Eine Ketteler-Siedlung ist eine der in verschiedenen Orten Deutschlands bestehenden, nach dem katholischen Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811–1877) benannten Wohnsiedlungen. Die Siedlungen bestehen überwiegend aus Ein- und Zweifamilienhäusern und wurden insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg zur Linderung der Wohnungsnot mit einem hohen Anteil an Eigenleistung errichtet. Zum Bau der Eigenheime und Mietwohnungen wurden im Sinne von Kettlers Sozialethik gleichnamige Vereine oder Genossenschaften gegründet mit der Zielsetzung, preisgünstigen Wohnraum zu schaffen. Der Bau der Ein- und Zweifamilienhäuser erfolgte aus Kostengründen in Gemeinschaftsarbeit unter Anleitung von wenigen Fachkräften.
Beispiele für Ketteler-Siedlungen
Bayern
- Nürnberg, Grundsteinlegung 1949
- Kronach
- Obertrubach, als Ferienhaus-Siedlung errichtet, 2006 geschlossen, 2012 in Wohnhäuser umgewandelt
Hessen
- Ketteler-Siedlung Offenbach, Bau der Siedlung durch die Ketteler Baugenossenschaft ab 1950
Nordrhein-Westfalen
- Recklinghausen
- Waltrop (2223 Einwohner in der Ketteler-Siedlung)
- Bergkamen-Rünthe, 29 Doppel- und 10 Einzelhäuser errichtet in den Jahren 1952–1954
- Euskirchen-Zülpich
- Emmerich-Elten, 31 Häuser, Grundsteinlegung 1958, 1963 bezugsfertig
Rheinland-Pfalz
- Mainz, Errichtung der Ketteler-Siedlung ab 1924 durch den Gemeinnützigen Ketteler-Bauverein eG
Saarland
Im Saarland gab es ca. 60 Ketteler-Vereine, die sich im Verband der Ketteler-Vereine im Saargebiet zusammenschlossen.
- Bexbach-Frankenholz
- Friedrichsthal
- Lebach, 126 Zwei- und Einfamilienhäuser mit insgesamt zweihundert Wohnungen, Grundsteinlegung 1949
- Saarbrücken-Ensheim, 52 Häuser, Bauzeit 1948–1952
- Saarbrücken-Rastpfuhl, 41 Häuser auf dem oberen Rastpfuhl, Bauzeit 1950–1954
- Sankt Ingbert
- Sulzbach-Hühnerfeld, Bau der ersten Ketteler-Siedlung im Saarland ab 1948
- Völklingen-Heidstock, 17 Häuser, Bauzeit 1949–1953
Einzelnachweise
- ↑ Von der Stunde "0" bis zum Tage "X", online auf den Webseiten der Stiftung für Wohnungsbau der Bergarbeiter GmbH
- ↑ Jana Schneeberg: Dort wohnen, wo andere einst Urlaub machten. Nordbayerische Nachrichten, 11. Februar 2012 online
- ↑ Webseite der Gemeinnützige Ketteler Baugenossenschaft e.G. Offenbach
- ↑ Mit Geld und Muskelkraft das Haus gebaut, Westfälischer Anzeiger, 7. Juli 2011, online
- ↑ Vanessa Biermann: Die Kettelersiedlung — ein Modell fürs Kleinstadtidyll. 28. Juli 2011, online auf den Webseiten "Der Westen"
- ↑ Sarah Eul: Eine Gemeinschaft mit Geschichte. Neue Ruhr Zeitung, 27. Mai 2013, online
- ↑ 75 Jahre Gemeinnütziger Ketteler-Bauverein eG Mainz 1919 – 1994, 70 Jahre Ketteler-Siedlung in Mainz 1924 – 1994.
- ↑ Ingeborg Besch: Die Kettelersiedlung. Katholische Sozialpolitik und ihre städtebaulichen Auswirkungen im Saarland nach 1945. Informationen zum Vortrag am 30. Mai 2018 online
- ↑ Informationen auf den Webseiten der Stadt Friedrichsthal
- ↑ Lebacher Historischer Kalender 1998 - Historischer Verein Lebach e.V.-5. Folge: Lebacher Persönlichkeiten, bekannt - berühmt - rühmenswert; Herausgeber Volkshochschule Lebach. Online als PDF-Datei
- ↑ Klaus Altmeyer, Egon Gross und Manfred Schmitt: Lebach in alten Ansichten, Band 2. Europäische Bibliothek Verlag, Baarn, Niederlande. ISBN 978-90-288-6718-5; online,(auszugsweise)
- ↑ Markus Philipp: Lexikon der Saarbrücker Straßennamen. Geistkirch-Verlag, 2019, ISBN 978-3946036913
- ↑ Rudolf Westenburger: Der Ketteler-Verein Malstatt-Burbach baut auf dem Rastpfuhl. In: Der Rastpfuhl – Geschichte eines Siedlungsgebietes und seiner Bewohner. Herausgeber: Deutscher Siedlerbund Landesverband Saarland e. V., Siedlergemeinschaft Saarbrücken-Rastpfuhl e. V., Volkshochschule Stadtverband Saarbrücken. November 1999.
- ↑ Auch Karmanns kettelten ihre eigenen vier Wände. Saarbrücker Zeitung, 19. März 2012, online
- ↑ Gründung der Ketteler-Vereine an der Saar vor 70 Jahren. In: Sulzbacher Umschau Ausgabe Mitteilungsblatt der Stadt Sulzbach, Ausgabe 42/2018. online auf den Webseiten der LW Medien GmbH
- ↑ Jörg Heinze: Ein wichtiger Architekt des Heidstocks. Saarbrücker Zeitung, 7. April 2008, online
- ↑ Heidstocker Geschichte. Online auf den Webseiten des Verband Wohneigentum Saarland e.V.