Kastell Brâncovenești
Limes Dakischer Limes
Abschnitt A / VII / 32
Limes Porolissensis
Datierung (Belegung) 2. bis 3. Jahrhundert
Typ Alenkastell
Einheit A) unbekannt
B) Ala I Illyricorum
Größe A) unbestimmt
B) 144 m × 177 m = 2,55 ha
Bauweise A) Holz-Erde-Lager
B) Steinkastell
Erhaltungszustand kaum sichtbares Bodendenkmal
Ort Brâncovenești
Geographische Lage 46° 51′ 41,5″ N, 24° 45′ 57,8″ O
Höhe 428 m
Vorhergehend Kastell Orheiu Bistriței
(nordnordwestlich,
Limesabschnitt VI)
Anschließend Kastell Călugăreni
(südlich, A / VII / 33)

Kastell Brâncovenești war ein römisches Hilfstruppenlager auf dem Gemeindegebiet von Brâncovenești (Wetsch), Kreis Mureș in der rumänischen Region Siebenbürgen.

Lage

In antiker Zeit befand sich das Kastell an der Via militaris (römischen Heerstraße) an der nordöstlichen Grenze der Provinz Dacia Porolissensis und war Bestandteil des Limes Porolissensis. Es hatte dort die Aufgabe, den östlich des Militärlagers befindlichen Deda-Pass zu überwachen, der von der Provinz ins Barbaricum führte. Topographisch lag es auf einer Flussterrasse des Mureș. Im heutigen Siedlungsbild befindet sich das kaum mehr an der Erdoberfläche wahrnehmbare Bodendenkmal am nördlichen Rand von Brâncovenești und ist zum Teil vom neuzeitlichen Kemény-Schloss (16. Jahrhundert) überbaut.

Archäologische Befunde

In dem zwischen 1970 und 1978 unter der Leitung von Dumitru Protase und Andrei Zrinyi untersuchten Kastell konnten insgesamt zwei Bauphasen und eine Reparaturphase differenziert werden. In den Jahren 2011/2012 wurden diese Ergebnisse durch geophysikalische un vermessungstechnische Untersuchungen ergänzt.

Holz-Erde-Lager

In seiner ersten Bauphase war das Kastell ein Holz-Erde-Lager mit rechteckigem Grundriss, dessen östliche Seite bislang nicht festgestellt wurde, so dass man keine Aussagen über die Gesamtfläche treffen kann. Mit seinen Seiten war es ungefähr in die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Umwehrt war das Militärlager von einer zehn Meter breiten und 1,20 Meter hohen Holz-Erde-Mauer, vor der ein einfacher, fünf bis sieben Meter breiter und durchschnittlich 1,50 Meter tiefer Spitzgraben als Annäherungshindernis verlief. Das Kastell wurde bereits in der trajanischen Zeit errichtet, über seine Besatzung ist nichts bekannt.

Steinkastell

Das Steinkastell entsprach in seiner Ausrichtung dem vorausgehenden Lager. Es hatte einen rechteckigen Grundriss mit Abmessungen von 144 Meter mal 177 Meter (entspricht 2,55 Hektar) und war mit seiner Prätorialfront (Vorderseite des Kastells) nach Osten, zum Feind hin ausgerichtet. Das Militärlager war von einer einen Meter mächtigen Mauer in der Technik des Opus incertum umgeben, die Kastellecken waren abgerundet. Die Südmauer wurde in einer Reparaturphase um die Mitte des dritten Jahrhunderts mit Strebepfeilern verstärkt. Auf der Nordseite befand sich die Porta principalis sinistra (linkes Seitentor), die von zwei rechteckigen, leicht nach außen vorspringenden Tortürmen mit den Grundrissen von 5,75 m mal 4,75 m und 6,00 m mal 4,50 m flankiert war. Die Porta decumana, deren Tortürme nicht vollständig freigelegt wurden, befand sich auf der westlichen Seite des Kastells. Während Dumitru Protase (1977) und Nicolae Gudea (1997) noch leicht nach außen vorspringende, trapezförmigen Ecktürme beschrieben, wurden diese bei Szilamér-Péter Pánczél (2012) nicht mehr erwähnt. Vor der Mauer befanden sich nach einer zwei bis zweieinhalb Meter breiten Berme zwei Gräben als Annäherungshindernisse, von denen der innere Graben neun Meter breit und zweieinhalb Meter tief, der äußere acht Meter breit und zwei Meter tief war. Getrennt waren die beiden Gräben durch einen zweieinhalb Meter breite Erdschwelle. Auf der zum Fluss hin weisenden Westseite des Kastells gab es keine Gräben. Im Inneren des Lagers konnte ein Gebäude bislang unbekannter Funktion im latus sinistru (linke Kastellseite) der retentura (rückwärtiger Kastellteil) festgestellt werden. Auf Grund des recht geringen Fundmaterials können derzeit noch keine gesicherten Aussagen über die exakten Datierungen der Errichtung und der Auflassung des Kastells getroffen werden. Als Stammbesatzung des Lagers wird ausweislich inschriftlicher Funde die Ala I Illyricorum angesprochen.

