Karoline Herfurth (* 22. Mai 1984 in Ost-Berlin) ist eine deutsche Schauspielerin, Filmregisseurin und Drehbuchautorin. Ihren Durchbruch hatte sie 2001 mit der Filmkomödie Mädchen, Mädchen von Dennis Gansel. International wurde sie 2006 durch ihre Rolle als Mirabellenverkäuferin in Tom Tykwers Literaturverfilmung Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders bekannt. Seit 2016 inszeniert sie als Regisseurin Spielfilme wie SMS für Dich, Sweethearts und Wunderschön.

Leben

Kindheit und Ausbildung

Karoline Herfurth wurde in Berlin-Pankow als zweites Kind ihrer Eltern geboren, die sich trennten, als sie zwei Jahre alt war. So wuchs sie als Kind einer großen Patchworkfamilie in beiden Haushalten in Berlin-Mitte und Berlin-Hohenschönhausen auf. Sie hat sieben Geschwister.

Herfurth tanzte in der Kindertanzgruppe des Freizeit- und Erholungszentrums Wuhlheide und war einige Jahre Mitglied des Kinderzirkus Cabuwazi. Sie war sieben Jahre lang Schülerin einer Musikschule in Berlin-Hohenschönhausen.

2003 legte Herfurth das Abitur ab. 2008 schloss sie die Ernst-Busch-Schauspielschule in Berlin ab und nahm anschließend ein Studium der Soziologie und Politikwissenschaft sowie Russisch an der Humboldt-Universität auf.

Karriere als Schauspielerin

Ihre erste Filmrolle hatte Herfurth im Alter von zehn Jahren in dem ZDF-Fernsehfilm Ferien jenseits des Mondes (1995) aus der Kinderfilmreihe Achterbahn. Die für die Besetzung Verantwortlichen hatten in ihrer Tanztheatergruppe nach Kindern gesucht und sie zum Casting eingeladen. Ihren ersten Kinofilm, Crazy, drehte sie im Jahr 2000. Größere Bekanntheit erlangte sie ein Jahr später mit der Kinokomödie Mädchen, Mädchen, die in ihren synchronisierten Versionen auch in Osteuropa erfolgreich war, und in der Fortsetzung Mädchen, Mädchen 2 im Jahr 2004. Ernstere Rollen spielte sie in Filmen wie Große Mädchen weinen nicht (2002), als Anna Amalie in Mein Name ist Bach (2003) und an der Seite von Thierry van Werveke in Eine andere Liga (2005).

International bekannt wurde sie 2006 durch die Rolle des Mirabellenmädchens in Tom Tykwers Großproduktion Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders, von der Der Spiegel schrieb: „nicht wenige behaupten, dass ihr Auftritt als Mirabellen-Mädchen, das beim Helden Grenouille ein Trauma und seine Mordslust auf junge Mädchen auslöst, die zehn Minuten sind, an die sich der Zuschauer nach 147 Minuten Großkunst am liebsten erinnern wird.“
In Marc Rothemunds Komödie Pornorama (2007) spielte sie eine Kommunardin, die in die Szene der Münchner Sexfilmindustrie gerät. 2008 gab sie neben Heino Ferch und Veronica Ferres unter der Regie von Roland Suso Richter die weibliche Hauptrolle der Anja im Fernsehdrama Das Wunder von Berlin. Im selben Jahr war sie an der Seite von Kate Winslet und Ralph Fiennes als Marthe unter der Regie von Stephen Daldry in der Verfilmung Der Vorleser des gleichnamigen internationalen Bestsellers von Bernhard Schlink zu sehen.

Für ihre Rolle der Tanzschülerin Lilli Richter in Caroline Links mit dem Bayerischen Filmpreis prämiertem Film Im Winter ein Jahr erhielt sie im Januar 2009 den Nachwuchsdarstellerpreis für „ihr kraftvolles und nuancenreiches Spiel“, wie die Jury die Preisvergabe begründete. Im selben Jahr spielte sie noch die Hauptrolle der Prinzessin Elisabeth in der ARD-Neuverfilmung Die Gänsemagd. In Vincent will Meer (Kinostart 22. April 2010) verkörperte sie die magersüchtige Marie.

Der Ende 2009 gedrehte Vampirthriller Wir sind die Nacht (Regie: Dennis Gansel) mit Herfurth, Nina Hoss und Anna Fischer in den Hauptrollen feierte im Oktober 2010 Premiere. Im Juni 2011 kam der 2010 unter der Regie von Hans Steinbichler entstandene Film Das Blaue vom Himmel, in dem Herfurth neben Hannelore Elsner und Juliane Köhler zu sehen ist, in die deutschen Kinos.

In den Jahren 2011 und 2012 war Herfurth das Werbegesicht für ein Damenparfüm von Jil Sander. Im Februar und März 2011 stand sie in Dresden im Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik vor der Kamera und drehte an der Seite von Michael Eklund den international besetzten Film Errors of the Human Body, bei dem Eron Sheean Regie führte. Im Anschluss daran drehte sie mit Regisseur Helmut Dietl die Komödie Zettl, in der sie die Freundin des von Michael Herbig gespielten Titelhelden verkörpert.

Im März 2012 begannen in Berlin die Dreharbeiten für Passion, Brian De Palmas englischsprachiges Remake von Alain Corneaus letztem Film Liebe und Intrigen. Herfurth spielt darin eine Nebenrolle an der Seite von Rachel McAdams und Noomi Rapace. Bis Juli 2013 stand sie an der Seite von Elyas M’Barek in der Kinokomödie Fack ju Göhte von Bora Dagtekin als Lehrerin Elisabeth Schnabelstedt vor der Kamera. Der Film lief am 7. November 2013 an und lockte über 7 Millionen Zuschauer in die Kinos. Bei der ähnlich erfolgreichen Fortsetzung Fack ju Göhte 2 war Herfurth ebenfalls beteiligt.

