Karl (Carl) Hermann Rumschöttel (* 19. November 1820 in Trier; † 11. Juli 1885 in Wiesbaden) war ein deutscher Verwaltungsbeamter.

Leben

Karl Hermann Rumschöttel wurde geboren als Sohn des Johann August Rumschöttel (1786–1845), Regierungsregistrator, Hofrat und später Direktor des Trierer Landarmenhauses, und der Henriette Erhardina Ernestina, geb. Diedrich (* 1791). Am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Trier erlangte er 1838 das Abitur. Von 1838 bis 1842 studierte er Rechtswissenschaften an den Universitäten Berlin und Heidelberg. In Heidelberg wurde er Renonce des Corps Guestphalia Heidelberg, trat dann aber 1840 zum Zweck der Rekonstitution zum seit 1833 suspendierten Corps Saxo-Borussia Heidelberg über.

Nach Abschluss des Studiums wurde Rumschöttel 1842 Auskultator beim Landgericht Trier und 1844 Regierungsreferendar bei der Regierung in Trier. Nach dem Assessorexamen wurde er zum Landratsamt in Merzig überwiesen, wo er im Juni 1848 vertretungsweise die Geschäfte des Landrats übernahm. Im September 1848 wurde er zunächst kommissarisch und am 4. April 1853 – nachdem der St. Wendeler Kreisrat auf sein Nominationsrecht wie üblich verzichtet hatte – definitiv zum Landrat des Landkreises St. Wendel ernannt.

Als Deputierter dieses Kreises nahm Rumschöttel am 15. Mai 1865 an der Jubel-Huldigungsfeier der Vereinigung der Rheinlande mit der Krone Preußen in Aachen teil. Qua Amt leitete er als Direktor die St. Wendeler Lokalabteilung des Landwirthschaftlichen Vereins für Rheinpreußen zu Bonn. In Rumschöttels Amtszeit als Landrat fallen die Gründung der Kreissparkasse St. Wendel (1859), bei der er eine führende Rolle einnahm, und die Einrichtung eines größeren Kreishauses. Sein nachhaltiges Engagement für die Erhaltung eines römerzeitlichen Kulturdenkmals, das ihm hoch anzurechnen sei, führte auch zur Bereitstellung von Geldmitteln aus dem Dispositionsfond von Kaiser Wilhelm I. Seine entschieden regierungskonforme Haltung im Kulturkampf, der im Landkreis St. Wendel mit dem Namborner Aufruhr von 1874 und den Marienerscheinungen in Marpingen von 1876/77 gewalttätige Auseinandersetzungen verursacht hat, brachten ihm in der neueren Forschung Beurteilungen wie Hard-Liner-Landrat ein.

Im Mai 1885, zwei Monate vor seinem Tod, legte Rumschöttel, der sicher nicht zu den liberaleren Vertretern seines Standes zählte, nach fast 37-jähriger Amtszeit das Amt aus Gesundheitsgründen nieder und zog nach Wiesbaden.

Rumschöttel war mit der Trierer Bankierstochter Elise (Elisa) geb. Gilquin verheiratet, die 1877 als Frau Landrath […] zu St. Wendel das königlich preußische Verdienstkreuz für Frauen und Jungfrauen erhielt. Der Landgerichtsrat und Bürgermeister von St. Johann (Saar) Karl Heinrich Rumschöttel war sein Bruder.

Auszeichnungen

Literatur

Commons: Karl Hermann Rumschöttel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Horst Romeyk: Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816–1945 (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Band 69). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-7585-4, S. 703.
  2. Verzeichnis der Direktoren, Lehrer und Abiturienten des Königlichen Friedrich Wilhelms-Gymnasiums vom Jahre 1815 ab. Anhang zu: Königliches Friedrich Wilhelms-Gymnasium zu Trier 1563–1913. Festschrift zur Feier des 350jährigen Jubiläums der Anstalt am 6.–8. Oktober 1913. Lintz, Trier 1913, S. 34 als Rumschöttel, Hermann (online bei Internet Archive).
  3. Kösener Korpslisten 1910, 120, 169
  4. 1 2 Hanns Klein: Der Landkreis St. Wendel 1835–1871. Streiflichter, Notizen und Anmerkungen zu seiner Geschichte. In: Beiträge zur Geschichte von Gewerbe, Industrie und Verwaltung im Westrich und an der Saar. Für und mit Hanns Klein aus Anlaß seines 75. Geburtstages. Hrsg. von Irmtraut Eder-Stein u. a. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 1995 ISBN 9783861100737, S. 301–347, S. 333.
  5. Landkreis Sankt Wendel Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke)
  6. Nikolaus Schüren: Die Jubel-Huldigungsfeier der Vereinigung der Rheinlande mit der Krone Preußen am 15. Mai 1865. Blätter der Erinnerung. Selbstverlag des Verf., Aachen [1865], S. 93 (online bei Google Books).
  7. Mentzel und v. Lengerke's verbesserter landwirthschaftlicher Hülfs- und Schreib-Kalender auf das Jahr 1869. Jg. 22. Teil 2. Wieggand & Hempel, Berlin 1869, S. 251 Nr. 56 (online bei Google Books).
  8. Constanze Baus und Johannes Naumann: Die 150-jährige Geschichte der Kreissparkasse St. Wendel. In: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel 35 (2007/09), S. 232–240, S. 232 (online als PDF).
  9. Daniel Hinkelmann: Das Mithrasdenkmal bei Schwarzerden, seine Erhaltung ein Sorgenkind des alten Kreises St. Wendel (1848–1887). In: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel 10 (1963/64), S. 77–79 (online als PDF).
  10. So etwa David Blackbourn: Marpingen: Marienerscheinungen in Deutschland. In: Landschaften der deutschen Geschichte. Aufsätze zum 19. und 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016 ISBN 9783525370438, S. 63–95, S. 89 (als Vorschau online bei Google Books).
  11. Max Müller: Die Geschichte der Stadt St. Wendel von ihren Anfängen bis zum Weltkriege. Verlag der Stadt St. Wendel, St. Wendel 1927, S. 276.
  12. Thomas Schnitzler: Zwischen Restauration und Revolution. Das Trierer Turnen im Organisations- und Kommunikationssystem der nationalen Turnbewegung (1815-1852). P. Lang, Frankfurt/Main u. a. 1993, S. 149.
  13. Königlich Preußische Ordensliste 1877. Teil 3. Ober-Hofbuchdruckerei, Berlin S. 1308 Nr. 2191 (online bei HathiTrust).
  14. Nikolaus Schüren: Die Jubel-Huldigungsfeier der Vereinigung der Rheinlande mit der Krone Preußen am 15. Mai 1865. Blätter der Erinnerung. Selbstverlag des Verf., Aachen [1865], S. 117 (online bei Google Books).
  15. Programm des Königlichen Kronprinz Friedrich Wilhelms-Progymnasiums zu St. Wendel für die Schuljahre 1874 bis 1876. Carl Maurer, St. Wendel 1876, S. 17 f. (online bei: Münchener Digitalisierungszentrum).
  16. Hof- und Staatshandbuch des Großherzogtums Oldenburg für 1875. Jg. 100. Schulze, Oldenburg [1875], S. 82 (online bei Google Books).
  17. Neueste Mittheilungen. Jg. 3. Nr. 35 vom 22. März 1884, S. 3 unter Personalien (online als PDF beim Zeitungsinformationssystem (ZEFYS) der Staatsbibliothek zu Berlin).
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