Ein Wahlspruch (auch Devise) ist eine Maxime, Leitspruch oder Motto, das sich eine Gruppe Gleichgesinnter, eine Person, eine Familie oder Organisation gibt, um deren Ziel und den Anspruch deutlich zu machen. Dieser wird meist nicht, wie bei Parolen oder Slogans, mündlich geäußert, sondern schriftlich festgelegt und stammt entweder aus langen Traditionen, gemeinschaftlichen Übereinkünften oder entscheidenden Ereignissen, so aus einem Bürgerkrieg oder einer Revolution. Der Begriff Devise wurde von Philipp von Zesen durch den Ausdruck Wahlspruch eingedeutscht. In der Werbesprache oder im Wahlkampf wird oft ein einprägsamer Wahlspruch, ein sogenannter Slogan verwendet.

Mottos in der Wappenkunde

Wahlsprüche sind oft Bestandteil von Wappen, wo sie in der Regel unterhalb des Wappenschildes auf Höhe des Postament in einem Spruchband zu lesen sind. Diese Platzierung stammt aus dem Mittelalter, als sich bei den Wappen der meisten Adligen über dem Schild die Rangkrone und/oder der Helm samt Helmkleinod befand. Seltener – vor allem bei den großen Vollwappen – befand sich oberhalb noch ein zweites Spruchband, in dem dann das sogenannte Kriegsgeschrei bzw. Panier zu lesen war.

In der heutigen Zeit haben viele Staaten einen Wahlspruch, und auch andere Institutionen führen Devisen.

Beispiele für Wahlsprüche, Mottos, Devisen nach Zugehörigkeit

Nationalstaaten

Städte und Länder

Viele Schweizer Kantone haben oder hatten einen Wahlspruch. Dieser findet sich auf Kantonsmünzen (vor 1850), im Fall der Waadt in deren Wappen.

  • Liberté et patrie (französisch): „Freiheit und Vaterland“ – Waadt
  • Post tenebras lux (lat.): „Nach Dunkelheit Licht“ – Genf
  • Dominus providebit (lat.):„Der Herr wird vorsorgen“ – Bern / Randprägung des heutigen Fünffrankenstücks
  • Domine conserva nos in pace (lat.):„Herr behüte uns in Frieden“ – Zürich, auf dem Wasertaler, Basel, Luzern
  • Iustitia et Concordia (lat.): „Gerechtigkeit und Eintracht“ – Zürich
  • Pro Deo et Patria (lat.): „Für Gott und Vaterland“ – Zürich

Orden (Ordensdevise)

Die Devisen von Ordensgemeinschaften, Ritterorden und Verdienstorden drücken die Lebens- und Verhaltensweise der Ordensmitglieder, den Zweck oder den Anlass der Ordensstiftung aus. Bekannte Ordensdevisen sind:

In einigen Fällen ist die Devise mit dem Namen des Ordens identisch, bspw. pour le Mérite, oder eine Übersetzung, bspw. Fidelitas (Hausorden der Treue).

Studentenverbindungen

Aus der Zeit der Studentenorden entstammend, führen fast alle Studentenverbindungen einen Wahlspruch in ihren Wappen. Beispiele hierfür sind:

Personen

Kirchliche Würdenträger

Traditionell wählen sich Bischöfe und Äbte der Römisch-katholischen und auch in der Altkatholischen Kirche einen Wahlspruch, welcher das Programm ihrer Amtszeit verdeutlichen kann. Ebenso können sich Priester und Diakone ein Wappen und damit einen Wappenspruch geben.

Esoterische Traditionen

Analog zu Angehörigen christlicher Orden, die bei der Aufnahme einen Ordensnamen erhalten, erhalten bzw. wählen die Neophyten einiger moderner esoterischer Traditionen, insbesondere im Golden Dawn und den verschiedenen Gemeinschaften in der von Aleister Crowley begründeten Thelema-Tradion, einen magischen Namen, der sehr häufig die Form eines Wahlspruchs oder magischen Mottos hat. Dieser dient (häufig abgekürzt) auch als Pseudonym in der Kommunikation der betreffenden Gemeinschaft. So wurde zum Beispiel William Butler Yeats mit dem Motto Daemon Est Deus Inversus Mitglied des Golden Dawn und Crowley wurde mit dem Wahlspruch Vi Veri Vniversum Vivus Vici (abgekürzt als V.V.V.V.V) Mitglied des Ordo Templi Orientis.

Sonstige

Auf historischen Musikinstrumenten
  • Acta virum probant (lat.): „In seinen Taten zeigt sich der Mann“ (Gemälde von Jan Steen)
  • Soli deo gloria (lat.): „Gott allein die Ehre“
  • Laudate eum in chordis et organo (lat., Zitat aus Psalm 150, 4): „Lobt ihn mit Saiten und Flöte!“

Siehe auch

Literatur

Commons: Mottos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. schweizer-geld.ch – Zürich: 20 Batz, 1812.
  2. muenzen-huber.ch – Basel: 1/2 Thaler 1765.
  3. Basel, Assis, 1708
  4. muenzenwert.de – Luzern: 5 Batzen, 1813
  5. schweizer-geld.ch – Zürich: Dukat, 1810.
  6. schweizer-geld.ch – Zürich: 10 Schilling, 1806.
  7. Jahrhundertealtes A.E.I.O.U.-Rätsel gelöst. In: steiermark.orf.at. Österreichischer Rundfunk, 30. März 2023, abgerufen am 8. April 2023.
  8. P. VERGILI MARONIS AENEIDOS LIBER SEXTVS. Abgerufen am 23. April 2022.
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