Das Kerygma Petri („Verkündigung des Petrus“, griechisch: κήρυγμα Πέτρου), abgekürzt KerygmaPetr, ist eine frühchristliche griechische apokryphe Schrift, die in einigen Zitaten erhalten ist.
Davon zu unterscheiden ist eine Schrift mit dem Titel Kerygmata Petrou (altgriechisch Κηρύγματα Πέτρου), die zu den Pseudo-Klementinen gezählt wird. Die wenigen eindeutig auf diese Schrift zurückzuführenden Zitate finden sich bei Clemens von Alexandrien. Er zitiert Stellen dieser Schrift als Worte des Petrus. Origenes weiß, dass das Werk von dem Gnostiker Herakleon verwendet wird und äußert bereits Zweifel an dessen Echtheit. Eusebius und Hieronymus zählen es nicht mehr zu den kanonischen Schriften.
Die Entstehungszeit wird von den meisten Autoren auf den Anfang des zweiten Jahrhunderts datiert. Ernst von Dobschütz gibt als Entstehungszeit die Jahre 80–140 n. Chr. an. Der Entstehungsort wird mit Ägypten angegeben, da die Schrift dort zum ersten Mal auftaucht und zitiert wird, wofür es keinen sicheren Beweis gibt. Dobschütz sieht einen alexandrinischen Ursprung als gegeben. Der Verfasser ist unbekannt.
Da lediglich Fragmente überliefert sind, lässt sich über den ursprünglichen Aufbau, den Umfang und die literarische Gattung nichts sagen. So ist die literarische Gattung entscheidend, ob es sich um eine Pseudepigraphie handelt. Die Reihenfolge der Fragmente lässt sich nicht bestimmen, die verschiedenen Textausgaben und Übersetzungen unterscheiden sich daher in der Reihenfolge der Fragmente.
Dobschütz charakterisiert die Schrift als „Übergang von der altchristlichen zur apologetischen Literatur“, Wilhelm Schneemelcher beschreibt sie als Mittelglied zwischen der frühchristlichen Missionspredigt und der griechischen Apologetik.
Bei einigen weiteren verstreut aufzufindenden Zitaten wird diskutiert, ob sie dieser oder einer weiteren Schrift, der „Didaskalia Petrou“ (altgriechisch διδασκαλία Πέτρου ‚Lehre des Petrus‘), zuzuordnen seien.
Literatur
- Theodor Zahn: Geschichte des neutestamentlichen Kanons, Bd. 2, 2. Teil , A. Deichert, Erlangen 1888, S. 820–832.
- Ernst von Dobschütz: Das Kerygma Petri kritisch untersucht , J. C. Hinrichs, Leipzig 1893. In: Oscar von Gebhardt, Adolf von Harnack (Hrsg.): Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur Band 11 (1894, Reprint Gorgias Press 2010).
- Erich Klostermann: Apocrypha I. Reste des Petrusevangeliums, der Petrusapokalypse und des Kerygma Petri . In: Hans Lietzmann (Hrsg.): Kleine Text für theologische Vorlesungen und Übungen. Heft 3, Marcus und Weber’s, Bonn 1903. (u. a. mit dem griechischen Text.)
- Henning Paulsen: Das Kerygma Petri und die urchristliche Apologetik. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte (ZKG) 88, Jg. 1977, S. 1–37.
- Wilhelm Schneemelcher: Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. Bd. II Apostolisches, Apokalypsen und Verwandtes, 6. Aufl. Tübingen 1997, ISBN 3-1614-7252-7, S. 34–41
Anmerkungen
- ↑ Henning Paulsen: Zur Literatur und Geschichte des frühen Christentums. Gesammelte Aufsätze. (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament; 99), Mohr Siebeck, Tübingen 1997, ISBN 978-3-16-157347-7, S. 173–209
- ↑ Ernst von Dobschütz: Kerygma Petri S. 67
- ↑ Ernst von Dobschütz: Kerygma Petri S. 65
- ↑ Ernst von Dobschütz: Kerygma Petri S. 66
- ↑ Wilhelm Schneemelcher: Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. Bd. II Apostolisches, Apokalypsen und Verwandtes, 6. Aufl. Tübingen 1997, S. 37.