Das Fest der Betrübnis und Schmerzen Mariens unter dem Kreuz (lat. Compassio Mariae), kurz auch Kompassionsfest genannt, wurde im liturgischen Kalender der katholischen Kirche am vierten Freitag nach Ostern – das ist der Freitag nach Jubilate – begangen. Das Kölner Provinzialkonzil führte 1423 diesen Gedenktag für die gesamte Kirchenprovinz ein. Das Kompassionsfest wurde und wird nördlich der Alpen heute nur noch in Hennef-Bödingen jährlich gefeiert. Das Festgeheimnis entspricht dem Gedächtnis der Schmerzen Mariens am 15. September.

Ursprung

Das Kompassionsfest hat seinen Ursprung im Mittelalter. Im 15. Jahrhundert spalteten sich die Anhänger des tschechischen Priesters Jan Hus von der katholischen Kirche ab. Die Folge waren zahlreiche Auseinandersetzungen, zusammengefasst unter dem Begriff der Hussitenkriege. Daraufhin führte der Kölner Erzbischof auf dem Provinzialkonzil 1423 für die ganze Kölner Kirchenprovinz ein Fest der Betrübnis und des Mitleidens Mariens ein, um die Schmerzensmutter zur Sühne der Gräueltaten der Hussitenkriege mit doppeltem Eifer zu verehren. Der Name leitet sich ab von lat. Compassio und bedeutet „Mitleiden“ oder „Mitempfinden“.

Ein Eigenfest war es bereits im 13. Jahrhundert im Orden der Diener Mariens (Serviten), regional wurde es auf Anordnung des Kölner Erzbischofs im Rheinland seit dem Provinzialkonzil 1423 gefeiert. Der Osnabrücker Bischof Konrad III. von Diepholz legte es 1457 auf den 3. Sonntag nach Ostern fest. Papst Benedikt XIII. führte das Fest 1717 für die ganze Kirche ein. Bis ins 19. Jahrhundert wurden die liturgischen Texte verwendet, die Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg im Osnabrücker Eigenbrevier von 1652 und den Eigenmessen von 1653 drucken ließ.

Gegenwart

In der Gegenwart wird das Kompassionsfest nur noch im Marien-Wallfahrtsort Bödingen bei Hennef im Erzbistum Köln jeweils am 4. Freitag nach Karfreitag (Freitag nach Jubilate) gefeiert, und zwar jährlich seit dem ersten Mal im Jahr 1424. Begangen wird es mit einer Prozession, die von der Wallfahrtskirche Zur Schmerzhaften Mutter Gottes durch den Ort Bödingen führt; vor dem Marienheim in der Nähe der Wallfahrtskirche erfolgt dann der feierliche Segen (bis 2018 erfolgte der Segen im Klostergut des ehemaligen Klosters Bödingen). Nur zu diesem Anlass verlässt das Gnadenbild der schmerzhaften Mutter, die Pietà aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, seinen Platz im Gnadenaltar von 1750 in der Kirche und wird in der Prozession mitgeführt. Diese Pietà hatte der Einsiedler Christian von Lauthausen nach einer Marienerscheinung in einer Kölner Werkstatt schnitzen lassen.

Der Überlieferung zufolge gab es für die Messfeier am Kompassionsfest Eigentexte, die bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts gebraucht wurden, danach aber verlorengingen. Auf Wunsch von Joachim Kardinal Meisner und Weihbischof Klaus Dick forschte man in der Kölner Diözesanbibliothek nach und fand sie in einem alten Messbuch der Erzdiözese Köln wieder. Zu den Eigentexten gehört auch eine Sequenz, die aus dem Jahre 1625 stammt.

Liste der Kompassionsfeste in Bödingen

Jahr
Termin
Zelebrant
200818. AprilJoachim Kardinal Meisner | Erzbischof von Köln
201120. MaiWeihbischof Rainer Maria Woelki
20124. MaiWeihbischof Heiner Koch
201326. AprilWeihbischof em. Klaus Dick
201416. MaiWeihbischof Dominikus Schwaderlapp
20151. MaiWeihbischof Ansgar Puff
201622. AprilWeihbischof em. Klaus Dick
201712. MaiWeihbischof em. Manfred Melzer
201827. AprilWeihbischof Rolf Steinhäuser
201917. MaiRainer Maria Kardinal Woelki | Erzbischof von Köln
20208. Maiabgesagt aufgrund der COVID-19-Pandemie
202130. AprilPfarrer Hans-Josef Lahr | Kreisdechant Rhein-Sieg
202213. MaiWeihbischof Ansgar Puff
20235. MaiRainer Maria Kardinal Woelki | Erzbischof von Köln
  • , Beitrag im domradio; abgerufen am 20. Mai 2019.

Einzelnachweise

  1. Ralf Rohrmoser-von Glasow: Kompassionsfest in Bödingen – Marias Fest hat 591 Jahre Tradition. In: Rhein-Sieg-Anzeiger. 16. Mai 2014, archiviert vom Original am 8. März 2016; abgerufen am 18. Mai 2020.
  2. Tradition & Brauchtum - Wallfahrt. Heimatverein Bödingen e. V., abgerufen am 18. Mai 2020.
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