Der Kaunitoni-Mythos ist ein fidschianischer Mythos über die Besiedlung der Fidschi-Inseln, benannt nach dem legendären Boot Kaunitoni.

Inhalt

Dem Mythos nach stammen die Vorfahren der Fidschianer aus dem ägyptischen Theben. Sie fuhren nilaufwärts und erreichten den Tanganjikasee, wo sie sich niederließen. Konflikte mit benachbarten Stämmen veranlassten sie im 10. Jahrhundert v. Chr. unter ihrem Häuptling Lutunasobasoba mit einem Kanu names Kaunitoni ostwärts in See zu stechen, der Sonne entgegen. Unterwegs ergreift sie ein Sturm, und sie verlieren all ihr Hab und Gut, darunter Steine des Häuptlings mit Inschriften. Sie stranden an der Nordwestküste von Viti Levu, wo sie eine erste Siedlung errichten, Vuda (Ursprung). Als Lutunasobasoba alt wird, macht sich sein Bruder Degei auf, um höher gelegenes Siedlungsland zu finden. Er wählt die Berge im Nordosten der Insel (Gegend von Rakiraki). Dort wird aus dem Holz des Pandanus-Baumes (fidschian.: na kau vadra) ein Haus für Häuptling Lutunasobasoba errichtet, was der gesamten Siedlung den Namen gibt: Nakauvadra. Nach Lutunasobasobas Tod verteilt sich die Bevölkerung über ganz Fidschi.

Eine fidschianische Fassung ist z. B. das Lied Koi ra na vuda (Unsere Vorfahren).

Entstehung

Ursprünglich wurde berichtet, dass es auf Fidschi – anders als etwa auf den Rotuma-Inseln, Samoa oder Neuseeland – keinen Mythos zur Besiedlung der Insel von auswärts gebe. Erst im Jahr 1892 erwähnt Basil Thomson unter Berufung auf einen Bewohner der Insel Beqa eine Legende, wonach die Vorfahren der Fidschianer an die Westküste von Viti Levu gespült worden seien. Im selben Jahr wurde von der fidschianischen Zeitschrift Na Mata ein Wettbewerb ausgeschrieben, um die definitive Version dieses Mythos zu ermitteln; diese publizierte Thomson dann 1895 auf Englisch.

Möglicherweise liegt tatsächlich ein alter Mythos vor, der lange vor Fremden geheim gehalten wurde; möglicherweise ist der Kaunitoni-Mythos aber auch neueren Ursprungs. So berichtet ein Absolvent der Missionsschule von Navuloa (1892–94), dass dort Lehrmittel verwendet wurden, die auf linguistischer Grundlage Verbindungen zwischen Fidschi und Tansania herstellten. Zudem kam es immer wieder zu Nachfragen der Weißen über die Ursprünge der Inselbevölkerung, sei es aus reinem Forschungsinteresse, sei es zu Zwecken der Grundbesitzverwaltung (Native Lands Commission). So könnte der Kaunitoni-Mythos auch auf äußere Einflussnahme zurückzuführen sein.

Literatur

  • Peter France: The Kaunitoni migration: notes on the genesis of a Fijian tradition. In: The Journal of Pacific History. Band 1, 1966, S. 107–113, JSTOR:25167866.

Einzelnachweise

  1. fijibure.com (Memento des Originals vom 2. September 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Jennifer Cattermole: Fijian sigidrigi and the sonic representation and construction of place. In: Transforming Cultures eJournal. (Memento des Originals vom 17. September 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Band 4, Nr. 1, April 2009, S. 149–171, hier S. 166.
  3. Basil Thomson: The Land of our Origin – Viti, or Fiji. In: The Journal of the Polynesian Society. Band 1, 1892, S. 143–146.
  4. Basil Thomson: The Kalou-Vu (Ancestor-Gods) of the Fijians. In: The Journal of the Anthropological Institute of Great Britain and Ireland. Band 24, 1895, S. 340–359, hier 344 f.
  5. Epeli Rokowaqa: Ai tukutuku kei Viti. 1926[?]
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