Keitum (dänisch: Kejtum, nordfriesisch: Kairem) ist ein Ortsteil der Gemeinde Sylt auf der Insel Sylt im Kreis Nordfriesland. Die Gemarkung hat eine Fläche von 10,43 km².
Der Ort gilt heute auf Grund seiner zahlreichen Alleen und des alten Baumbestandes als der grüne Ort der Insel. Keitum ist zudem bekannt für seine vielen, teils sehr alten Friesenhäuser, die oft von Steinmauern (Friesenwällen) umgeben sind.
Megalithgrab Harhoog
Das Megalithgrab Harhoog in Keitum ist ein rechteckiges Hünengrab, in ostwestlicher Richtung ausgerichtet, mit einem „erweiterten Dolmen“ oder Rechteckdolmen mit halbhohem Eintrittsstein als Zugang. Es besteht aus einer Grabkammer mit rechteckiger Einfassung, ein sogenanntes Langbett, und wurde wohl um 3000 v. Chr. in der Kupfersteinzeit von Angehörigen der Trichterbecherkultur errichtet.
Es liegt in der Nähe des Freibads am Rande des Watts, es befindet sich dort aber nicht mehr am Originalstandort. Es befand sich ursprünglich in der „Weenk“ genannten Anhöhe östlich des Wäldchens zwischen Keitum und Tinnum. Es wurde erstmals bei der Ausbeutung einer großen Sandgrube für den Bau des Hindenburgdammes 1925 freigelegt und nach weiteren Sandentnahmen für den Bau des Nössekoogdeiches 1936 wissenschaftlich untersucht. Die Steinkammer des Riesenbettes musste im Juni 1954 verlegt werden, weil das Gelände für die Erweiterung des Sylter Flughafens abgetragen wurde.
Geschichte
Der Ort wurde im Jahr 1216 erstmals urkundlich erwähnt. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts galt Keitum als Hauptort der Insel Sylt. Hier praktizierte der einzige Arzt der Insel und es gab die einzige Apotheke, auch war es Verwaltungssitz für die nicht zur dänischen Krone zählenden Ländereien auf Sylt, und noch bis zum 31. Dezember 2008 befand sich dort der Sitz des Amtes Landschaft Sylt. In Keitum siedelten sich im 17. und 18. Jahrhundert zahlreiche wohlhabende Kapitäne an, so dass der Ort als einziger der sonst armen Insel gewissen Wohlstand aufwies. Ein Beispiel hierfür ist der Mühlenhof Keitum. Erst mit dem Einsetzen des Fremdenverkehrs wuchs die Bedeutung des Seebades Westerland. Mit dem Bau des Hindenburgdammes erhielt Keitum durch seinen Bahnhof im Südwesten des Ortes Anschluss an das Netz der Reichsbahn.
In Keitum wurde Uwe Jens Lornsen, Vorkämpfer eines geeinten, von Dänemark unabhängigen Schleswig-Holsteins am 18. November 1793 geboren. Die Gemeinde setzte „dem größten Sohne der Insel Sylt“ am 24. März 1896 einen Gedenkstein, der Lornsen in einem von Bildhauer Wilhelm Wandschneider modellierten Reliefmedaillon darstellt. Der Autor Boy Lornsen, Verfasser u. a. des Kinderbuches Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt und der frühere Intendant der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin, Boleslaw Barlog, lebten in Keitum.
Keitum existierte bis zur Bildung der Gemeinde Sylt-Ost 1970 als selbständige Gemeinde. Munkmarsch war ein Ortsteil von Keitum. Kleinere Ortsteile waren Kaamp (östlich von Keitum) sowie Jückersmarsch und Klentertal (nördlich von Keitum an der Straße nach Munkmarsch).
Museen
Das Sylt Museum (ehemalig Sylter Heimatmuseum), ein historisches ehemaliges Kapitänshaus, direkt am Keitumer Kliff gelegen, zeigt die von der Seefahrt geprägte Geschichte der Insel Sylt. Insbesondere der Walfang im 17. und 18. Jahrhundert, der den Bewohnern Wohlstand brachte, ist hier ausgestellt. Neben Geschirr, Gläsern, Messing- und Silbersachen aus jener Zeit sind auch Sylter Trachten zu besichtigen. Uwe Jens Lornsen, seinem Leben und Werk, widmet das Museum eine eigene Abteilung. Die Dichter Johann Erichsen und Jens Emil Mungard, sowie die Werke verschiedener Maler, unter anderem von Magnus Weidemann, Carl Arp, Max Koch, Fritz Overbeck und Carl Ludwig Jessen werden vorgestellt. Der nachempfundene Kampener „Ziegenstall“ (eine skurrile Sylter Kabarett-Bar) von Valeska Gert beleuchtet das Sylter Nachtleben nach dem Zweiten Weltkrieg. In unmittelbarer Nähe des Museums, auf der Wattseite am Grünen Kliff, befindet sich ein 2019 von fünf zeitgenössischen Künstlern gestalteter Tisch mit Bronzereliefs zum Thema 5000 Jahre Sylter Geschichte.
Das Altfriesische Haus, das Haus des 1879 verstorbenen Inselchronisten Christian Peter Hansen, ist heute ein Museum. Es gibt einen Einblick in die Wohnkultur einer Kapitänsfamilie im 18. und 19. Jahrhunderts.
Kirche
Die St.-Severin-Kirche wurde bereits um 1216 erbaut und war ursprünglich den Heiligen Knut und Ketel geweiht. In ihrem Inneren sind viele Feldsteine verbaut und in der Mitte der Westwand befinden sich zwei spiegelbildlich angebrachte Natursteine, die der Sage nach von den Nonnen Ing und Dung gestiftet wurden und auch ihr Abbild darstellen.
Friedhof
Auf dem Friedhof der St.-Severin-Kirche haben neben alten Sylter Familien, darunter namhafte Kapitänsfamilien, auch mehrere bekannte Persönlichkeiten ihre letzte Ruhe gefunden. Neben Rudolf Augstein, dem ehemaligen Bundesinnenminister Gerhard Schröder, dem Bühnen- und Filmschauspieler Uwe Dallmeier und dem Synchronsprecher Edgar Ott liegen auch der Verleger Peter Suhrkamp sowie der Expressionist Ernst Mollenhauer dort begraben. Auch der Schauspieler Ernst Otto Fuhrmann und der Antiquitätenhändler Eduard Brinkama fanden dort ihre letzte Ruhestätte.
Sonstiges
Keitum hat einen Bahnhof an der Marschbahn. Hier hält unter anderem wochentags der Intercity 2075 nach Berlin.
Am nordwestlichen Ortsrand hat das Weingut Balthasar Ress aus Hattenheim im Rheingau im Juni 2009 auf einer Fläche von einem Hektar den nördlichsten Weinberg Deutschlands angelegt. Auf drei Seiten durch Bewuchs windgeschützt und begünstigt durch die hohe Anzahl an Sonnenscheinstunden auf Sylt (1714 Stunden im Vergleich zu 1587 Stunden im Rheingau) kann von den frühreifenden Sorten Solaris und Rivaner eine ausreichende Erntequalität erwartet werden.
Südöstlich erstreckt sich an der Küste des Wattenmeers das Grüne Kliff.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gemeinde Sylt / Tisch am Kliff
- ↑ IC um 14.20 ab Westerland für Pendler nutzbar auf nah.sh, abgerufen am 15. Februar 2022
- ↑ Sylter Mulde wird Weinberg - Beschreibung der Rebanlage auf der Homepage des Weinguts Balthasar Ress
Koordinaten: 54° 53′ 36″ N, 8° 22′ 15″ O