Koçgirî (kurdisch قۆچگری/Qoçgirî; dt.: Die Auswanderer) oder auch die Eşireta Qoçgirî ist eine ehemalige Kurmandschi und Zazaisch sprechende Stammeskonföderation kurdischer Stämme in den Provinzen Sivas, Erzincan und Tunceli der heutigen Türkei.
Geschichte
Wie viele turkmenisch- und kurdisch-alevitische Stämme sehen auch die Koçgirî-Stämme ihren Ursprung in Chorasan. Damit eng verbunden ist die Legende des Heiligen Choxî Bava, der angeblich von Chorasan aus nach Dêrsim Koçgirî emigriert sein soll. Laut Martin van Bruinessen behaupten die Koçgirî-Stämme von den Şêx Hasenan, die ehemalige Stammeskonföderation kurdischer Stämme in Westdêrsim, abzustammen. Andere Quellen bringen sie mit dem Îzolî-Stamm in Süddêrsim (Mazgirt) in Verbindung.
Hauptsiedlungsgebiet sind Zara, Hafik und İmranlı, drei Landkreise von Sivas. Der Name ist zusammengesetzt aus dem kurdischen Wort Koç (Auswanderung) und der Silbe -gir/-kir (Partizip von nehmen/unternehmen, also unternommen).
Die Komposition dieser beiden Wörter bildet den Namen dieses Stammes. Mit dem Lauf der Zeit veränderten sich wesentliche Strukturen der Clans, wobei der Übertritt zum Islam der Lehre Zwölferschia prägend wirkte.
Vier Hauptgruppen
Nach Jahren des Zusammenlebens in Einheit kristallisierten sich in dieser großen Familie verschiedene Gruppierungen heraus. Die vier Hauptgruppen des Familienstammes Koçgiri sind:
- Saran, Sariki
- Iban, Ibiki
- Balan, Baliki
- Sefan, Sefiki
Es gibt noch zahlreiche weitere Spaltungen, die im Laufe der Jahrhunderte zustande gekommen sind, obwohl alle heute existierenden Gruppierungen ihren Ursprung in diesen vier Hauptgruppen haben. Jedoch waren diese Abspaltungen keineswegs ein Hindernis für das Agieren in Einheit und Frieden innerhalb des Stammes. Die Führer der jeweiligen Gruppen trafen ausschließlich Entscheidungen, die die Einheit als primäres Ziel hatten.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ van Bruinessen, M. M.: Aslını inkâr eden haramzadedir (Wer seine Herkunft leugnet ist ein Bastard) (Memento vom 20. Oktober 2007 im Internet Archive)
- ↑ KOÇGİRİ (Memento vom 25. Februar 2009 im Internet Archive)