Karsten Greve (* 15. September 1946 in Dahme/Mark) ist ein deutscher Kunsthändler und Verleger. Er betreibt unter dem Namen Galerie Karsten Greve Kunstgalerien in Köln, St. Moritz, Paris und ehemals Mailand, deren Programm von der internationalen Nachkriegsavantgarde, zeitgenössischer Kunst und Fotografie definiert wird.
Greve erschien 2014 in Artnet News’ Most Admired Art Dealers Liste und wurde 2012 als auch 2013 in Blouin's Art + Auction Power 100 List aufgeführt. Er wird als einer der einflussreichsten europäischen Kunsthändler bezeichnet.
Leben und Karriere
Karsten Greve wurde Dahme/Mark geboren. Er verbrachte seine Schulzeit in Berlin und Siegen und studierte Jura und Kunstgeschichte an der Universität zu Köln, der Universität Lausanne und der Universität Genf. Als Student begann er seine eigene Kunstsammlung aufzubauen und erwarb sein erstes Cy Twombly Gemälde im Jahr 1966. Im Alter von 23 hatte er Werke von Cy Twombly, Joseph Beuys, Lucio Fontana, Yves Klein, Willem de Kooning, Joseph Cornell, und Jannis Kounellis erworben. Gemeinsam mit Rolf Möllenhof (* 1939, Chemnitz), betrieb er 1970 die Möllenhof/Greve Galerie. 1972 wurde er alleiniger Eigentümer der Galerie Karsten Greve, damals noch im Galeriehaus Köln Lindenstraße gelegen. Er eröffnete die Galerie mit einer dem Künstler Yves Klein gewidmeten Einzelausstellung, in deren Mittelpunkt die Anthropometry Werkreihe stand. Greve eröffnete 1989 eine zweite Galerie in Paris, 1994 eine dritte Galerie in Mailand (2002 geschlossen) und 1999 einen vierten Standort in St. Moritz.
Karsten Greve sammelt Design Möbel von Robert Mallet-Stevens, Le Corbusier und Pierre Chareau. Er erwarb einen Teil des rue Mallet-Stevens Hôtel Martel. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.
Bedeutung in der Kunstwelt
Karsten Greve war einer der ersten Galeristen, die in den 1980er Jahren einen Ausstellungsraum im Marais Viertel von Paris eröffneten. Er war der erste Galerist, der eine Galerie in St. Moritz eröffnete.
Während seiner 40-jährigen Karriere als Kunsthändler trug Karsten Greve maßgeblich zur internationalen Anerkennung von Künstlern wie Louise Bourgeois – als einer der ersten der sie in Europa ausstellte – John Chamberlain, Lucio Fontana, Jannis Kounellis, Piero Manzoni und Cy Twombly bei. Bis zu zwei Drittel der Werke, die auf dem Markt zu finden sind, wurden ursprünglich von ihm verkauft. Seine enge Freundschaft zu den Künstlern diente hierbei als Basis für das Galerieprogramm, welches von der internationalen Nachkriegsavantgarde bestimmt ist.
Karsten Greve über seine erste Begegnung mit Cy Twombly: „It was 1969. I was 23 and had just opened a gallery in Cologne. He was living in Rome, in a 16th-century palace that had no names on the door. I eventually figured out where he lived. I went to his apartment a couple of times and rang the bell but he never answered. Eventually, he heard from others that a crazy young German wanted to meet him and he let me in.“
Greve hat für seine kuratierten Messepräsentationen und museale Ausstellungsqualität weitreichende Anerkennung erlangt ebenso wie für seine Fähigkeit, die Relevanz von Künstlern und ihrem Œuvre zu erkennen, bevor sie internationale Bekanntheit erreichen. Bei der 1996 Sao Paulo Biennale kuratierte Karsten Greve eine Cy Twombly gewidmete Einzelausstellung. Von 1997 bis 2003 war er Vorsitzender des Art Cologne Zulassungsausschusses. Ebenfalls war er Mitglied des Art Basel Selection Committee sowie der FIAC Jury.
Greve ist Träger des Ordine al Merito della Rebubblica Italiana (Cavaliere Ufficiale), welcher ihm im Dezember 1998 verliehen wurde.
