Starzel
Oberlaufname bis etwas vor Hausen: Weilerbach
Daten
Gewässerkennzahl DE: 238152
Lage Hohe Schwabenalb
  • Raichberg-Kuppenalb

Südwestliches Albvorland

  • Killertal und Albvorberge des Killertals
  • Starzel-Albvorland
  • Keuperrandhügel des Kleinen Heubergs

Obere Gäue

  • Eyach-Gäuplatten

Baden-Württemberg

Flusssystem Rhein
Abfluss über Neckar Rhein Nordsee
Quelle südlich von Hausen im Killertal
48° 15′ 48″ N,  3′ 18″ O
Quellhöhe unter 830 m ü. NHN
Mündung in Bieringen in den NeckarKoordinaten: 48° 26′ 57″ N,  51′ 17″ O
48° 26′ 57″ N,  51′ 17″ O
Mündungshöhe 354 m ü. NHN
Höhenunterschied 476 m
Sohlgefälle 11 
Länge 42,8 km
Einzugsgebiet 177,432 km²
Abfluss
AEo: 178 km²
an der Mündung
MQ
Mq
1,87 m³/s
10,5 l/(s km²)
Linke Nebenflüsse Reichenbach, Zimmerbach, Talbach
Kleinstädte Hechingen
Gemeinden Burladingen, Jungingen, Rangendingen, Hirrlingen, Rottenburg am Neckar

„Junginger Gieß“, Wasserfall und Starzel-Schlucht nach Eintritt in weiche Braunjuraschicht

Die Starzel ist ein knapp 43 km langer rechter Nebenfluss des Neckars in den beiden baden-württembergischen Landkreisen Zollernalb und Tübingen.

Geographie

Verlauf

Die Starzel entsteht unmittelbar am Albtrauf an der Europäischen Wasserscheide, rund drei Kilometer südlich von Hausen im Killertal, einem Stadtteil von Burladingen, weniger als einen halben Kilometer nördlich des zu Albstadt gehörenden, in der Talmulde liegenden Weilers Neuweiler. Auf den ersten etwa zwei Kilometern von dort bis zu einem namenlosen rechten Zufluss etwas über einen Viertelkilometer vor Hausen wird sie Weilerbach genannt, danach dauerhaft Starzel.

Aus historischen Gründen wird das erste, rund 14 Kilometer lange Drittel des Tals der Starzel vom Nordrand der Schwäbischen Alb bis nach Hechingen Killertal genannt, nach dem Dorf Killer, dessen Pfarrei für den ganzen Talabschnitt zuständig war. Dessen Name lautete ursprünglich Kilwilar, eine Zusammensetzung der Worte für Kirche und für Weiler im örtlichen alemannischen Dialekt.

Bei Hechingen wird die Starzel auf der linken Seite vom Reichenbach gespeist. Sie fließt dort schon mehr westwärts und wird dann beim Stauffenburger Hof wiederum von der linken Seite durch ihren längsten Zufluss Zimmerbach verstärkt.

Nachdem sie Rangendingen passiert hat, wendet sie sich wieder mehr nach Norden. Sie mündet schließlich in Bieringen auf einer Höhe von 354 m ü. NHN von rechts in den oberen Neckar.

Zuflüsse

Liste von Zuflüsse mit Zuflussseite, Zuflussort, Länge (inklusive Hauptstrang-Oberläufe) und Einzugsgebiet, wo verfügbar. Andere Quellen sind vermerkt.
Auswahl.

