victor Fleischer: Leute vom Dorf. Erzählungen
  • 686 Alexander von Roberts: Faschingszauber und andere Novellen
  • 692 Alexander Puschkin: Menschen und Mächte. Novellen
  • 693 Eugen von Stangen: Hinter der Frühlingsgrenze
  • 695 F. G. Ahrens: Der Gemäldediebstahl am Cavendish-Square. Kriminal-Erzählung
  • 699 Karl Pauli: Masken. Theaterhumoresken
  • 700 Ida Boy-Ed: Die Kadettenmutter und andere Marine-Erzählungen

701–800

801–900

  • Annemarie von Nathusius: Der Schatz von Sevengade. Prinzessin Leonor. 2 Erzählungen, 1913
  • 807 Olga Wohlbrück: Der Weg zum Glück. Die Geschichte einer Ehe. Mit Illustrationen von L. Berwald
  • 812 Heinrich Vollrat Schumacher: Die Panne und andere Humoresken
  • 814 Fritz Skowronnek: Der Hungerbauer. Ein Dorfroman aus Masuren. Mit Illustrationen von W. Werner
  • 817 Lothar Knud Fredrik: Geschichten von der Wasserkante
  • 820 Hermine Villinger: Dritter Klasse und andere Erzählungen
  • 823 Max Karl Böttcher: Der Schnürschuhmarsch und andere Militärhumoresken
  • 825 Ernst von Wolzogen: Der Lebensretter und andere Erzählungen
  • 827 Henry Wenden: Die Tote. Eine Artistengeschichte
  • 828 Robert Heymann: Ein mühsamer Weg, Roman aus dem Englischen
  • 831 Alexander von Roberts: Schlachtenbummler. Novelle
  • 832 Conrad Fischer-Sallstein: Graf Wellborn sucht seine Frau. Roman. Mit Illustrationen von Fr. Rumpf
  • 833 Florence Maryat: Eine schöne Seele. Roman
  • 834 Fritz Skowronnek: 10 Die Zeitung des Waldes und andere Jagdgeschichten. Mit Illustrationen von L. Berwald
  • 840 Bodo Wildberg: Der sechste Panther und andere Novellen
  • 841 Senna Hoy: Das Auge des Tigers. Aus den Erlebnissen eines Gentleman-Detektiv, 1912
  • 846 Victor Eltz: Irrwege der Liebe u. andere Novellen
  • 848 Theodor Fontane: Der alte Wilhelm und andere Geschichten
  • 852 Konrad Remlung: Der Gentleman und andere Kriminalskizzen
  • 858 Hans Hyan: Försters Lene und andere Kriminal-Erzählungen
  • 861 Telefor Szafranski: Die rote Miß und andere lustige Geschichten
  • 868 Richard Kias: Das zweite Gesicht und andere Erzählungen aus unseren Kolonien
  • 874 Karl Rosner: Der Tod der Liebe und andere Novellen

901–1000

1001–1100

  • 1010 Fritz Skowronnek: Aus Masurens Wäldern
  • 1039 Emma Kettner: Glück auf! Bergmannserzählungen
  • 1048 Antonie Gubalke: Das Flügelmädchen und andere Erzählungen
  • 1053 Paul Bliß: Sonnige Stunden. Lustige Geschichten

1101–1200

  • 1116 Hans Ostwald: Kamerad Ede. Erzählungen
  • 1131/32 Max Eyth: Geld und Erfahrung. Erzählungen aus dem Taschenbuch eines Ingenieurs.
  • 1137 Erdmann Graeser: Das Glück unterm Dache. Berliner Geschichten

1201–1300

  • 1255 W. Vettewinkel: Der Falsche. Kriminalgeschichte
  • 1256 Paul Bliß: Junge Liebe. Erzählung(en)
  • 1270 Carry Brachvogel: Das Grammophon. Erzählungen
  • 1280 Luise Westkirch: Der Brand von Bovensen. Roman

1301–1365

Neue Folge
Von 1927 bis 1930 erschien eine Neue Folge. Diese Bände waren wahrscheinlich vorher schon mit einer alten Nummer erschienen.

  • 3 Sven Elvestad: Das verbrannte Todesurteil. Detektivroman
  • 70 Olga Cordes Schnackserls Abenteuer. Humoreske [Roman aus d. Künstlerwelt]
  • 44 Theodor Fontane: Der alte Wilhelm. Erzählungen aus der Vergangenheit (= alte Folge 848)

Literatur

  • Bloch: Kürschners Bücherschatz. Bibliographie. 2005
  • Börsenblatt für den deutschen Buchhandel vom 18. April 1900, S. 8999, mit den ersten 200 Heften
  • Börsenblatt für den deutschen Buchhandel vom 31. März 1898, S. 2460; mit Verzeichnis der ersten 80 Hefte

Einzelnachweise

  1. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 22. August 1935, S. 684; Würdigung für Hermann Hillger zum 70. Geburtstag
  2. Es ist nicht bekannt, in welchem Maße Kürschner an der Entstehung der Reihe beteiligt war, wahrscheunlich nutzte der Verleger Hermann Hillger nur dessen erfolgreichen Namen dafür; die Praxis der Prämien für Zeitungsabonnenten wurde von ihm 1894 auch schon für ein Universal-Conversations-Lexikon verwendet, wovon sich Kürschner nach Protesten von Buchhändlern schriftlich im Börsenblatt distanzierte
  3. Börsenblatt, 29. September 1896, S. 6049; mit einigen Zeitschriften; erste feststellbare Erwähnung im Börsenblatt
  4. Börsenblatt vom 3. März 1897, S. 1666, mit Verzeichnis der ersten 23 Hefte
  5. Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse, Band 4, 1911, S. 15 Text; über einen Prozess gegen einen mutmaßlichen Mörder eines sechsjährigen Mädchens
  6. Hermann Hillger Verlag Verbrannte und Verbannte, mit allen verbotenen Titeln des Verlages
  7. Zu den fehlenden erfolgreichsten Autoren dieser Zeit gehörten damals Gerhart Hauptmann, Hermann Sudermann, Clara Viebig, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke; in Kürschners Bücherschatz vertreten waren Georg von Ompteda und Annemarie Nathusius
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