In den Verfilmungen von Andreas Steinhöfels Kinderbüchern um Rico und Oskar spielte Herfurth Tanja Doretti, die Mutter von Rico. 2014 kam zunächst Rico, Oskar und die Tieferschatten ins Kino, zwei weitere Filme folgten 2015 und 2016. In dem 2018 erschienenen Film Die kleine Hexe nach Otfried Preußlers gleichnamigem Kinderbuch spielte Herfurth die Titelrolle. 2019 spielte sie in Bora Dagtekins Filmkomödie Das perfekte Geheimnis an der Seite von Elyas M’Barek in der Hauptrolle.

2022 kamen ihre Filme Wunderschön und Einfach mal was Schönes ins Kino, in denen sie neben der Regie auch jeweils die Hauptrolle übernahm.

Karriere als Regisseurin

Bei den Hofer Filmtagen präsentierte Herfurth 2012 mit dem Kurzfilm Mittelkleiner Mensch ihre erste Regiearbeit. Im Liebesfilm SMS für Dich 2016 spielte Herfurth an der Seite von Friedrich Mücke und Nora Tschirner die Hauptrolle und führte erstmals Regie in einem Langfilm. 2019 folgte mit dem tragikomischen Actionfilm Sweethearts ein weiterer Langfilm ebenfalls mit ihr in der Hauptrolle. Im Februar 2022 kam mit dem Episodenfilmdrama Wunderschön eine weitere Langspielproduktion auf die Kinoleinwand, in der sie nach SMS für Dich erneut unter anderem an der Seite von Friedrich Mücke und Nora Tschirner spielte. Ihre vierte Regiearbeit ist Einfach mal was Schönes, auch hier spielt sie die Hauptrolle an der Seite von Tschirner.

Privates

Karoline Herfurth ist mit dem Filmproduzenten Christopher Doll verheiratet und hat mit ihm zwei Kinder. Sie lebt in Berlin. Eine enge Freundschaft verbindet sie zu Nora Tschirner, mit der sie auch zahlreiche Filme realisierte.

Filmografie

Schauspiel

Sprechrollen

Regie

Sonstiges

Theater

Hörspiele

  • 2011: Bibi Blocksberg, Folge 101: … Und Piraten-Lilly (als Piraten-Lilly)

Hörbücher

Auszeichnungen

Literatur

  • Manfred Hobsch, Ralf Krämer, Klaus Rathje: Filmszene D. Die 250 wichtigsten jungen deutschen Stars aus Kino und TV. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-511-2, S. 180 f.
Commons: Karoline Herfurth – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Julia Möhn: Schauspielerin Karoline Herfurth: „Was ich gar nicht leiden kann, ist der Begriff Halbgeschwister“. In: news aktuell. Abgerufen am 23. April 2012.
  2. Karoline Herfurth: News und Infos zur Schauspielerin. Abgerufen am 4. Januar 2023.
  3. Karoline Herfurth. In: kino.de. Abgerufen am 28. Februar 2012.
  4. Nina Anika Klotz: Karoline Herfurth, Biografie. In: Gala. Archiviert vom Original am 6. September 2011; abgerufen am 28. Februar 2012.
  5. Anja Daeschler: „Ich konnte nicht mehr“. In: Bunte. 13. November 2008, abgerufen am 28. Februar 2012.
  6. knapp 250.000 US-Dollar Einspielergebnis allein in Russland lt. Internet Movie Database, abgerufen am 27. Januar 2010
  7. Moritz von Uslar: Der Profi-Engel. In: Der Spiegel. 11. September 2006, abgerufen am 28. Februar 2012.
  8. Bayerischer Filmpreis geht an „Baader Meinhof Komplex“. In: Der Tagesspiegel. 16. Januar 2009, archiviert vom Original.
  9. www.spielfilm.de, abgerufen am 26. September 2011
  10. Der Duft des Mirabellenmädchens. In: Gala. 11. April 2011, abgerufen am 28. Februar 2012.
  11. Max-Planck-Institut wird zur Filmkulisse: Karoline Herfurth dreht Thriller in Dresden. (Memento vom 10. November 2013 im Internet Archive) In: Dresdner Neueste Nachrichten, 21. März 2011, abgerufen am 31. März 2012
  12. Kultregisseur beginnt Dreh bei Lankwitz. In: Berliner Morgenpost, 7. März 2012
  13. Bea Peters: Herfurth wird zum Hollywood-Star In: B.Z., 14. März 2012
  14. Wolfgang Höbel: Unsere lächerlichen Fratzen In: Spiegel Online, 29. Oktober 2012
  15. Michael Schacht: Liebes-Outing nach über zehn Jahren! In: bild.de. 25. Juni 2023, abgerufen am 25. Juni 2023. (mit Barriere)
  16. In der Chatgruppe mit… Karoline Herfurth und Nora Tschirner. 23. September 2016, abgerufen am 20. Oktober 2022.
  17. Günter-Rohrbach-Filmpreis 2022 geht an "Die Wannseekonferenz". In: sueddeutsche.de. 4. November 2022, abgerufen am 6. November 2022.
  18. „Die Wannseekonferenz“ erhält Günter Rohrbach Filmpreis. In: sr.de. 4. November 2022, abgerufen am 6. November 2022.
  19. Frauen sollten „ihre Kraft nicht an ihr Aussehen verschwenden“. In: Die Welt. Abgerufen am 18. Juni 2023.
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