  • Neubrunnen, von rechts in Burladingen-Hausen im Killertal, 1,9 km
  • Scharlenbach, von links in Burladingen-Starzeln, 3,5 km und 6,1 km²
  • Goosbach, von links in Burladingen-Killer, 0,7 km
  • Lindenbach, von rechts in Killer, 1,9 km
  • Buchenbach, von rechts nach Killer, 1,9 km und 3,9 km²
  • Hirschbach, von rechts vor Jungingen, 1,1 km
  • Sulzgraben, von rechts am Ortsbeginn von Jungingen, 0,8 km
  • Mühlbächle, von rechts in Jungingen, 1,8 km
  • Bernenbächle, von links am Ortsende von Jungingen, 2,3 km und 2,7 km²
  • Lotterbächle, von links nach Jungingen, 1,4 km
  • Weilerbächle, von rechts an der Kommunalgrenze Jungingen/Hechingen, 1,0 km
  • Buchbächle, von rechts am Ortsbeginn von Hechingen-Schlatt, 1,2 km
  • Wettbächle, von links in Schlatt, 1,1 km
  • Heiligenbach, von rechts in Schlatt, 3,7 km und 5,7 km²
  • Münchbach, von rechts an der Gemarkungsgrenze Schlatt/Hechingen, 2,4 km
  • Reichenbach, von links in Hechingen, 9,5 km und 19,4 km²
  • Feilbach, von links in Hechingen, 1,6 km
  • Bräunestall, von links in Hechingen, 1,3 km
  • Sulzbach, von links in Hechingen, 2,0 km
  • Ettenbach, von rechts Ortsende von Hechingen zur Gemarkung von Hechingen-Stein, 4,5 km und 5,5 km²
  • Winterhaldenbach, von rechts am Ortsende von Stein, 3,0 km und 1,9 km²
  • Tufelbach, von rechts nach Stein, 0,7 km
  • Zimmerbach, von links bei Hechingen-Stauffenburger Hof, 12,1 km und 25,4 km²
  • Ramsbach, von rechts, vor der Gemeindegrenze Hechingen/Rangendingen, 2,2 km
  • Mönchgraben, von rechts am Ortsbeginn von Rangendingen, 1,9 km
  • Talbach, auch Dorfbach, von links am Ortsende von Rangendingen, 6,1 km und 9,7 km²
  • Sendelgraben, von links nach Rangendingen, 3,4 km und 1,4 km²
  • Bruckbach, von links nach Rangendingen, 3,6 km und 4,6 km²
  • Omengraben (links, Gemarkungsgrenze Rangendingen/Rangendingen-Höfendorf, 4,2 km und 3,5 km²)
  • Ganggraben, von rechts bei Rangendingen-Bietenhausen, 2,4 km und 5,1 km²
  • Tobelsgraben, von links an der Kreisgrenze bei Hirrlingen-Untere Mühle, 2,5 km und 9,8 km²
  • Haldengraben, von rechts bei Rottenburg am Neckar-Frommenhausen, 0,6 km

 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

 
Zufluss GKZ von Mündung
mit Koordinaten (⊙)
Länge
km
EZG
km²
Bemerkungen
Neubrunnen 238152–16 rechts Burladingen-Hausen im Killertal 1.941
Scharlenbach 238152–2 links Burladingen-Starzeln 3.517 6.126
Goosbach 238152–312 links Burladingen-Killer 0.763
Lindenbach 238152–314 rechts Killer 1.853
Buchenbach 238152–32 rechts nach Killer 2.503 3.857

Orte

Auf ihrem rund 41 Kilometer langen Weg nach Nordwesten durchquert bzw. streift die Starzel folgende Städte und Ortschaften:

In der Ortschaft Bieringen (Stadtteil von Rottenburg) fließt die Starzel in den Neckar.

Geologie und Geomorphologie

Vom Weißen Jura bis zum Muschelkalk durchläuft die Starzel sämtliche Schichten des Jura und etwa zwei Drittel der Trias. Ihr Tal entstand durch rückschreitende Erosion, indem sich der Bach von Nordwesten immer weiter in die Schichtstufen der Schwäbischen Alb und ihres Vorlandes eingeschnitten hat. Das Tal der Starzel greift elf Kilometer weit in die Hochfläche der Schwäbischen Alb ein und wird im Westen vom 957 m ü. NHN hohen Raichberg und im Osten vom bis zu 840 m ü. NHN Meter hohen Heufeld flankiert. Es beginnt mit dem Quellgebiet der Starzel und ihrer Nebenbäche an der Wasserscheide zwischen dem Flusssystem des Rheins und dem der Donau. Eine Besonderheit sind die sogenannten Wasserfallschichten (weicher Opalinuston, Oberer Abschnitt des Unter-Aalenium). Zwischen Jungingen und Schlatt hat sich ein Wasserfall gebildet, die Junginger Gieß, hinter dem sich die Starzel ca. sechs Meter in die weiche Braunjuraschicht erodiert hat Auf weiten Strecken bewegt sie sich in einem naturnahen Bachbett. Zwischen Jungingen und Hechingen hat sie sich schluchtartig eingetieft.

Starzelhochwasser 2008

Am Abend des 2. Juni 2008 kam es bei einem Gewitter zu schweren Regenfällen und Überflutungen, in deren Folge drei Frauen ertranken, zwei in Jungingen und eine in Hechingen. Das „Killer valley“ machte so internationale Schlagzeilen. Für die Beseitigung der materiellen Schäden wurden den Betroffenen rund 3,4 Millionen Euro ausgezahlt (1,5 Millionen aus Spenden, 1,8 Millionen seitens des Landes Baden-Württemberg). Damit ist der gesamte angemeldete Bedarf abgedeckt worden.

Infolge der Katastrophe wurde 2013 der Zweckverband Hochwasserschutz Starzeltal gegründet.