Philanthropie
Karsten Greve unterstützt den Jüdischen Nationalfonds (קרן קימת לישראל, Keren Kayemet LeYisrael) in seinen Umweltschutz und Aufforstungs-Projekten. 2013 wurde bekannt, dass Karsten Greve für den Anbau des geplanten neuen Deutschen Romantik-Museum in Frankfurt am Main eine Mio. Euro spendete, nachdem die Stadt Frankfurt überraschend aus dem Kreis der Geldgeber ausschied; seither galt er als Lokomotive der Spendeninitiative für den Bau des Literaturmuseums, welches voraussichtlich 2018 eröffnet wird. Er beteiligte sich 2015 an der Stiftung der Skulptur Usagi Kannon von Leiko Ikemura an das Museum für Ostasiatische Kunst in Köln. Karsten Greve schenkte dem Kölner Museum Ludwig die Lucio Fontana Skulptur Natura sowie dem Museum für Angewandte Kunst in Köln Pierre Chareau Möbel.
Weblinks
- Homepage der Galerie Karsten Greve
- Roland Groß: Interview mit Karsten Greve: „Der Kunstmarkt lebt, aber die Mitarbeiter leiden“ In: Die Welt online vom 30. Juni 2007
- Hôtel Martel
Einzelnachweise
- ↑ | Galerie Karsten Greve. Abgerufen am 15. Februar 2017.
- ↑ The Most Admired Art Dealers of 2014 | artnet News. In: artnet News. 24. Dezember 2014 (artnet.com [abgerufen am 15. Februar 2017]).
- ↑ Blouin art+auction: Power Dealers, Blouin art+auction Power 100 2012. Abgerufen am 15. Februar 2017 (englisch).
- ↑ Blouin art+auction: Power Dealers, Blouin art+auction Power 100 2013. Abgerufen am 15. Februar 2017 (englisch).
- ↑ Ulrich Clewing: Wenn Neutrale aggressiv werden. Hrsg.: Süddeutsche Zeitung. 30. November 2013.
- 1 2 3 Valentina Knapp-Voith: St. Moritz Magazin - "Ich mag Aussenseiter". In: issuu. Juni 2016 (issuu.com [PDF; abgerufen am 15. Februar 2017]).
- 1 2 Roland Groß: Da prallen Provinz- und Weltniveau aufeinander. Hrsg.: Saarbrücker Zeitung. 7. Dezember 2000.
- ↑ Ein Galerist der Weltgeltungskünstler, derstandard.at vom 14. August 2003, abgerufen am 21. Februar 2016.
- ↑ Silatec (Hrsg.): You Could Get A Lichtenstein Graphic At That Time For 80 Or 90 Marks. 2014.
- ↑ Yves Klein Archives: Yves Klein Exhibitions. Archiviert vom am 6. Januar 2017; abgerufen am 15. Februar 2017.
- ↑ Yves Klein: Anthropometrien: Galerie Karsten Greve, Köln. Galerie Karsten Greve, 1. Januar 1974 (google.de [abgerufen am 15. Februar 2017]).
- 1 2 Ribeyre: Mallet Stevens: Enchères. Abgerufen am 15. Februar 2017.
- ↑ PSS / Villa-Atelier Martel (Paris, France). Abgerufen am 15. Februar 2017.
- ↑ Maison rue Mallet-Stevens - Faubourg Conseil Immobilier. In: Faubourg Conseil Immobilier. 10. Dezember 2014 (barretimmobilier.com [abgerufen am 15. Februar 2017]).
- ↑ "Der Kunstmarkt lebt, aber die Mitarbeiter leiden", welt.de vom 30. Juni 2007.
- ↑ „Exclusive Preview: Pierre Soulages. Le noir“ - Der Galerist Karsten Greve und seine Frau Claudia, Museum Folkwang vom 13. Januar 2016, abgerufen am 21. Februar 2016.
- ↑ Francoise-Claire Prodhon: January/February 1993 Edition of Flash Art. Hrsg.: Flash Art Magazine. Vol. XXVI Auflage. Nr. 168: „Only rarely has Bourgeois’ work been exhibited in France; the large-scale retrospective at the Musée de Lyon in 1990 and this outing at Karsten Greve both went down as something of an event. By presenting prevalently recent pieces alongside a selection of older works, the show affords an insight into the work in all its complexity and ambivalence, […].“
- 1 2 Benjamin Genocchio: Q&A with Karsten Greve. Hrsg.: Blouin art+auction. Dezember 2013.
