Karpokrates von Alexandria (1. Hälfte des 2. Jahrhunderts) war der Gründer der gnostisch-christlichen Gruppe der Karpokratianer, die in Rom nach ihrer dortigen Führerin Marcellina auch als Marcellianer bezeichnet wurden.

Ob Karpokrates eine historische Person ist, ist umstritten. In Bezug auf die Überlieferung durch Celsus wird Karpokrates auch mit Harpokrates gleichgesetzt.

Quellen

Informationen über Karpokrates und die Karpokratianer finden sich hauptsächlich bei Irenäus von Lyon und Clemens von Alexandria. Während die Darstellung der Lehren Karpokrates’ bei Irenäus wegen dessen Gegnerschaft zum Gnostizismus oft mit Misstrauen angesehen wurde, ist Irenäus’ grundlegende Glaubwürdigkeit durch die Funde in Nag Hammadi weitgehend erhärtet worden.

Ebenfalls erwähnt wird Karpokrates von den späteren Autoren Tertullian, Eusebius von Caesarea, Theodoret und Augustinus von Hippo. Die meisten Autoren nehmen jedoch an, dass sie ihre Informationen von den obigen Quellen haben.

Bei der Auswertung der Quellen ist zu berücksichtigen, dass es sich bei allen Autoren um Kirchenväter handelt, die dem Gnostizismus sehr ablehnend gegenüberstanden.

Leben

Über das Leben des Karpokrates ist so wenig bekannt, dass viele Autoren zweifeln, ob es sich bei ihm um eine historische Person handelt.

Bei Irenäus sind keine Angaben zur Person des Karpokrates zu finden.

Klemens von Alexandria berichtet, dass Karpokrates aus Alexandria stamme, dass er mit einer von der Insel Kefalonia gebürtigen Alexandreia verheiratet gewesen sei, und dass er einen Sohn namens Epiphanes habe, der ebenfalls Führer der Karpokratianer gewesen und mit 17 Jahren gestorben sei.

Die Chronik des Michael Syrus datiert Karpokrates auf die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts.

Lehre

Die früheste und ausführlichste Beschreibung über die Lehre des Karpokrates stammt von Irenäus (Adversus haereses I, 25,1–6). Selbst wenn man seine Existenz als gesichert annimmt, wäre es schwierig, etwas Verlässliches über seine ureigene Lehre zu sagen, da auch Irenäus die Aussagen des Karpokrates nicht von denen seiner Anhänger und Nachfolger trennt.

Karpokratianer

Nach Origenes wurde die Lehre der Karpokratianer in der Zeit von Bischof Anicetus (ca. 154–166) von einer Frau namens Marcellina nach Rom gebracht, die auch in Rom die Führerin der Karpokratianer gewesen sei. Irenäus berichtet, dass diese Gruppe nach ihrer Führerin auch Marcellianer genannt würden und dass sie sich als Gnostiker bezeichneten.

Die Karpokratianer in Alexandria sind vermutlich im Jahr 202 während der Christenverfolgung unter Septimius Severus vernichtet worden.

Quellen

Literatur

  • Heinz Kraft: Gab es einen Gnostiker Karpokrates? In: Theologische Zeitschrift. Nr. 8. Reinhardt, Basel 1952, S. 434–443.
  • Hans-Udo Rosenbaum: Karpokrates. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 1181–1183.
  • Clemens Scholten: Art. Karpokrates (Karpokratianer). In: Reallexikon für Antike und Christentum. Bd. 20. Hiersemann, Stuttgart 2004, Sp. 173–186.

Einzelnachweise

  1. Clemens Scholten: Art. Karpokrates (Karpokratianer). In: Reallexikon für Antike und Christentum. Bd. 20. Hiersemann, Stuttgart 2004, Sp. 175.
  2. Vgl. Robert McLachlan Wilson: Art. Gnosis. In: Theologische Realenzyklopädie. Bd. 13. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1994, S. 542–548.
  3. Caspar Detlef Gustav Müller: Art. Alexandrien I. In: Theologische Realenzyklopädie. Bd. 2. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1978, S. 253.
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