Schutzgebiete

Die Starzel durchfließt mehrere Schutzgebiete, im Oberlauf das Landschaftsschutzgebiet Oberes Starzeltal und Zollerberg, das mit einer Fläche von 8746 Hektar Anteil an den Markungen der Gemeinden Bisingen, Burladingen, Hechingen und Jungingen hat. Es wurde durch Verordnung des Landratsamts Hechingen vom 19. Dezember 1972 eingerichtet und hat die Schutzgebietnummer 4.17.048. In ihm liegt der Zollerberg, ein Zeugenberg der Schwäbischen Alb mit der Burg Hohenzollern.

Es folgt das Landschaftsschutzgebiet Mittleres Starzeltal. Auf den Gemarkungen Hechingen und Rangendingen gelegen, wurde es vom Landratsamt Hechingen am 10. Oktober 1963 mit einer Fläche von 1293 Hektar (Schutzgebietsnummer 4.17.046) verordnet.

Unterhalb von Bietenhausen streift die Starzel das Naturschutzgebiet Kapfhalde (11,8 Hektar, Verordnung des Regierungspräsidiums Tübingen vom 9. Mai 1983, NSG-Nummer 4.104), das an einem rechten Prallhang liegt.

Wasserkraftwerk

Nachdem das Wasserkraftwerk Starzel an der Burgmühle westlich des Rottenburger Stadtteils Frommenhausen in Stand gesetzt worden war, ging es im August 2014 wieder in Betrieb. Das für Fische und andere Wassertiere unpassierbare Stauwehr aus den 1910er Jahren wurde durch eine Raue Rampe (Lage) ersetzt. Das gestaute Wasser fließt durch einen etwa einen Kilometer langen unterirdischen Kanal zum Kraftwerksgebäude (Lage). Die Rechenanlage am Kanaleinlauf hat einen Stababstand von 15 Millimetern. Dadurch wird verhindert, dass Fische in den Kraftwerkskanal geraten. Eine Durchströmturbine erzeugt eine Leistung von 18 kW bei einer Fallhöhe von 5,8 Metern. Der Betrieb der Anlage erfolgt durch die Stadtwerke Rottenburg.

Besonderheiten

Der Name der am Unterlauf gelegenen Gemeinde Starzach wurde von den beiden sie begrenzenden Flüsschen Starzel und Eyach abgeleitet.

Siehe auch

Einzelnachweise

LUBW

Amtliche Online-Gewässerkarte mit passendem Ausschnitt und den hier benutzten Layern: Karte von Lauf und Einzugsgebiet der Starzel
Allgemeiner Einstieg ohne Voreinstellungen und Layer: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise)

  1. Höhe nach dem Höhenlinienbild auf dem Hintergrundlayer Topographische Karte.
  2. Höhe durch Interpolation zwischen zwei in Blau beschrifteten Höhendreiecken im Neckarlauf ober- und unterhalb der Mündung auf dem Hintergrundlayer Topographische Karte.
  3. 1 2 Länge nach dem Layer Gewässernetz (AWGN).
  4. 1 2 Einzugsgebiet aufsummiert aus den Teileinzugsgebieten nach dem Layer Basiseinzugsgebiet (AWGN).
  5. Einzugsgebiet nach dem Layer Basiseinzugsgebiet (AWGN).

Andere Belege

  1. Friedrich Huttenlocher: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 178 Sigmaringen. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1959. → Online-Karte (PDF; 4,3 MB)
  2. Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Ausbaupotenzial der Wasserkraft bis 1.000 KW im Einzugsgebiet des Neckars unter Berücksichtigung ökologischer Bewirtschaftungsziele, Mai 2011, S. 8, abgerufen am 8. Oktober 2014 (PDF, 1,9 MByte). Mit geringfügig vom LUBW-Wert abweichendem Einzugsgebiet von 178,1 km².
  3. LGRB-Steckbrief Geotop Wasserfall und Schichtstufen der Starzel bei Schlatt:
  4. Spiegel Online: Verheerende Überschwemmungen – Drei Menschen ertrinken bei Unwetter-Inferno im Killertal
  5. Staatsanzeiger Nr. 12 vom 3. April 2009, Seite 12.
  6. www.hechingen.de
  7. http://www2.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/abt2/dokablage/oac_12/kurzbeschreibung/4/4104.htm.
  8. Starzeltal: Der Strom fließt wieder, S. 12 (PDF, 2,2 MByte) rojournal, Nov. 2014
  9. Informationstafel am Kraftwerksgebäude

Literatur

  • Topographische Karte 1:25.000 Baden-Württemberg, als Einzelblatt Nr. 7518 Horb am Neckar, Nr. 7519 Rottenburg am Neckar, Nr. 7618 Haigerloch, Nr. 7619 Hechingen, Nr. 7620 Jungingen und Nr. 7720 Albstadt
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