Die Kolossalstatue Konstantins des Großen war eine zwölf Meter hohe Marmorstatue Kaiser Konstantins in Rom.

Konstantin ließ sie nach seinem Sieg gegen seinen Konkurrenten Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke etwa um 312–315 anfertigen. Als Demonstration der neu errungenen Macht wurde die Statue in der Maxentiusbasilika am Rande des Forum Romanum (an der Via Sacra) errichtet, die daher auch als Konstantinsbasilika bezeichnet wird. Die Statue stand in der Apsis der Basilika, wo sie Konstantin als entrückten und vergöttlichten Kaiser darstellte.

Die Akrolith-Statue aus weißem, parischem Marmor zeigte den Kaiser ursprünglich sitzend, den rechten Fuß leicht vorangestellt und in der linken Hand ein Zepter haltend. Er trug ein Paludamentum (vermutlich aus Bronze, evtl. auch aus Holz), das den größten Teil seiner Beine und seine linke Schulter bedeckte. Vom Original sind heute jedoch noch zehn einzelne Fragmente erhalten: Beide Füße, eine Hand (Zeigefinger ergänzt), der Kopf (Hals ergänzt) und Teile der Beine, Arme und der Brust. Sie sind im Innenhof (Palazzo dei Conservatori) der Kapitolinischen Museen in Rom ausgestellt. Entdeckt wurden die erhaltenen Teile bereits im 15. Jahrhundert. Neuere Untersuchungen legen nahe, dass die 10–12 m hohe Sitzstatue ursprünglich Jupiter Optimus Maximus darstellte. Neben einigen kleinen Anpassungen wurde der Bart entfernt und das Untergesicht dem gängigen Porträttypus mit betontem Kinn angepasst. Durch die in den Augen schräg nach oben bewegten Pupillen streift der Blick über den Betrachter hinweg. Dieses künstlerische Mittel wurde beibehalten, um die Göttlichkeit des Kaisers darzustellen.

Rekonstruktionen

Der Berliner Architekt und Künstler Yadegar Asisi hat 2005 für sein Projekt Rom CCCXII eine 3D-Rekonstruktion der Statue angefertigt. Sie wurde unter anderem im Panometer Leipzig ausgestellt.

Für die Konstantinausstellung in Trier 2007 wurde die erste Kopie des ca. drei Meter hohen Kopfes aus Marmor erstellt. Nach einem durch den Bildhauer Kai Dräger, die Prometheus Projekt GmbH und das Fraunhofer-Institut IPK erarbeiteten Workflow wurde aus hochaufgelösten 3D-Scandaten in mehreren Verfahrensschritten die museale Kopie aus einem 20 Tonnen schweren Rohblock aus Carrara-Marmor gearbeitet. Die Kopie des Monumentalfußes beruht ebenfalls auf 3D-Scandaten und wurde aus Styropor gefräst und anschließend in dreifacher Ausfertigung aus Beton gegossen.

Literatur

  • Johannes G. Deckers: Der Koloss des Konstantin. In: Luca Giuliani (Hrsg.): Meisterwerke der antiken Kunst. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53094-X, S. 158–177.
  • Eckart Köhne: Kolossalkopf Konstantins des Großen (Kopie). In: Alexander Demandt, Josef Engemann (Hrsg.): Konstantin der Große. Imperator Caesar Flavius Constantinus. Philipp von Zabern, Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-3688-8, CD-Rom (I.8.1).
  • Claudio Parisi Presicce: Konstantin als Iuppiter. Die Kolossalstatue des Kaisers aus der Basilika an der Via Sacra. In: Alexander Demandt, Josef Engemann (Hrsg.): Konstantin der Große. Imperator Caesar Flavius Constantinus. Philipp von Zabern, Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-3688-8, S. 117–131.
Commons: Colossus of Constantine – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Klaus Martin Girardet äußerte 2010 Zweifel an dieser Datierung (Der Kaiser und sein Gott. Das Christentum im Denken und in der Religionspolitik Konstantins des Großen. De Gruyter, Berlin-New York 2010, S. 91–92), ebenso jüngst der Althistoriker Florian Haymann, Antike Welt 4 2020, Nr. 4, S. 82–84. Beiden zufolge dürfte der Koloss aus der Zeit nach dem Sieg gegen Licinius stammen, ca. 325.
  2. Neslihan Asutay-Effenberger, Arne Effenberger: Byzanz Weltreich der Kunst. C. H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-58702-3, S. 43.
  3. Neslihan Asutay-Effenberger, Arne Effenberger: Byzanz Weltreich der Kunst. C. H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-58702-3, S. 44.
  4. 1:1-Kopie des Kopfes
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