Katti Anker Møller (geboren Kathrine Anker, 23. Oktober 1868 in Hamar; gestorben 20. August 1945 in Torsnes, Fredrikstad) war eine norwegische Frauenrechtlerin.
Leben
Kathrine Anker wurde als viertes von zehn Kindern des Lehrers Herman Anker geboren, der 1864 die erste norwegische Volkshochschule, die Sagatun Folkehøyskole, gründete. Sie lernte am Beispiel ihrer Mutter, der Dänin Mix Bojsen, das Schicksal der Frauen kennen, eine uneinschränkbare Zahl von Schwangerschaften zu durchleben und dann schon mit fünfzig Jahren entkräftet zu sterben. Anker machte eine Ausbildung zur Lehrerin und hielt sich vier Monate in Paris auf, um Französisch zu lernen. Als sie zwanzig Jahre alt war, heiratete sie ihren Vetter, den Gutsbesitzer und liberalen Politiker Kai Møller, mit dem sie auf das Gut Thorsø in Østfold zog und drei Kinder bekam. Anker Møller sah das Elend der jungen weiblichen Dienstboten in ihrem Haushalt, die häufig wechselten, weil sie ungewollt schwanger wurden.
Ihre politische Arbeit begann Anker Møller 1901, als sie einen Artikel unter dem Titel Ugifte mødre (Unverheiratete Mütter) in der Zeitschrift Nylænde veröffentlichte, die das offizielle Organ der norwegischen Frauenbewegung war. Sie war in der 1884 gegründeten Frauenrechtsorganisation Norsk Kvinnesaksforening (NKF) aktiv, wo sie 1902 das erste stellvertretende Mitglied des Landesvorstands wurde. 1902 vertrat sie die NKF beim Nordischen Frauentreffen in Christiania. 1939 wurde sie Ehrenmitglied der NKF.
Als Kai Møller zum Abgeordneten gewählt wurde, engagierte sie sich in Oslo für die Einrichtung eines Heims für unverheiratete Mütter, das gegen politische Widerstände durchgesetzt werden musste. Ihren Schwager, den liberalen Politiker Johan Castberg, motivierte sie zu einer politischen Initiative, die 1915 zur Annahme der „Kindergesetze“ im Storting führten, mit denen unverheirateten Müttern und unehelichen Kindern eine größere Unterstützung gewährt und ein Recht des Kindes auf Vaterschaftsfeststellung und auf Namensanspruch und Erbanspruch formuliert wurde. 1919 wurde dann die Mütterversicherung – freie Hebammenhilfe und ein finanzieller Beitrag für das Wochenbett – in die gesetzliche Krankenversicherung aufgenommen. 1915 forderte Anker Møller in einer Streitschrift die Abschaffung der Strafe für Abtreibung.
Anker Møller organisierte ab den 1920er Jahren in Norwegen die Gründung von Frauenkliniken, die einerseits eine bessere Geburtshilfe und medizinische Versorgung der Neugeborenen organisierten und andererseits durch Aufklärung und Verteilung von Verhütungsmitteln dazu beitragen wollten, dass mehr Wunschkinder geboren wurden.
Anker Møller forderte ein staatliches Gehalt für Mütter und trug diese Forderung 1923 in die Arbeiterpartei. Während des Ersten Weltkriegs, in dem die skandinavischen Staaten neutral blieben, formulierte sie unter pazifistischen Zielen einen Gebärstreik der Frauen. Als in den dreißiger Jahren ihre Ideen zur Familienplanung ins Fahrwasser der Eugeniker gerieten, die „minderwertiges“ Erbgut durch Zwangssterilisation von der Fortpflanzung ausschließen wollten, verstummten ihre eigenen Beiträge, und sie trat nicht mehr an die Öffentlichkeit.
Ihre Tochter, die Ärztin Tove Mohr, schrieb 1968 eine Biografie.
Literatur
- Elga Kern (Hrsg.): Führende Frauen Europas, München 1999 [1928], Kurzbiografie S. 246f.
- kurze Autobiografie in: Elga Kern (Hrsg.): Führende Frauen Europas, München 1999 [1928], S. 63–71
- Tove Mohr: Katti Anker Møller: en banebryter. Tiden Norsk Forlag, Oslo 1968. ISBN 82-10-01258-4
- Ida Blom: Voluntary Motherhood 1900–1930: Theories and Politics of a Norwegian Feminist in an International Perspective, in: Gisela Bock; Pat Thane (Hrsg.): Maternity and gender policies : women and the rise of the European welfare states, 1880s-1950s. London : Routledge, 1991, S. 21–39
- Inger Elisabeth Haavet (Hrsg.): Katti Anker Møller, mødrenes forkjemper, 125 år. Bergen, 1994
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Elisabeth Lønnå: Katti Anker Møller. In: Norsk biografisk leksikon. 13. Februar 2009, abgerufen am 4. März 2021 (norwegisch).
- ↑ Nylænde 1902 S. 75.
- ↑ Æresmedlemmer i NKF. In: kvinnesak.no. Abgerufen am 5. Juni 2021 (norwegisch).