Karuturi Global Limited
Rechtsform Limited
Gründung 1994
Sitz Bengaluru, Indien Indien
Leitung Sai Ramakrishna Karuturi
Umsatz 3,056 Milliarden Rs. (34,8 Mio. Euro)
Branche Blumen
Website www.karuturi.com
Stand: 31. März 2015

Die indische Unternehmensgruppe Karuturi Global ist der weltgrößte Produzent von Schnittrosen.

Die Anbaugebiete liegen in Äthiopien, Kenia und Indien. Die Gruppe verfügt über viele hunderttausend Hektar Fläche, davon annähernd 300 Hektar Unterglas. Sie produziert jährlich etwa 555 Millionen Blütenstängel, die fast ausschließlich an Abnehmer in hochentwickelten Ländern exportiert werden (u. a. Niederlande, Deutschland, Großbritannien, Italien, Singapur, Hongkong, Taiwan, Bahrain, Oman, Dubai, Japan, Australien, Neuseeland, Brunei, USA, Kanada und zu einem geringen Teil Indien).

Geschäftsbereiche

Schnittrosen

Das Unternehmen mit Hauptsitz im indischen Bengaluru wurde 1994 von Sai Ramakrishna Karuturi gegründet und entwickelte sich zunächst zum größten Schnittrosenproduzent des Landes, im internationalen Vergleich noch klein.

Im September 2007 wurde eine der drei größten Schnittrosenfarmen Kenias, Sher Agencies in Naivasha, von niederländischen Vorbesitzern übernommen (Firmierung seither Sher Karuturi), inklusive des 1994 gegründeten Erstliga-Fußballclubs Sher Agencies FC (seit 2008 Sher Karuturi Sports) und dessen Heimstadion. Dadurch wuchs Karuturi Global zum weltgrößten Produzenten, der zu Spitzenzeiten über eine Million Rosen pro Tag exportierte (Marktanteil in Europa 9 %). Allein bei Sher Karuturi sind über 3000 Mitarbeiter angestellt. Der Ersteigentümer des Unternehmens ließ Betriebswohnungen (auf wenigen Quadratmetern wohnen darin oft Großfamilien), eigene Kindergärten und Schulen sowie eine Krankenstation errichten.

Liquiditätskrise 2014 in Kenia

Mehrfach kam es allerdings in der Vergangenheit zu Streiks und anderen Protestaktionen der kenianischen Mitarbeiter, die mit schlechten Arbeitsbedingungen und verspäteten Lohnzahlungen begründet wurden. Im Jahr 2013 wurde das existenzgefährdende Ausmaß der Liquiditätsprobleme von Karuturi in Afrika vollends offenbar. Die Arbeiter erhalten seit November 2013 keinen Lohn. Seit Jahren läuft ein Verfahren gegen Karuturi wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe (der Wert nach Dubai exportierter Rosen soll der kenianischen Steuerbehörde gegenüber zu niedrig angegeben worden sein). Auch in Indien ist die börsennotierte Karuturi-Gruppe mehrfach von der Finanzmarktaufsichtsbehörde SEBI wegen Regelverstößen mit Strafzahlungen belegt worden.

Die Lage eskalierte, als der Verpackungslieferant Allpack Industries, der Teil der Firmengruppe IPS des Aga Khan Development Network ist, öffentlich damit drohte, das Unternehmen wegen nicht bezahlter Rechnungen schließen zu lassen. Daraufhin stoppten Geschäftspartner Lieferungen und Leistungen, auch Strom und Wasser wurden gesperrt (selbst für die sozialen Einrichtungen und die Krankenstation der Rosenfarm). Der Betrieb ist daher mitten in der Hochsaison vor dem Valentinstag praktisch zum Stillstand gekommen. Die humanitäre Situation der Arbeiter ist dramatisch. Es gibt Aussagen von Arbeiterinnen der Farm, dass sie sich inzwischen prostituieren müssen, um ihre Familie noch ernähren zu können. Kinder gehen nicht mehr zur Schule, da die Eltern das Schulgeld nicht bezahlen können. Die Wassersperre beeinträchtigt die hygienische Lage, der Ausbruch von Seuchen wird befürchtet. Die Farmarbeitergewerkschaft argwöhnt, dass Karuturi-Manager noch verbliebenes Kapital heimlich ins Ausland transferierten. Im Februar 2014 wurde Karuturi Kenia von der CfC Stanbic Bank (Teil der Standard Bank), die ebenfalls Gläubiger ist, unter ihre Verwaltung gestellt, das Management ausgewechselt. Dieses Vorgehen wurde per Gerichtsbeschluss des High Court of Kenya als eigenmächtig angesehen und daher zunächst außer Kraft gesetzt. Nachdem sich jedoch herausstellte, dass der Kreditvertrag für den Fall eines Zahlungsverzugs ausdrücklich die Übernahme der Verwaltung durch Beauftragte der Bank vorsieht, hob das Gericht die Entscheidung wieder auf. Inzwischen haben sich erste Interessenten für eine Übernahme der Farm gemeldet.

Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung

Um seine Geschäfte von dem bisher dominierenden Produkt Schnittrosen unabhängiger zu machen, weitet Karuturi Global seit 2008 seine Tätigkeit auf die Bereiche Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung aus. In Indien wurde eine Produktion von Gurken für Konserven aufgebaut. In Äthiopien wurden zur Produktion von Cerealien, Palmöl und Biokraftstoff über 300.000 Hektar Anbauflächen in der Region Gambela nahe der Grenze zum Südsudan gepachtet, die die Regierung zu überaus günstigen Konditionen angeboten hatte, weil Äthiopien sich selbst nicht imstande sah, das Land zu kultivieren. Die Vorgehensweise hat dem Unternehmen den Vorwurf des Land Grabbing eingebracht. Im Fall einer erfolgreichen Bewirtschaftung prognostizierte Karuturi für sich die Möglichkeit, binnen weniger Jahre einer der zehn weltgrößten Lebensmittelproduzenten zu werden. Auf dem Weg dahin traten jedoch bisher erhebliche Probleme auf. So erwiesen sich beispielsweise die zur Kultivierung angeschafften Landmaschinen als ungenügend und stehen nutzlos herum. Inzwischen wird eine Kooperation mit amerikanischen Landmaschinenkonzernen angestrebt, die über mehr Knowhow für derart große Flächenbearbeitung verfügen. Das Management traf, wie Karuturi selbst eingesteht, diverse Fehlentscheidungen. Und die erste Maisernte 2011 fiel trotz vorheriger Investitionen in Dammbauten einer unvorhergesehen starken Überschwemmung zum Opfer. Aufgrund der Kritik an Karuturi verweigerten Entwicklungshilfebanken Finanzierungshilfen. Im Frühjahr 2013 gab das Unternehmen jedoch bekannt, ein ungenannter Staatsfonds habe ein Darlehen von über 100 Millionen Dollar zugesagt.

Informationstechnologie

Ein weiteres neues Geschäftsfeld der Gruppe ist die Informationstechnologie. 2007 wurde der indische Internetserviceprovider Estel Communications übernommen (seither Karuturi Telecom); im April 2013 zog sich Karuturi aber aus diesem Geschäftsfeld wieder zurück. Auch eine Auktionsplattform im Internet für Rosen wurde aufgebaut.

Einzelnachweise

  1. Geschäftsbericht 2014/15 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Karuturi: Will Sher für 50 Mio. EUR kaufen
  3. Karuturi: Übernimmt Sher in Kenia
  4. Ram Karuturi mulls taking his rose-to-maize company private – Business Today, 14. April 2013
  5. Rosenproduzent vor Gericht (Memento des Originals vom 22. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. 26. April 2013
  6. Karuturi guilty of tax evasion. GRAIN/Tax Justice Network. 22. April 2013
  7. Karuturi Global wins reprieve in Kenyan tax claim. Business Standard, 12. Dezember 2013
  8. Sebi imposes Rs 40 lakh fine on Karuturi Global's entities. Economic Times, 3. Juli 2013
  9. Karuturi's Valentine's Day set to be on a sour note (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. Business Standard, 13. Februar 2014
  10. Kenia: Turbulenzen bei Karuturi
  11. ‘Karaturi has no business being in the flower industry’, farmlandgrab.org
  12. Pain, misery as Karuturi flower workers unpaid for months. Standard Digital News, 8. Februar 2014
  13. Workers cry foul as flower firm falls under receivers. The Star, 12. Februar 2014
  14. Karuturi flower farm put under receivership, Standard Digital News, 11. Februar 2014
  15. Court restrains receivers from Karuturi, Capital Business, 12. Februar 2013
  16. Receivers now allowed to run Karuturi flower firm. Standard Digital News, 13. Februar 2014
  17. Karuturi Global steigt in die Landwirtschaft ein
  18. Liebling der Investmentfirmen, Amnesty International Deutschland
  19. Indian investors are forcing Ethiopians off their land. The Guardian, 7. Februar 2013
  20. Ethiopia’s Farm Investment Plans Falter on Flood Plain. Bloomberg, 26. November 2013
  21. Karuturi to Borrow From Sovereign Fund After First Ethiopia Crop. Bloomberg, 28. März 2013
  22. Karuturi Global divests from non-core ISP biz. Business Line, 22. April 2013
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