- ↑ Muf: M.O.RITZ – neue Arbeiten von John Chamberlain. Hrsg.: Engadiner Post. 7. August 2001: „Inspiriert wurde Chamberlain zu dieser Arbeit vergangenen Februar. Er war – zur Erholung nach einer Operation – Gast seines Galeristen in St. Moritz. Weil es ihm und seiner Frau hier so gut gefallen hat, begann er unter diesem Eindruck die Arbeit an „Candied Delights“ oder M.O.RITZ, wie er die Objekte auch nennt.“
- ↑ | Galerie Karsten Greve. Abgerufen am 15. Februar 2017.
- ↑ Joel Shapiro Triumphs at Karsten Greve - artnet News. In: artnet News. 9. Februar 2015 (artnet.com [abgerufen am 15. Februar 2017]).
- 1 2 Heidrun Wirth: Königsmacher mit Spürsinn. Hrsg.: Kölnische Rundschau. 15. Oktober 2009.
- ↑ Art Basel 2016 – erste Eindrücke & Bilder. In: art. (online [abgerufen am 15. Februar 2017]). Art Basel 2016 – erste Eindrücke & Bilder (Memento vom 8. Februar 2017 im Internet Archive)
- ↑ 50. Kunstmesse Art Cologne - Die alte Tante macht sich fein. In: General-Anzeiger Bonn. 14. April 2016 (general-anzeiger-bonn.de [abgerufen am 15. Februar 2017]).
- ↑ Heidrun With: Verborgene Zeichen, Museumsreif: Galerie Greve zeigt Brassai-Dubuffet. Hrsg.: Kölnische Rundschau. 16. November 2011.
- ↑ Jürgen Raap: Räume der Angst. Hrsg.: Kölner Illustrierte. 4. April 1994: „Ein museumsreifes Programm von John Chamberlain bis Picasso macht schon seit längerem das Profil der Galerie Greve aus, und auch jetzt gibt es Hochkarätiges zu sehen: Zeichnungen und frühe Skulpturen von Louise Bourgeois in den Räumen am Wallrafplatz (…)“
- ↑ Susanne Henle: Vorm Paradies drückt man sich die Nase platt. Hrsg.: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2. August 1997: „Greves Offerte erreicht hier museales Niveau. Insgesamt ist die Schau, die sich in den diesjährigen Sommermonaten auch an die internationalen, von der documenta angelockten art people wendet, als strategisch eingesetzte Kunstmarktoffensive zu werten.“
- ↑ Roland Groß: Ein Galerist der Weltgeltungskünstler. Hrsg.: Der Standard. August 2003.
- ↑ Katja Blomberg: Art Cologne: Die Schmerzgrenze ist erreicht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 6. November 2000, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 15. Februar 2017]).
- ↑ "Art Cologne": Der Kunstmarkt rotiert. (tagesspiegel.de [abgerufen am 15. Februar 2017]).
- ↑ Segretariato generale della Presidenza della Repubblica-Servizio sistemi informatici- reparto web: Le onorificenze della Repubblica Italiana. Abgerufen am 15. Februar 2017.
- ↑ Er schenkt der Romantik eine Million (Memento vom 23. Februar 2016 im Internet Archive), Frankfurter Neue Presse vom 19. März 2013.
- ↑ In Frankfurt wird das Deutsche Romantik-Museum gebaut, badische-zeitung.de vom 5. März 2014, abgerufen am 21. Februar 2016
- ↑ Frankfurter Neue Presse: Romantik-Museum: Spatenstich mit Stiefeln | Frankfurter Neue Presse. (fnp.de [abgerufen am 15. Februar 2017]).
- ↑ Versuch’s mal bei Privat, fr-online.de vom 10. September 2013, abgerufen am 21. Februar 2016
- ↑ Katalog zur Ausstellung „Leiko Ikemura – All about Girls and Tigers“. In: issuu. (issuu.com [abgerufen am 15. Februar 2017]).
- ↑ Frankfurter Neue Presse: Er schenkt der Romantik eine Million | Frankfurter Neue Presse. Er schenkt der Romantik eine Million | Frankfurter Neue Presse (Memento vom 16. Februar 2017 im Internet Archive)
- ↑ Pierre Chareau exhibition uncorrected proofs - essays. In: issuu. (issuu.com [abgerufen am 15. Februar 2017]).