Die Kirche zum Heiligen Geist am Osterberg (slowenisch: Sveti Duh na Ostrem vrhu) liegt in der Gemeinde Selnica ob Dravi (Slowenien) nahe der Staatsgrenze zum österreichischen Bundesland Steiermark.
Der Name Osterberg beruht auf der spitzen Form des Berges, auf dem sich die Siedlung befindet und wird vom slowenischen Wort óster für „scharf, spitz“ abgeleitet. Das Wort steht daher für Scharfer Berg, Spitzer Berg und hat mit Ostern nichts zu tun.
Geschichte
Schon viele Jahrhunderte gab es auf dem Osterberg bei Leutschach eine Holzkirche. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war der Berg Treffpunkt der Mitglieder einer Sekte, die wegen ihrer rituellen Tänze und religiösen Handlungen „Springer“ („Springer und Werfer“, „Springer-Sekte“, „Stifter und Springer“) genannt wurde. Sie hielten dort ihre regelmäßigen religiösen Zusammenkünfte ab. Ihr Kult war vor 1570 entstanden, er hatte Anhänger aus dem slowenischen und deutschen Kulturkreis, hauptsächlich aus unteren sozialen Schichten. Im Rahmen der religiösen Zusammenkünfte wurden durch Tänze „ekstatische Bewusstseinszustände mit Visionen“ angestrebt, und versucht, den „Heiligen Geist“ anzurufen. Die Sektenmitglieder waren unter anderem aus dem Gebiet von Schwanberg, das damals der letzte evangelische Bereich der südwestlichen Steiermark war, vertrieben worden und hatten sich in das Gebiet zwischen Soboth und den Windischen Büheln zurückgezogen, wo sie ihre Zusammenkünfte meist auf Bergkuppen abhielten. Die kirchliche Obrigkeit der Gegenreformation beobachtete die Zusammenkünfte nur einige Zeit und ließ dann gewaltsam die Sektenmitglieder zerstreuen.
Ob diese Versuche Mitte des 17. Jahrhunderts in dem nicht überall leicht zugänglichen Gebiet im Osten des Drauwaldes auf Dauer erfolgreich waren, ist offen. Ein Kultgebäude der Springer hatte schon vor 1600 bestanden, auch 1618 besaßen seine Anhänger eine Kapelle am Ort der heutigen Kirche, die danach von den Behörden in Brand gesteckt worden, aber im Jahr 1622 wieder errichtet worden war. Die Bewilligung der Errichtung von Kirchenbauten an den ehemaligen Kultplätzen der Sekte wird auch als Beitrag zu deren endgültiger Befriedung aufgefasst.
Die Kirche wurde dann 1667 von Anna Crescentia von Stubenberg neu erbaut und 1709 dem Heiligen Geist geweiht. Rund um die Kirche entstand der Pfarrort Heiligengeist. Die Gottesdienststätte war ursprünglich eine Kapelle der Pfarre Leutschach, 1789 wurde sie zur Localie (Filialkirche) von Leutschach, 1892 zur selbständigen Pfarre.
Die Pfarre Heiligengeist umfasste neben weiten Teilen der ehemaligen österreichischen Gemeinde Schloßberg auch die heute zu Slowenien gehörenden Gebiete um den Ort Heiligengeist.
Im Jahre 1919, nach Ende des Ersten Weltkriegs und dem Frieden von St. Germain, wurde die Grenze zwischen der Republik Österreich und dem Königreich Jugoslawien gezogen. Dadurch wurde auch die Pfarre Heiligengeist geteilt – ein Teil verblieb auf österreichischer Seite und kam zur Pfarre Leutschach, der andere Teil wurde Jugoslawien zugeteilt.
Die Kirche ist ein Wallfahrtsort und beliebtes Ausflugsziel. Am Pfingstsonntag findet alljährlich das große Wallfahrerfest mit einem slowenisch- und einem deutschsprachigen Gottesdienst statt. Die Kirche wurde mit Hilfe engagierter steirischer Bürger und Unternehmen renoviert.
Literatur
- Gert Christian (Hrsg.): Hl. Geist am Osterberg/Sv. Duh na Ostrem vrhu. Kirche ohne Grenze; Festschrift zum 100jährigen Jubiläum der Pfarrerhebung. Universitätsdruckerei Styria. Leibnitz 1992. ISBN 3-9500175-0-X.
Einzelnachweise
- ↑ Eduard Staudinger: Der Grenzraum des Remschnigg und des Poßruck im Mittelalter. In: Christian, Osterberg, Seiten 82–94, hier: Seite 82.
- 1 2 Thomas Winkelbauer: Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter. Teil 2. In: Herwig Wolfram (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1522–1699. Ueberreuter Verlag, Wien 2003. ISBN 3-8000-3987-7. S. 47–48.
- 1 2 Marianne Nürnberger: Tanz / Ritual - Integrität und das Fremde. Wien 2001. Habilitationsschrift an der Universität Wien, Institut für Ethnologie, Kultur- und Sozialanthropologie der Fakultät für Grund- und Integrativwissenschaften. 1. Teil, Abschnitt „Entfremdung und Dämonisierung des Körpers“. 3. Teil, Abschnitt „Von Grußgesten zum Gebet - körperlicher Dialog mit Mächtigen und Mächten“.
- ↑ Helmut-Theobald Müller (Hrsg.), Gernot Peter Obersteiner (wissenschaftliche Gesamtleitung): Geschichte und Topographie des Bezirkes Deutschlandsberg. Graz-Deutschlandsberg 2005. ISBN 3-901938-15-X. Steiermärkisches Landesarchiv und Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg 2005. In der Reihe: Große geschichtliche Landeskunde der Steiermark. Begründet von Fritz Posch†. Erster Teilband, Allgemeiner Teil. Herbert Kriegl: Aus dem Kulturleben. Seite 430.
- ↑ Jože Mlinarič: Die Sekte der Springer zu Heiligengeist am Osterberg. In: Christian, Osterberg, Seiten 116–131, hier: Seite 120.
- ↑ Mlinarič, Seite 126.
- ↑ Mlinarič, Seite 130.
Weblinks
Koordinaten: 46° 36′ 53″ N, 15° 27′ 35″ O