Kageneck ist der Name eines alten oberrheinischen Adelsgeschlechts. Die Herren von Kageneck gehörten zu den ältesten ritterbürtigen Geschlechtern im Elsass. Ein badischer Zweig der Familie besteht bis heute.

Geschichte

Herkunft

Die von Kageneck sind stammes- und wappenverwandt mit den Achenheim, Blumenau, Ottfriedrich, Reimböldelin und Rümelnheim. Alle Familien lassen sich auf den Stammvater Dominus Cuno inter mercatores bzw. dessen Vater Erbo zurückführen. Nikolaus von Kageneck, er lebte zwischen 1230 und 1306 und war der älteste Sohn von Cuno, war Ritter, Stettmeister (auch Städtmeister, Mitglied im Stadtrat) von Straßburg und Lehnsmann der Bischöfe von Straßburg. Das Genealogische Handbuch des Adels nennt ihn als Stammvater der Kageneck.

Nach dem Heraldiker und Genealogen Gustav Adelbert Seyler wird als einer der ersten Angehörigen der Familie Gotzlin von Kageneck bereits im Jahre 1212 urkundlich genannt. Er erscheint als „magister civitatis Argentinensis“ in einer Urkunde des Kaisers Friedrich II. von Hohenstaufen. Die ununterbroche Stammreihe des Geschlechts beginnt Ernst Heinrich Kneschke mit dem Ritter Claus von Kageneck in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Mitglieder der Familie findet man in der Frühzeit vor allem in der freien Reichsstadt Straßburg. Sie gehörten dort schon bald zu den einflussreichsten Geschlechtern im Patriziat der Stadt. So besaßen sie unter anderem das Münzrecht und bekleideten im Laufe der Zeit 15-mal das Amt des Stettmeisters von Straßburg.

Der Name Kageneck kommt wohl vom Kagenecker Bruch, der sich damals außerhalb der Stadttore Straßburgs befunden hat und in dem die Kagenecks einige Grundstücke besessen haben. Die heutige Kageneck-Straße in Straßburg erinnert noch daran. Die Burg Hageneck im Elsass kann nicht – wie oft genannt – der Stammsitz der Kagenecks gewesen sein, da die Familie von Hageneck im 13. Jahrhundert dort urkundlich erwähnt ist.

Linien und Besitzungen

Die Nachkommen des Stammvaters Claus begründeten mehrere Linien, die aber alle, bis auf den ramboldtschen Ast, wieder erloschen.

Die Brüder Hans und Moritz von Kageneck wurden am 22. Juni 1472, dem Tag der Schlacht bei Murten, zum Ritter geschlagen. In der Schlacht unterstützen Straßburger Kontingente zusammen mit Truppen weiterer elsässischer und lothringischer Städte und Grafschaften die Eidgenossen gegen Karl den Kühnen, Herzog von Burgund. Moritz jüngerer Sohn war der Stammvater einer Linie, die noch bis zur französischen Revolution im Elsass sesshaft war. Kurze Zeit später, nach dem Verlust ihrer Besitzungen, ließen sie sich in Baden nieder.

Wegen des Teilbesitzes (ein Drittel) von Hipsheim, erworben 1399, und weiterer Güter waren die Herren von Kageneck während des 18. Jahrhunderts Mitglied der Reichsritterschaft im Unterelsass.

Ein Zweig dieser Linie gelangte schon Mitte des 17. Jahrhunderts in den Breisgau und hat sich durch Erbschaft mehrerer Güter der Adelsfamilie von Pforr in Munzingen niedergelassen. Johann Friedrich von Kageneck (1633–1705), Statthalter Kaiser Leopolds I. in Vorderösterreich und ab 1671 Reichsfreiherr, ließ das Munzinger Schloss erbauen und erwarb 1682 auch Bleichheim und 1702 die Herrschaft Stegen mit dem Schloss Stegen-Weiler. Das Herrenhaus in Bleichheim wurde 1728 erbaut.

Mitglieder dieses Zweiges konnten durch Kauf und Belehnung vom Erzhaus Österreich den Grundbesitz erheblich vermehren. Im Breisgau besaßen die Kagenecks neben Munzingen, Stegen und Bleichheim auch Schloss Umkirch (ab 1740), Waltershofen und ab 1788 Wildtal.

Die zwei Söhne von Heinrich Hermann Graf von Kageneck († 1790) begründeten zwei gräfliche Linien. Stifter der älteren Linie ist Heinrich Hyazinth Graf von Kageneck, Besitzer des Fideikommisses Munzingen. Sein jüngerer Bruder, Philipp Joseph Graf von Kageneck war der Begründer der Linie von Stegen. Aus der jüngeren Linie kam Maximilian Graf von Kageneck, Grundbesitzer zu Stegen und Unteribental. Er heiratete 1859 Friederike Gräfin von Königsegg-Aulendorf. Schloss Stegen-Weiler wurde im 20. Jahrhundert verkauft. Das Weingut Munzingen wird bis heute von der Familie betrieben.

