Karl Ludwig Rudolf Janssen, auch Carl Janssen (* 29. Mai 1855 in Düsseldorf; † 2. Dezember 1927 ebenda), war ein deutscher Bildhauer und Hochschullehrer.

Leben

Karl Janssen stammte aus einer Künstlerfamilie. Sein Vater Theodor Janssen war Kupferstecher, sein Bruder Peter Janssen war Maler. Bei ihm bekam Karl Janssen erste Unterweisungen in den Künstlerberuf. Von 1872 bis 1881 studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf bei August Wittig. 1878 gewann er ein Rom-Stipendium; die Reise trat er aber erst 1881 an und blieb bis 1884 in Italien, um sich dort weiterzubilden. Sein erstes bedeutenderes Werk war die 1883 entstandene die Büste des Unternehmers Albert Poensgen (1883) für dessen Grabmal auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof. 1884 wurde er zusammen mit dem Bildhauer Josef Tüshaus (1851–1901), den er 1874 an der Kunstakademie kennengelernt hatte, beauftragt, für den Besuch Kaiser Wilhelm I. in Düsseldorf die Plastik Vater Rhein und seine Töchter zu schaffen, die den Düsseldorfern so gut gefiel, dass die beiden zwölf Jahre später – also 1897 – beauftragt wurden, eine dauerhafte Fassung in Bronze und Granit als Brunnen auszuführen. Ein Jahr zuvor hatte er den Auftrag für das Reiterstandbild des Düsseldorfer Kaiser-Wilhelm-Denkmals ebenfalls zur allgemeinen Zufriedenheit erfüllt.

Nach dem Ersten Weltkrieg schuf Karl Janssen für die Chemieunternehmer-Familie Henkel ein Kriegerdenkmal, das an die gefallenen Mitarbeiter erinnern sollte und auf dem Werksgelände in Düsseldorf-Holthausen aufgestellt wurde. Sein letztes bedeutenderes Werk war 1925 die Skulptur „Der Schlaf“ für das Mausoleum der Familie Henkel auf dem Nordfriedhof, wo noch weitere seiner Werke die Zeit überdauert haben.

Karl Janssen wurde zum Professor ernannt und übernahm 1895 den Lehrstuhl von August Wittig an der Kunstakademie Düsseldorf. Er gilt als ein charakteristischer Vertreter des Neubarocks im Rheinland. Bekannte Janssen-Schüler waren:

Familie

Karl Janssen heiratete am 27. September 1887 in Düsseldorf Lore Putsch (1859–1933). Der Sohn Sigurd Janssen wurde Pharmakologe, die Tochter Gerda (1888–1966) war Ehefrau des Unternehmers Hugo Henkel.

Werke

Werk Bild Datierung Standort Weitere Informationen
Antigone, Polyneikes die Grabesweihe spendend 1877/1878 Studienarbeit
Justitia, Rathaussaal Erfurt siehe janssenart.de 1880/1981
Fortitudo, Rathaussaal Erfurt janssenart.de 1881
Grabmal für Albert Poensgen

