Karthalo (punisch Qrtḥlṣ „Mlqrt hat gerettet“; altgriechisch Καρθάλων Karthálōn; gestorben 150/149 v. Chr.) war in der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. ein karthagischer Boëtharchos.

Laut Appian führte er 153 v. Chr., während der numidische König Massinissa im Rahmen des Ersten Keltiberischen Kriegs in Spanien seine Truppen befehligte, auf Betreiben der demokratischen Partei Karthagos eine kleinere militärische Unternehmung gegen die Numider in einem zwischen Karthago und Massinissa umstrittenen Gebiet an. Er tötete dabei einige Numider, machte Beute und hetzte die einheimischen Libyer gegen die Numider auf. Er tat dies in seiner Funktion als Boëtharchos, einem militärischen Wahlamt Karthagos, das nicht exakt zu fassen ist, dessen Träger aber mit dem Befehl über Hilfstruppen betraut war.

Da Karthalo auch für das Jahr 150 v. Chr. als Boëtharchos von Appian benannt wird, verbinden ihn Klaus Geus und andere ebenfalls mit den Geschehnissen des Jahres 151 v. Chr. Die Anführer der demokratischen Partei Karthagos, Hamilkar der Samnite und der Politiker Karthalo, hatten in diesem Jahr die Anhänger Massinissas, die neben der demokratischen „Volkspartei“ und den Parteigängern Roms eine dritte „Partei“ stellten, aus der Stadt vertrieben. Massinissa entsandte daraufhin seine Söhne Gulussa und Micipsa nach Karthago, denen Karthalo den Zutritt zur Stadt verwehrte. Appian unterscheidet ihn ausdrücklich von dem demokratischen Politiker.

Massinissa wertete all dies als Vorbereitung eines Krieges, was den Karthagern laut dem Friedensschluss nach dem Zweiten Punischen Krieg ohne Zustimmung Roms strengstens verboten war. Rom wurde eingeschaltet. Es war die Zeit, in der Marcus Porcius Cato in den Senatssitzungen beständig sein ceterum censeo Carthaginem esse delendam („im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss“) vernehmen ließ. Um dieser Bedrohung zu entgehen, entschied die herrschende Partei Karthagos, die verantwortlichen Militärführer zu opfern. Karthalo der Boëtharchos und andere wurden hingerichtet. Doch Rom gab sich mit dieser Lösung nicht zufrieden. Wenig später brach der Dritte Punische Krieg aus (149–146 v. Chr.), der mit der endgültigen Zerstörung Karthagos endete.

Quellen

Literatur

Anmerkungen

  1. Klaus Geus: Prosopographie der literarisch bezeugten Karthager. Peeters, Leuven 1994, S. 23.
  2. So die allgemeine Datierung in die Zeit des 2. Keltiberischen Kriegs, siehe etwa Klaus Geus: Prosopographie der literarisch bezeugten Karthager. Peeters, Leuven 1994, S. 28 mit Anm. 140, der Helmut Simon: Roms Kriege in Spanien, 154–133 v. Chr. (= Frankfurter Wissenschaftliche Beiträge. Kulturwissenschaftliche Reihe, Band 11). Klostermann, Frankfurt am Main 1962, S. 23 f., folgt; abweichend Patrick G. Walsh: Massinissa. In: The Journal of Roman Studies. Band 55, 1965, S. 149–160, hier S. 158 mit Anm. 95, der das Geschehen während des 1. Keltiberischen Kriegs zwischen 181 und 179 v. Chr. vermutet; Hallward Charlesworth, The Cambridge Ancient History. Band 8: Rome and the Mediterranean. 218–133 B.C. 1. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 1930, S. 474: zwischen 160 und 155 v. Chr. (Digitalisat).
  3. Appian, Libyke 68.
  4. Zum Boëtharchos siehe Stéphane Gsell: Histoire ancienne de l’Afrique du Nord. Band 2: L’état Carthagonois. Hachette, Paris 1918, S. 302 f. 303 Anm. 1; 312 f. (Digitalisat); Bernd Wollner: Die Kompetenzen der karthagischen Feldherrn. Lang, Frankfurt am Main 1987, S. 91–92; erwähnt wird das Amt des βοήθαρχος außer bei Appian noch bei Polybios 1,79,2.
  5. Klaus Geus: Prosopographie der literarisch bezeugten Karthager. Peeters, Leuven 1994, S. 28 mit Anm. 142; Werner Huß: Geschichte der Karthager (= Handbuch der Altertumswissenschaft. Abteilung 3, Teil 8). Beck, München 1985, ISBN 3-406-30654-3, S. 434.
  6. Appian, Libyke 70; zum Geschehen des Jahres auch Titus Livius, Periocha 48.
  7. Appian, Libyke 68. 70.
  8. Dem gegenüber sieht Bernd Wollner: Die Kompetenzen der karthagischen Feldherrn. Lang, Frankfurt am Main 1987, S. 136, beide Träger des Namens als identisch an; siehe aber Ulrich Kahrstedt: Geschichte der Karthager von 218–146. Weidmann, Berlin 1913, S. 638 f. 641 (Digitalisat); Klaus Geus: Prosopographie der literarisch bezeugten Karthager. Peeters, Leuven 1994, S. 29 Anm. 143.
  9. Appian, Libyke 74.
  10. Appian, Libyke 74; Diodor 32,3.
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