Als Unternehmerfamilien werden Familien bezeichnet, die ein oder mehrere Unternehmen in mehreren Familiengenerationen führen. Manche Familienverbände erreichen 500 Angehörige und mehr, zum Beispiel die Familien Brenninkmeijer und Haniel.
Entscheidend für die Einordnung als Unternehmerfamilie ist die Weitergabe des Eigentums innerhalb des Familienverbandes. Hierdurch entsteht eine generationenübergreifende Aufgabe. Zur Bewältigung von Nachfolge- und Eigentümerfragestellungen finden familienstrategische Professionalisierungsprozesse statt (Family Governance). Ein wichtiger Inhalt ist hierbei die Gesellschafterkompetenzentwicklung.
Unternehmerfamilien mit mehr als 50 Mitgliedern werden als dynastische Familien bezeichnet.
Beispiele
Belgien
- Piedbœuf, Dampfkessel und Brauereiwesen
Deutschland
- Alsberg, Kaufhäuser
- Amya, Kupfermeisterfamilie
- Bagel, Verlagswesen und Druck
- Bohlen und Halbach, Eisen und Stahl
- Bosch (Familie), Gebrauchsgüter, Industrie- und Gebäudetechnik
- Boßler, Passagierschifffahrt, Gütertransport auf Binnengewässern und Logistik
- Brenninkmeijer, Textilien
- Dachser, Logistik
- Droege, Unternehmensberatung und -beteiligung
- Finck, Banken, Immobilien und mehr
- Funke, Medien, s. a. Grotkamp
- Götz, Gütertransport auf Binnengewässern und Containerlogistik
- Guilleaume, Seil-, Draht- und Kabelfertigung
- Haniel, Handel
- Harkort, Fabrikation
- Henkel, Konsumgüter und Chemie
- Herder, Verlage
- Heusch/Hoesch, Nadelfabrikanten, Metallverarbeitung, Großindustrie
- Holtzbrinck, Verlage, Medien
- Howaldt, Schiffsbau und Stromerzeugung
- Jacobs, Lebensmittel und Zeitarbeit
- Klett, Verlage
- Krupp, Stahl
- Merck, Chemie und Pharmazie
- Oetker, Lebensmittel
- Opel, Automobilbau
- Oppenheim, Bankwesen
- Pastor, Tuch- und Nadelfabrikanten, Metallverarbeitung
- Peltzer, Kupfermeisterfamilie, Tuchfabrikanten
- Piedbœuf, Metallverarbeitung
- Poensgen, Metallverarbeitung, Großindustrie
- Prym, Kupfermeisterfamilie
- Quandt, Automobilbau
- Ravené, Eisenwarenhandel
- Reemtsma, Tabakwaren
- Reimann, Reinigungsmittel, Kaffee und Tee, verschiedene Branchen
- Rethmann, Wertstoffe, Entsorgung, Logistik
- Scheibler, Tuchfabrikanten
- Schleicher, Kupfermeisterfamilie
- Schoeller, Tuch-, Papier- und Zuckerfabrikanten, Metallverarbeitung, Großindustrie
- Siemens, Industrie
- Thyssen, Stahl
- von Trier, Glockergießerfamilie
- Waibel, Binnenschifffahrt und Hafenbeteiligungen, Baustoffhandel, Recycling und Containerlogistik
- Werhahn, Mischkonzern
- Weitbrecht, Verlegerfamilie
- Wirtz, Pharmazie
Österreich
- Mayr-Melnhof
- Reininghaus
- Schoeller, Zuckerindustrie, Metallverarbeitung, Bankwesen
- Seidl, Textilien
Schweden
Schweiz
- Bühler
- Schoeller, Tuch- und Kammgarnfabrikanten
- Schmidheiny
Vereinigte Staaten
- Astor
- Kennedy
- Rockefeller
- Rothschild, Bankenwesen
Siehe auch
Literatur
- Michael Schäfer: Familienunternehmen und Unternehmerfamilien: Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der sächsischen Unternehmer 1850–1940, C.H.BECK, 2007, ISBN 978-3-406-56211-2
- Harold James: Familienunternehmen in Europa. Haniel, Wendel und Falck. 2005, C.H. Beck Verlag, ISBN 978-3-406-53510-9
- Tom A. Rüsen, Heiko Kleve & Arist von Schlippe: Management der dynastischen Unternehmerfamilie – Zwischen Familie, Organisation und Netzwerk, Heidelberg: Springer, 2021, ISBN 978-3-662-63500-1
- Tom A. Rüsen & Anne K. Heider (Hrsg.): Aktive Eigentümerschaft in Familienunternehmen, Erich Schmidt Verlag: Berlin 2020, ISBN 978-3-503-19476-6
- Arist von Schlippe, Torsten Groth & Tom A. Rüsen: Die beiden Seiten der Unternehmerfamilie: Familienstrategie über Generationen, 2017, Vandenhoeck & Ruprecht, ISBN 978-3-525-40381-5
- Fritz B. Simon (Hrsg.): Die Familie des Familienunternehmens: Ein System zwischen Gefühl und Geschäft, 2011, 3. Aufl., Carl-Auer, ISBN 978-3-89670-474-0.
Weblinks
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