siehe auch janssenart.de

1883 Nordfriedhof Düsseldorf
Grabmal der Familie Tielsch 1885 Hauptfriedhof in Waldenburg (Schlesien), heute Wałbrzych
Skulpturengruppe „Vater Rhein und seine Töchter“ (erste Fassung) 1884 Düsseldorf, im Treppenhaus des Provinzialständehauses in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Josef Tüshaus
als Festdekoration aus Gips für den Besuch Kaiser Wilhelms I.
nicht erhalten
Reiterstandbild für das Düsseldorfer Kaiser-Wilhelm-Denkmal 18. Oktober 1896 1) Alleestraße, heutige Heinrich-Heine-Allee, Kreuzung Elberfelder Straße
2) Berliner Allee, Platz der Deutschen Einheit
3) vor dem Justizministerium am Martin-Luther-Platz
Skulpturengruppe „Vater Rhein und seine Töchter“ (zweite Fassung) 7. März 1897 Düsseldorf, am Kaiserteich vor dem Provinzialständehaus als Brunnenplastik, in Zusammenarbeit mit Josef Tüshaus
ohne Widmungsinschrift erhalten
Relief am Grabmal für Benjamin Vautier 1898 seit 2004 auf dem Friedhof Düsseldorf-Unterrath Grabrelief „Die trauernde Malerei und der Genius der Unsterblichkeit, den Tod vertreibend“ in Form eines Kreuzes, errichtet 1898 auf dem Nordfriedhof (siehe Bildquelle Funkengrafik auf janssenart.de); Das komplette Grabmal wurde 2004 auf den Friedhof Düsseldorf-Unterrath transloziert. An Stelle der Inschrift „Benjamin Vautier“ nun „Schulten“ (Name der Familie, die die Grabmalpatenschaft übernommen hat)
Grabmal Oelbermann um 1897 Melaten-Friedhof in Köln (MA an Flur 70) im Auftrag von Laura von Oelbermann nach dem Tod ihres Mannes Emil Oelbermann (1897); im Zweiten Weltkrieg teilzerstört; 2009 umfassend instand gesetzt
Relief „Heilung des fallsüchtigen Knaben“ 1898 Zionskirche in Bielefeld-Gadderbaum im Bogenfeld über dem Ausgang unter der Orgelempore
Brunnen mit Zentaurengruppe vor 1902 Düsseldorf „Auf der Industrie- und Gewerbeausstellung Düsseldorf 1902 bildete neben dem Kunstpalast das Bauwerk des Betonvereins die einzige Anlage, deren dauerndes Bestehen als Schmuck der künftigen, als Verlängerung des Hofgartens beabsichtigten Rheinanlage vorgesehen war. Imponierend lagerte sich der Anlage von der Ausstellungsseite her die mächtige Fontäne vor mit der in riesigen Dimensionen gehaltenen lebensvollen Centaurengruppe. Diese vielbestaunte Gruppe wurde nach dem Modell von Professor Carl Jansen, Düsseldorf, von der Ulmer Firma E. Schwenk in kürzester Zeit aus einem Stück hergestellt. Der hohle Kern bestand aus Beton auf dem ein Mantel aus einer sandsteinähnlichen Betonmischung aufgebracht und so ein Werk geschaffen wurde, das bei bedeutend geringeren Schwierigkeiten und Kosten gegenüber einer Ausführung in echtem Stein sowohl die Wetterbeständigkeit des letzteren, als auch das künstlerische Ansehen im vollkommensten Maße besaß. Die Figurengruppe stellte in packender, wuchtiger Bewegungstreue den gigantischen Kampf zwischen einem Gewimmel riesenhafter Schlangenungetüme, die sich zwischen Felsblöcken aus dem Wasser hervordrängten, und einem Centaurenpaare dar. Die gewaltigste der Bestien wand sich unter den kraftvollen Armen des männlichen Centauren, während das Weib zu Fall gekommen war und von dem Schuppenkörper erdrückt zu werden drohte. Der aus dem Rachen des großen Ungetüms emporgeschleuderte Wasserstrahl erhöhte die lebendige Gesamtwirkung. Da auch die übrigen Schlangen als Wasserspeier dienten, verband sich das alles überspringende spritzende Wasser mit dem plastischen Kunstakt zu einer lebhaften, naturwahren Gruppe mit allen Qualitäten eines echten Kunstwerks.“
Skulptur „Steinklopferin“ 1902 Düsseldorf
Skulptur „Steinklopferin“ 1902 Berlin, Nationalgalerie
Skulptur „Steinklopferin“ 1902 Brandenburg/Havel, Theaterpark Texttafel an der Skulptur: „Abguss der Plastik. Im Zweiten Weltkrieg wegen der Luftkriegsgefahr an die Stadt Brandenburg an der Havel ausgeliehen, kehrt das Original im Jahre 2006 wieder auf die Berliner Museumsinsel zurück. Im Oktober 2007 konnte ein Abguss der beliebten Plastik wieder aufgestellt werden.“
Relief „Die Parzen“ 1907 Deutsch-Nationale Kunstausstellung Düsseldorf 1907 Karl Janssen hat außer einem kleinen Marmorrelief mit weiblichem Akt ein großes Parzenrelief gebracht (s.d. Titelbild) des Monatsheft für freie und angewandte Kunst.
Büste Ludwig Holle 1911 Berlin, Nationalgalerie bis 1945 im kriegszerstörten preußischen Kultusministerium
Grabmal für Ludwig Holle 1911 Dortmund, Ostenfriedhof
Skulptur „Der Schlaf“ für das Grabmal der Familie Henkel 1906 Nordfriedhof Düsseldorf Architekt des Grabmals: Walter Furthmann
Skulptur „Die Wanderin“ janssenart.de  ?? Privatsammlung
Bronzebüste für das Grabmal des Schriftstellers Friedrich Roeber 1903 Nordfriedhof Düsseldorf
Skulptur „Hockeyspielerin“ artnet.de undatiert Statuette
Skulptur eines trauernden Engels am Grabmal für Andreas Achenbach um 1910 Nordfriedhof Düsseldorf
Supraporte im Stadtpalais der Familie Henkel 1911 Düsseldorf, Malkastenstraße 15 Auf dem Architrav des Portals beugen sich drei mit Blütengirlanden spielende Putten aus Muschelkalk dem Besucher zu.
Skulptur „Wissenschaft“ 1921 Feldmühleplatz, Düsseldorf-Oberkassel Die Schmuckplastiken „Wissenschaft“ und „Mut“ (vernichtet) standen ursprünglich im Rheinpark vor dem alten Kunstpalast.

Literatur

  • Bernhard Maaz (Hrsg.): Nationalgalerie Berlin. Das XIX. Jahrhundert. Bestandskatalog der Skulpturen. (2 Bände). E. A. Seemann, Leipzig 2006, ISBN 3-86502-119-0.
  • Rolf Purpar: Kunststadt Düsseldorf. Objekte und Denkmäler im Stadtbild. 2. Auflage. Grupello, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-89978-044-4.
  • Friedrich Schaarschmidt: Zur Geschichte der Düsseldorfer Kunst – insbesondere im XIX. Jahrhundert. Verlag des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf 1902, S. 75, S. 379–384 (archive.org).
Commons: Karl Janssen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Friedrich Schaarschmidt: Zur Geschichte der Düsseldorfer Kunst – insbesondere im XIX. Jahrhundert. S. 382.
  2. Grabmalpatenschaften Stadt Düsseldorf: Die Übernahme einer Patenschaft wird vertraglich geregelt. Der Pate verpflichtet sich zur Erhaltung des Grabmals. Damit erwirbt der Pate auch das Recht, in dieser Grabstätte Beisetzungen vorzunehmen, für die dann die Nutzungsgebühr für die jeweils genutzte einzelne Grabstelle für 20 Jahre zu entrichten ist, unabhängig von der Größe der Gesamtgrabstätte., abgerufen am 15. Februar 2019
  3. uni-heidelberg.de/diglit
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