Das Kennedy-Viertel ist eine Großwohnsiedlung im Stadtteil Bloherfelde im westlichen Teil von Oldenburg. Es entstand in den 1960er und 1970er Jahren in drei Bauphasen als fortschrittliche, familienorientierte Stadtrandsiedlung des sozialen Wohnungsbaus im Grünen und bietet auf 36 Hektar Grundfläche etwa 1.000 meist größere Wohneinheiten.

Geschichte

Erste Konflikte, die rund um das Kennedyviertel geschahen, entbrannten bereits in den 1960er Jahren. Anstoß der Diskussion war die Namensgebung des Neubauprojektes im Westen Oldenburgs mit dem Namen „Kennedyviertel“. Namensgeber war der 1963 verstorbene US-Präsident John F. Kennedy, der nicht nur in Amerika hohes Ansehen genoss. Im Oldenburger Stadtrat begann eine Diskussion darüber, ob die Namensgebung angemessen sei; schließlich hatte der US-Präsident trotz seiner hohen Popularität nicht nur Anhänger in Deutschland. Ein damaliger Senator von den Freien Demokraten ließ 1965 ausdrücklich im Protokoll festhalten, das er gegen den Namen „Kennedystraße“ votiert habe. Stimmen wie der damalige Ratsherr und spätere Oldenburger Oberbürgermeister Heinrich Niewerth der CDU äußerten sich positiv zu der Namensgebung der neu entstandenen Straße:

„Ich bin froh über den Vorschlag Kennedystraße. Wir können doch auch bei der Namensgebung von Straßen einem lebendigen zeitgeschichtlichen Bewußtsein Ausdruck verleihen.“

Schlussendlich sollte der Vorschlag der Namensgebung nach dem ehemaligen US-Präsidenten gewinnen und bis heute Namensgeber für die Straße und das darum erstandene Viertel sein.

In den Jahrzehnten nach dem Bau waren aus demografischen Gründen zunehmend kleinere Wohneinheiten gefragt. So gab es in den 1980er Jahren einen Wandel zur Studierendensiedlung mit Wohngemeinschaften nahe der Universität Oldenburg. In den 1990er Jahren waren es dann vermehrt Familien aus Osteuropa, die die großen und zugleich günstigen Wohnungen nachfragten. Als nachteilig bewertet wurde das Nebeneinander verschiedener Diasporen mit geringem Einkommen und überdurchschnittlich hohem Anteil Minderjähriger. 2007 ergab eine Studie von Helge Peters, dass das Viertel als Angstraum wahrgenommen wird.

1999 lebten etwa 2.200 Menschen im Viertel, von denen 17 Prozent einen Migrationshintergrund hatten. Um dem Wohnungsleerstand mit hoher Mieterfluktuation, dem Investitionsstau und dem geringen Prestige des Kennedy-Viertels zu begegnen, war es von 1999 bis 2014 in das Städtebauförderprogramm Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – Soziale Stadt aufgenommen.

Einzelnachweise

  1. 1 2 HD: Straße im Westen nach Präsident Kennedy benannt. Hrsg.: Nordwest-Zeitung. Oldenburg (Oldb.) 3. April 1965, S. 26.
  2. Rainer Dehmer: Kennedyviertel gilt als Angstort. (Nicht mehr online verfügbar.) In: NWZonline.de. 11. April 2007, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 23. Februar 2023.
  3. Sanierungsgebiet Kennedy-Viertel. (Nicht mehr online verfügbar.) Stadt Oldenburg, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 5. Februar 2021.
  4. Abgeschlossene Stadterneuerungsgebiete. (Nicht mehr online verfügbar.) Stadt Oldenburg, ehemals im Original; abgerufen am 5. Februar 2021 (nicht archiviert). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven.)
  5. S. Brüning-Mader, V. Czerny, E. Dannemann, S. Kersten: Sanierungsgebiet Kennedy-Viertel. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Fachdienst Städtebau und Stadterneuerung, Stadt Oldenburg, archiviert vom Original; abgerufen am 5. Februar 2021.

Literatur

  • S. Brüning-Mader, V. Czerny, E. Dannemann, S. Kersten: Sanierungsgebiet Kennedy-Viertel. (PDF; 9,6 MB) „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – Soziale Stadt“ 1999 bis 2014. (Nicht mehr online verfügbar.) Stadt Oldenburg, Fachdienst Städtebau und Stadterneuerung, Juli 2017, archiviert vom Original am 5. Februar 2021;.

Koordinaten: 53° 8′ N,  10′ O

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