Ein Kaiserstiel ist im Holzbau die innere senkrechte Säule eines Hängewerks z. B. eines Pyramiden- oder Kirchturmdachs.

Dieses, meist hölzerne Bauteil des Dachstuhls, dient dazu, dass der darunterliegende Raum stützenfrei bleibt. Der Stiel wird unten durch Querzangen oder Kehlbalken gehalten. Beim einfachen Hängewerk wird die Last (Bundbalken der Deckenkonstruktion) an der auf Zug beanspruchten Hängesäule aufgehängt über Sprengstreben abgefangen und als Druckkraft auf die Widerlager (Außenwände) übertragen. An der Spitze des Stiels sind die Sparren eingezapft, welche die Dachhaut tragen.

Auf Grund seiner Position ist ein Kaiserstiel bei pyramiden- oder kegelförmigen Dachkonstruktionen im verbauten Zustand, bei geschlossener Decke, vom Inneren des Gebäudes nicht mehr zu erreichen. Ohne Kontrollmöglichkeit droht er bei schadhafter Dachdeckung unbemerkt zu verrotten und wird deshalb aus widerstandsfähigem Material (beispielsweise Eichenholz) hergestellt. Bei Funktionsbauten wie Lager- oder Werkhallen, bei denen das Hängwerk einen stützenfreien Raum gewährleistet und offen bleibt, droht diese Gefahr jedoch nicht.

Bei Kirchtürmen wird der Kaiserstiel meist mit einer Konstruktion aus Metall verlängert („Helmstange“), die den Dachschmuck des Kirchturms wie Turmkugel, Wetterhahn oder andere bildliche Darstellungen trägt.

In der klassischen Landesvermessung wird der Knopf an der verlängerten Helmstange als Zielpunkt benutzt und zweidimensional koordiniert. Die Höhenangabe über Normalhöhennull bezieht sich meist auf die (mittlere) Wulst des Knopfes.

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Einzelnachweise

  1. Meyers b4 s0405, Fig. 14 aus: Band 4 der 4. Auflage von Meyers Konversations-Lexikon (1885–90), abgerufen am 27. Januar 2023.
  2. Hängewerk, "Doppeltes Hängewerk" in: Glossar Baunetz_Wissen_Holz, abgerufen am 27. Januar 2023.
  3. Die Ev. Martinskirche in Pfungstadt bekommt ihren neuen Kaiserstiel mit überarbeiteter Wetterfahne zurück., in: *Gruenenthals Bilderwelt", abgerufen am 26. Januar 2023.
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