Vicus und Gräberfeld

Etwa 150 Meter südlich des Kastells erstreckte sich das Lagerdorf (Vicus), in dem sich die Wohnquartiere der Angehörigen von Soldaten, der Veteranen, Handwerker, Händler, Schankwirte, Prostituierten und anderer Dienstleister befanden. Darüber hinaus wurde in diesem Bereich ein Gräberfeld entdeckt.

Fundverbleib und Denkmalschutz

Die Funde der Ausgrabungen im Bereich des Kastells Brâncovenești werden im Muzeul Judecean Mures (Kreismuseum Mures) in Târgu Mureș aufbewahrt.

Die gesamte archäologische Stätte und im Speziellen das Kastell stehen nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historische Denkmäler unter Schutz und sind mit dem LMI-Code MS-I-s-B-15351 in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen. Zuständig ist das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii şi Patrimoniului Naţional), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst sowie die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten.

Siehe auch

Literatur

  • Nicolae Gudea: Der dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz 44 (1997), S. 56f., (Digitalisat).
  • Felix Marcu: The Internal Planning of Roman Forts of Dacia. (= Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX), Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2009, ISBN 978-606-543-058-7, S. 118f.
  • Szilamér-Péter Pánczél: Updating our Knowledge about the Roman Fort from Brâncovenești, Mureș County. Marisa, 32 (2012), S. 105–116, (Digitalisat).
  • Florian Matei-Popescu: Trupele auxiliare pe limesul estic al Daciei. Stadiul problemei. ANGVSTIA, Studii şi cercetări de Arheologie 17–18 (2014), S. 205–216, hier S. 206f., (Digitalisat).
  • Florian Matei-Popescu und Ovidiu Ţentea: The Eastern Frontier of Dacia. A Gazetteer of the Forts and Units. In Vitalie Bârcă (Hrsg.): Orbis Romanus and Barbaricum. The Barbarians around the Province of Dacia and Their Relations with the Roman Empire. Mega Publishing House, Cluj‑Napoca 2016, S. 9f., (Digitalisat).
  • Dumitru Protase: Das Römerlager von Brâncovenești und seine Bedeutung für die Verteidigung der Nordostgrenze Dakiens. In: Studien zu den Militärgrenzen Roms II. Vorträge des 10. Internationalen Limeskongresses in der Germania Inferior, Köln–Bonn 1977, S. 379–386.
  • Dumitru Protase und Andrei Zrinyi: Castrul roman şi aşezarea civilă de la Brâncoveneşti (jud. Mureş). Săpăturile din anii 1970–1987. Le camp et l'établissement romain de Brăncoveneşti (département de Mureş). In: Marisia, 23–24 (1994), S. 75–169.

Einzelnachweise

  1. Strecke/Abschnitt/Kastellnummer (nach Nicolae Gudea, 1997).
  2. 1 2 CIL 03, 06284: Al(a) I n(umeri) Il(l)yr(icorum), AE 1994, +01488: Aurel(ius) Vale(n)s sesq(uiplicarius) alae / I<l=N>lyri(corum) vix(it) anni(s) XLV Zetzi(s) coniux con/iugi bene me(renti) p(osuit) und EDCS online : Al(a) Il(l)yr(icorum) n(ova?).
  3. Nicolae Gudea: Der dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz 44 (1997), S. 56, (Digitalisat).
  4. Dumitru Protase und Andrei Zrinyi: Castrul roman şi aşezarea civilă de la Brâncoveneşti (jud. Mureş). Săpăturile din anii 1970–1987. Le camp et l'établissement romain de Brăncoveneşti (département de Mureş). In: Marisia, 23–24 (1994), S. 75–169.
  5. 1 2 Szilamér-Péter Pánczél: Updating our Knowledge about the Roman Fort from Brâncovenești, Mureș County. Marisa, 32 (2012), S. 105–116, (Digitalisat).
  6. Nicolae Gudea: Der dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz 44 (1997), S. 56f., (Digitalisat).
  7. Dumitru Protase: Das Römerlager von Brâncovenești und seine Bedeutung für die Verteidigung der Nordostgrenze Dakiens. In: Studien zu den Militärgrenzen Roms II. Vorträge des 10. Internationalen Limeskongresses in der Germania Inferior, Köln–Bonn 1977, S. 379–386.
  8. 1 2 3 Nicolae Gudea: Der dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz 44 (1997), S. 56f., (Digitalisat).
  9. Liste der historischen Monumente auf den Internetseiten des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.