Standeserhebungen

Johann Friedrich von Kageneck (1633–1705), Vizestatthalter in den vorderösterreichischen Landen und den vier Rheinstädten, war der Sohn von Wilhelm von Kageneck (um 1587–1652) und dessen Ehefrau Helene Zorn von Bulach († 1634). Er wurde wegen seiner Verdienste um das Haus Habsburg von Kaiser Leopold I. am 22. September 1671 zu Wien in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Einer seiner Söhne war Heinrich von Kageneck († 1744), Landkomtur des Deutschen Ordens und 1722 Statthalter des Herzogtums Neuburg an der Donau. Der Freiherrenstand (Baronat) wurde am 6. August 1773 zu Compiégne vom König von Frankreich anerkannt und auf das Gesamtgeschlecht ausgedehnt.

Johann Friedrich Friedolin Freiherr von Kageneck, kaiserlicher Kämmerer, erhielt am 8. Januar 1771 von Kaiser Joseph II. durch Diplom den Reichsgrafenstand. Er war der Vater von Beatrix Antonie Aloysia Gräfin von Metternich-Winneburg, der Mutter des späteren Fürsten Klemens von Metternich.

Franz Graf von Kageneck in Pfaffendorf (Bezirksamt Ebern, Unterfranken) wurde am 20. Juli 1888 bei der Grafenklasse der Adelsmatrikel im Königreich Bayern immatrikuliert.

Wappen

Stammwappen

Das Stammwappen zeigt in Rot einen silbernen Schrägrechtsbalken. Auf dem Helm ein bärtiger Mannesrumpf, dessen Kleidung das Schildzeichen wiederholt, bedeckt mit einem silber gestulpten, gold bequasteten roten Spitzhut. Die Helmdecken sind rot-silbern.

Gräfliches Wappen

Das reichsgräfliche Wappen, verliehen 1771, zeigt den Schild des Stammwappens mit zwei Helmen und rot-silbernen Helmdecken. Rechts der Stammhelm, auf dem linken drei (rot, silbern, rote) Straußenfedern. Als Schildhalter zwei einwärtssehende Geharnischte mit Helm mit offenen Visier und drei roten Straußenfedern besteckt. Das Schwert an roter Schärpe und in der Rechten bzw. Linken eine Fahne an schwarzer Stange mit goldener Spitze tragend, die rechts in Blau drei (2, 1) goldene Lerchen und links in Gold einen goldgekrönten schwarzen Doppeladler mit blauem Brustschild mit drei (2, 1) goldenen Römern zeigt.
Der Wahlspruch lautet: In valore virtus.

Bekannte Familienmitglieder

Literatur

  • Otto Hupp: Münchener Kalender 1904. Verlagsanstalt Buch u. Kunstdruckerei AG, München/Regensburg 1904.
  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon. Band VI, Band 91 der Gesamtreihe, S. 87, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1987, ISSN 0435-2408.
Commons: Kageneck (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Straßburger Urkundenbuch. Band 1, Nr. 220 und Band 3, Anhang.
  2. 1 2 3 4 5 6 7 Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon. Band VI, Band 91 der Gesamtreihe, S. 87.
  3. Straßburger Urkundenbuch. Band 3, Nr. 441.
  4. 1 2 Otto Hupp: Münchener Kalender 1904. S. 29.
  5. Ernst Heinrich Kneschke (Hrsg.): Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 4, Friedrich Voigt, Leipzig 1863, S. 618–620, Volltext in der Google-Buchsuche
  6. 1 2 Irmgard Christa Becker: Vorderösterreich – nur die Schwanzfeder des Kaiseradlers? Die Habsburger im deutschen Südwesten. Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart 1999, ISBN 3-88294-276-2, S. 275.
  7. Info/ahnenfjpvr/ahnenfjpvr.htm Philipp von Kageneck (Nr. 764) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in der Ahnentafel von Friedrich Johann Peter von Restorff auf von-restorff.de. Abgerufen am 10. August 2016.
  8. Kageneck. In: Fr. Cast: Historisches und genealogisches Adelsbuch des Königreichs Württemberg, J. F. Cast, Stuttgart 1844, S. 120, Volltext in der Google-Buchsuche
  9. Hermann Brommer: Johann Heinrich Hermann Reichsfreiherr von Kageneck (1668–1743). Zum 250. Todestag des Deutschordens-Landkomturs – Ein Nachtrag zur Biographie. In: Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland , Freiburg im Breisgau 1994, S. 73–90, Digitalisat
  10. Schau ins Land unter Punkt 13
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