Kallirhoë (heute Ain az-Zara, arabisch عين الزارة) war ein antiker Kurort. Die archäologische Stätte befindet sich im heutigen Jordanien.

Eine 8 km lange Straße verband die Festung Machärus mit dieser Oase am Ostufer des Toten Meeres. In der Antike suchten wohlhabende Kranke diesen abgeschiedenen Ort mit seinen Thermalbädern, Villen, Palmen und Balsambäumen auf. Heute sprudeln hier noch ca. 40 warme Quellen.

Name

Der antike Name Kallirhoë, altgr.: Καλλιρρόη, die „Schönfließende“, entspricht etwa dem deutschen „Schönbrunn“. Die arabische Bezeichnung der Ortslage Ain az-Zara (arabisch عين الزارة) wird entweder mit Blick auf die landwirtschaftliche Nutzung der Oase von zr, „säen“ abgeleitet, oder – wahrscheinlicher – von ursprünglich al-Ain az-Zahra, „die blühende/schöne Quelle“, was der griechischen Form genau entspricht.

Beschreibung in antiken Quellen

Der jüdische Historiker Flavius Josephus berichtet, wie König Herodes, bereits schwer erkrankt, seine letzte Hoffnung auf die Quellen von Kallirhoë setzte: „Deshalb versuchte er es auch mit den heißen Quellen in Kallirhoë jenseits des Jordan; sie ergießen sich in das Tote Meer, sind aber süß und genießbar. Die Ärzte verordneten ihm Ganzbäder in warmem Öl, doch als sie ihn in die volle Wanne setzen wollten, da brach er entkräftet zusammen und verdrehte die Augen...“ (Bellum I,33,5)

Plinius der Ältere erwähnt den Kurort bei seiner Beschreibung des Ostufers des Toten Meeres: „An derselben Seite ist die warme Quelle Kallirhoe von besonderer Heilwirkung, die schon mit ihrem Namen den Ruhm des Wassers anzeigt.“ (Naturalis historia 5,72)

Mosaikkarte von Madaba

Die Mosaiklandkarte von Madaba (6. Jahrhundert n. Chr.) bezeichnet den auch in der Spätantike noch bestehenden Kurort als „Therma Kallirhoës“. Man sieht eine kreisförmig gefasste Quelle, ein Gebäude mit Apsis, ein Wasserbecken mit Zufluss und zwei Palmen.

Ausgrabungen

Die Details der Madaba-Karte lassen sich durch die Ausgrabungen nicht nachweisen. Das späteste Stratum der Grabungen datiert ins 5. Jahrhundert n. Chr.

Die archäologische Stätte wurde in drei Kampagnen zwischen 1985 und 1989 von einem Team des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes unter Leitung von August Strobel, Christa Clamer (1985, 1986) und Stefan Jakob Wimmer (1989) untersucht. Direkt am Ufer legte man Strukturen frei, die als Hafen interpretiert wurden. Etwa 150 m landeinwärts befanden sich mehrere Becken.

Besonders interessant war ein repräsentatives Gebäude mit zwei Flügeln beiderseits eines Gartens (oder einer Halle): die herodianische Villa Maritima. Im Südflügel gab es einen von Säulen umgebenen Innenhof, mehrere Räume mit Stuckdecken und ein großes Bassin, das von der Thermalquelle gespeist wurde. Dieses Gebäude wurde während des Jüdischen Krieges beschädigt, bestand aber weiter bis in die frühbyzantinische Zeit.

Literatur

  • Stefan Jakob Wimmer: Kallirrhoë: Das Kurbad des Herodes. In: Martin Peilstöcker, Sabine Wolfram (Hgg.): Leben am Toten Meer. Archäologie aus dem Heiligen Land. Chemnitz/Dresden 2019, S. 9, 205–210.
  • Stefan Jakob Wimmer: The Port of Machaerus: Callirrhoe – A Retrospection on the German Excavations (1985–1989) After 30 Years. In: Gyözö Vörös: Machaerus III. The Golden Jubilee of the Archaeological Excavations. Final Report on the Herodian Citadel 1968–2018. (Studium Biblicum Franciscanum Collectio Maior 56), Jerusalem Milano Mount Nebo 2019, S. 460–491.
  • Andreas Feldtkeller: Jordanien. EVA Leipzig 2007, ISBN 978-3-374-02462-9, S. 84–85.
  • August Strobel: Zur Ortslage von Kallirhoe. In: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins 82 (1966), S. 149–162
  • August Strobel, Christa Clamer: Excavations at ez-Zara. In: Annual of the Department of Antiquities of Jordan 30 (1986), S. 381–384
  • August Strobel, Stefan Wimmer: Kallirrhoë (ˤĒn ez-Zāra). Die dritte Grabungskampagne des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes und Exkursionen in Süd-Peräa, mit Beiträgen und unter Mitwirkung von Werner Böser, Roland Deines, Karlheinz Eckardt, Hans-Christoph Von Mosch, Franz Reidel und Emsaytef Suleiman (= Abhandlungen des Deutschen Palästina-Vereins Band 32). Wiesbaden 2003 (Zusammenfassung online)
  • Christa Clamer: Die Festung Machärus und die Bäder des Herodes in Kallirhoë. In: Welt und Umwelt der Bibel 1/1998, S. 47.
  • Christa Clamer, Odile Dussart, Jodi Magness: Fouilles archéologiques de ‘Aïn ez-Zâra/Callirrhoé villégiature hérodienne. Mission archéologique du Deutsches Evangelisches Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes dirigée par August Strobel (campagnes de 1985–1986) (Bibliothèque archéologique et historique 142), Beyrouth 1997
  • Werner Böser, A. Rieger: Geodätische Arbeiten zur archäologischen Erfassung des Herodes-Bades Kallirrhoë am Toten Meer/Jordanien. In: W. Böser et al. (eds.): Geodätische, photogrammetrische und kartographische Berichte II. (Karlsruher Geowissenschaftliche Schriften B.3), Karlsruhe, 1996, S. 43–58.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Andreas Feldtkeller: Jordanien. S. 84.
  2. Christa Clamer: Die Festung Machärus und die Bäder des Herodes in Kallirhoe. S. 47.
  3. Stefan Jakob Wimmer: Kallirrhoë: Das Kurbad des Herodes. S. 205.

Koordinaten: 31° 36′ N, 35° 34′ O

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