Die Kocheshkov-Umlagerung (auch: Kozeschkow-Umlagerung ungebräuchlich Kotscheschkow-Umlagerung) ist eine, nach dem russischen Chemiker Xenofont Alexandrowitsch Kotscheschkow (1894–1978) benannte Komproportionierungsreaktion bei zinnorganischen Verbindungen.

Übersicht

Kotscheschkow fand heraus, dass es bei der Umsetzung von Zinn(VI)-halogeniden, wie Zinn(IV)-chlorid oder Zinn(IV)-bromid mit zinnorganischen Verbindungen vom Typ SnR4 (mit R= Alkyl- oder Aryl-) zu einer Komproportionierung kommt, dessen Produkt im Wesentlichen von dem stöchiometrischen Verhältnis der beiden Reaktionspartner abhängig ist.

So tauschen Tetraalkyl- oder Tetraarylzinnverbindungen mit Zinntetrahalogeniden relativ bereitwillig eine oder zwei organische Gruppen aus:

Die Abspaltung eines weiteren organischen Restes wird nur bei zinnorganischen Verbindungen mit ungesättigten Resten, wie Tetraphenylzinn oder Tetravinylzinn boabachtet. Bei Alkylzinnverbindungen wird der dritte organische Rest dagegen nicht übertragen.

Ebenso kommt es bei Umsetzung Alkyl- oder Arylzinnhalogeniden mit zinnorganischen Verbindungen zu einer Komproportionierung:

Mechanismus

Kotscheschkow nahm an, dass die Reaktion stets in folgenden Teilschritten verläuft:

Wilhelm Neumann konnte durch Untersuchungen zeigen, dass die Bildung der Verbindungen vom Typ SnX2R2 aus Tetraalkylzinn- und Zinntetrahalogenid-Verbindunden über einen zweistufigen Weg erfolgt. Zunächst wird unmittelbar ein Ligand übertragen und es bilden sich die gemischten Zinnalkylhalogenide:

Der zweite Schritt der Komproportionierung erfolgt dann bei höheren Temperaturen über mehrere Stunden:

Führt man die Reaktion mit einem Überschuss von Zinntetrachlorid durch, so bildet sich mit dem Trialkylmonohalogenid weiteres Monoalkyltrihalogenid

Somit bilden sich – entgegen den Beobachtungen von Kotscheschkow – neben einem Drittel Dialkyldihalogenid auch zwei Drittel Monoalkyltrihalogenid:

Einzelnachweise

  1. 1 2 K. A. Kozeschkow: Untersuchungen über metallorganische Verbindungen, I. Mitteilung: Eine neue Klasse von Arylzinnverbindungen: Phenyl-trihalogen-stannane. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Band 62, Nr. 4, 3. April 1929, S. 996–999, doi:10.1002/cber.19290620438.
  2. 1 2 3 K. A. Kozeschkow: Untersuchungen über metallorganische Verbindungen, II. Mitteil.: Die Reaktion zwischen zinnorganischen Verbindungen der Fettreihe und Tetrahalogeniden des Zinns. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Band 66, Nr. 11, 8. November 1933, S. 1661–1665, doi:10.1002/cber.19330661109.
  3. K. A. Kozeschkow, M. M. Nadj: Untersuchungen über metallorganische Verbindungen, IV. Mitteil.: Über aromatische Stannonsäuren und einige ihrer Reaktionen. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Band 67, Nr. 5, 9. Mai 1934, S. 717–721, doi:10.1002/cber.19340670502.
  4. 1 2 K. A. Kozeschkow, M. M. Nadj, A. P. Alexandrow: Untersuchungen über metallorganische Verbindungen, VII. Mitteil.: Vereinfachte Methode zur Darstellung von Triaryl-zinnhalogeniden. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Band 67, Nr. 8, 8. August 1934, S. 1348–1349, doi:10.1002/cber.19340670810.
  5. Dietmar Seyferth, F. G. A. Stone: Vinyl Derivatives of the Metals. I. Synthesis of Vinyltin Compounds. In: Journal of the American Chemical Society. Band 79, Nr. 3, Februar 1957, S. 515517, doi:10.1021/ja01560a003 (englisch).
  6. W. P. Neumann Nach Arbeiten Gemeinsam Mit G. Burkhardt E. Heymann F. Kleiner K. König H. Niermann J. Pedain R. Schick R. Sommer H. Weller: Neues aus der Chemie der Organozinn‐Verbindungen. In: Angewandte Chemie. Band 75, Nr. 5, 7. März 1963, S. 225–235, doi:10.1002/ange.19630750502.
  7. Wilhelm P. Neumann, Gottfried Burkhardt: Organozinnverbindungen, IV. Die Komproportionierung von Zinnalkylen mit Zinnhalogeniden und die Darstellung von Alkylzinn-Trihalogeniden. In: Justus Liebigs Annalen der Chemie. Band 663, Nr. 1, 26. April 1963, S. 11–21, doi:10.1002/jlac.19636630105.
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