Keyvan Dahesch (* 26. Dezember 1941 in Teheran, Iran; † 1. Januar 2018 in Bad Homburg vor der Höhe, Deutschland) war ein sehbehinderter deutscher Journalist, Bürgerbeauftragter und Pressesprecher des Hessischen Landesamtes für Versorgung und Soziales iranischer Herkunft. Er wurde vor allem durch sein engagiertes Eintreten für die Rechte von Menschen mit Behinderungen bekannt.

Leben

Keyvan Dahesch war seit Geburt blind. Da es in Teheran keine Schulen für Sehbehinderte gab, besuchte Dahesch zunächst eine Regelschule. 1957 wechselte er auf die Blindenschule der Christoffel-Blindenmission in Isfahan.

In der Hoffnung, dass deutsche Ärzte ihm helfen könnten, brachte ihn sein Vater 1958 nach Deutschland. Die Hoffnung wurde jedoch enttäuscht; Dahesch blieb im Alter von 16 Jahren alleine in Deutschland, wo er noch anderthalb Jahre in Stuttgart die Blindenschule der Nikolauspflege besuchte, bevor er von 1960 bis 1961 eine Ausbildung zum staatlich geprüften Masseur und medizinischen Bademeister in der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim in Frankfurt am Main absolvierte. In der Zeit von 1961 bis 1971 absolvierte er Praktika und übte seinen Beruf in verschiedenen Kliniken und Heilstätten aus.

Am 14. Dezember 1966 heiratete er seine in Bad Vilbel geborene Frau Anni, geborene Westerweller (1936–2016), die ebenfalls sehbehindert war und sich – wie ihr Mann – durch großes soziales ehrenamtliches Engagement auszeichnete. Beruflich arbeitete sie vom 1. Juli 1956 bis 31. Dezember 1996 als Sekretärin bei einer Bank in Frankfurt am Main. Seit 1994 war sie ehrenamtliche Richterin am Sozialgericht in Frankfurt. Für ihre Verdienste erhielt sie 1993 die silberne Ehrennadel des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, 2002 die Bundesverdienstmedaille und 2008 den Ehrenbrief des Landes Hessen.

1970 wurde Keyvan Dahesch deutscher Staatsbürger. 1971 erhielt er ein Stipendium des Deutschen Gewerkschaftsbundes, das ihm das Studium der Volkswirtschaftslehre, der Soziologie und Arbeitsrecht an der Akademie der Arbeit in der Goethe-Universität ermöglichte. Während des Studiums begann Dahesch sich für Journalismus zu interessieren. Nach Beendigung des Studiums schloss er eine Ausbildung für die Verwaltungslaufbahn des gehobenen Dienstes beim Hessischen Landesamt für Versorgung und Soziales an, bei dem er nach bestandener Laufbahnprüfung von 1975 bis 2002 als Bürgerbeauftragter und Pressesprecher tätig war.

In seiner Funktion hatte er vielfachen Kontakt zu Medien, die seine Entwicklung als freier Journalist unterstützten. Daheschs Themen-Schwerpunkt war die Sozial- und Wirtschaftspolitik. Seine Meldungen, Berichte und Reportagen fanden sich bei der Deutschen Presse-Agentur, in der Frankfurter Rundschau, Süddeutschen Zeitung, Die Zeit, Offenbach-Post, dem Hessischen Rundfunk und dem Deutschlandfunk. Dahesch war unter anderem Mitglied des Frankfurter Presseclubs und der Reporter ohne Grenzen. Er berichtete oft über das Leben behinderter Menschen und forderte im Sinne des anwaltschaftlichen Journalismus vehement gleiche Rechte für sie ein.

Von 1973 bis 2011 lebte Keyvan Dahesch mit seiner Frau in Frankfurt-Bonames, danach wohnte das Ehepaar in Bad Homburg vor der Höhe.

Anni und Keyvan Dahesch-Stiftung

Am 13. Juni 2006 begründete das Ehepaar die gemeinnützige Anni und Keyvan Dahesch-Stiftung mit Sitz in Frankfurt, die am 22. August 2006 vom Regierungspräsidium Darmstadt genehmigte wurde. Stiftungszweck ist die Förderung und Unterstützung von Personen, die infolge ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustandes auf die Hilfe anderer angewiesen sind.

Am 3. Dezember 2006, den die Vereinten Nationen 1993 zum jährlich zu begehenden „Welttag der behinderten Menschen“ proklamiert haben, wurde die Stiftung in Anwesenheit der Oberbürgermeisterin Petra Roth im Kaisersaal des Rathauses Römer in das Goldene Stiftungsbuch der Stadt Frankfurt am Main eingetragen.

Ehrenämter und Auszeichnungen

Dahesch übte zahlreiche Ehrenämter aus, so war er etwa seit 1977 ehrenamtlicher Richter beim Sozialgericht in Frankfurt am Main, war von 1982 bis 1992 Jurymitglied beim Bundesentscheid im Vorlesewettbewerb des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in Frankfurt, seit 1992 Sozialbeiratsmitglied des Hessischen Rundfunks und Mitglied der SPD-Fraktion der zehnten Bundesversammlung am 23. Mai 1994 zur Wahl des Bundespräsidenten auf Vorschlag zahlreicher Behindertenorganisationen.

Aufgrund seines ehrenamtlichen Engagements und seiner journalistischen Tätigkeit erhielt Keyvan Dahesch zahlreiche Auszeichnungen, darunter:

Literatur

  • Christian Mürner: Keyvan Dahesch – Mit Fingerspitzengefühl – Biografie eines Blinden, AG SPAK Bücher, Neu-Ulm 2013, ISBN 978-3-940865-51-9.
Commons: Keyvan Dahesch – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Ottmar Miles-Paul: Trauer um Keyvan Dahesch. In: kobinet Nachrichten vom 2. Januar 2018. Abgerufen am 2. Januar 2018
  2. frankfurt-inklusiv.de: Anni Dahesch kurz vor 80. Geburtstag gestorben, vom 3. Februar 2016. Abgerufen am 2. Januar 2018
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