Der Konstantinsbogen ist ein dreitoriger Triumphbogen in Rom. Er wurde zu Ehren des Kaisers Konstantin in Erinnerung an dessen Sieg bei der Milvischen Brücke im Jahre 312 über seinen Widersacher Maxentius errichtet, allerdings unter Wiederverwendung älterer Reliefs und Säulen.

Geschichte

Der Konstantinsbogen wurde spätestens 312 begonnen und am 25. Juli 315 geweiht. An diesem Tag feierte Konstantin den Beginn seines zehnten Regierungsjahres (decennalia). Auftraggeber für das Werk waren laut der Inschrift der Senat und das Volk von Rom. Nach Ansicht mehrerer Forscher war der Bau allerdings bereits um 307 von Maxentius begonnen worden und schon zu gut zwei Dritteln fertig, als Konstantin 312 in Rom einzog. Ob Konstantin bei dieser Gelegenheit tatsächlich einen Triumph feierte, ist unklar und umstritten.

Der Bogen wurde jedenfalls an prominenter Stelle errichtet: Er überspannt in unmittelbarer Nähe des Kolosseums die Via Triumphalis, die sich nur wenige Meter nach dem Bogen mit der Via Sacra verbindet. Diesen Weg schlugen traditionell alle Triumphatoren ein, wenn sie vom Circus Maximus kommend den Palatin umrundeten, um dann über die Via Sacra und das Forum zum Kapitol zu gelangen. Ursprünglich soll der Bau von einer Quadriga gekrönt gewesen sein, die jedoch bei der Plünderung Roms durch die Westgoten unter Alarich im Jahr 410 oder die Plünderung Roms durch die Vandalen unter Geiserich 455 abhandengekommen sein soll.

Im Mittelalter integrierte man den Triumphbogen, ebenso wie das Kolosseum, in die Stadtbefestigungsanlagen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde er in den derzeitigen baulichen Zustand versetzt. Im modernen Rom litt der Bogen, wie viele andere antike Monumente auch, sehr stark unter den Belastungen durch den motorisierten Straßenverkehr.

Bau und Gestaltung

Der Konstantinsbogen ist der größte und der jüngste unter den drei Triumphbögen, die im antiken Viertel um das Forum Romanum erhalten sind. Er ist 21 Meter hoch, 25,7 Meter breit und hat eine Durchgangstiefe von über 7 Metern. Von anderen Bauwerken unterscheidet er sich aber vor allem dadurch, dass etliche Teile des Zierrats sowie die kannelierten korinthischen Säulen aus älteren Denkmälern und Gebäuden stammen.

An den frontalen Seiten prägen je vier Säulen das Bild, ähnlich der Bauweise bei seinem architektonischen Vorbild, dem Septimius-Severus-Bogen. Die Sockel der Säulen tragen Reliefs von Siegesgöttinnen, Soldaten und gefangenen Barbaren. In den Bogenwinkeln sind allegorische Dekorationen und Figuren zu erkennen: Gottheiten, die personifizierten Jahreszeiten, Flussgötter. Über den Hauptbogen legen sich geflügelte Siegesgötter. Es folgt ein umlaufendes Relief über den kleinen Bögen, das die Geschichte von Konstantins Feldzug, seinem Sieg und der Machtübernahme in Rom erzählt: Es beginnt an der westlichen Schmalseite mit dem „Aufbruch aus Mailand“ (profectio), dann folgen an der Südseite die Belagerung einer Stadt, wohl Verona (obsidio) und die Darstellung der Schlacht bei der Milvischen Brücke (proelium). An der Ostseite ist der Einzug des siegreichen Kaisers in Rom abgebildet (adventus), und an der Nordseite die Rede des Kaisers auf dem Forum Romanum (oratio) sowie die Verteilung von Geldgeschenken an das Volk (largitio). Soweit die konstantinische Dekoration, welche zum großen Teil die künstlerische Feinheit und Ausdruckskraft vergangener Jahrhunderte vermissen lässt.

Die acht auffälligen, paarweise positionierten Tondi an den Frontseiten stammen aus der Zeit Kaiser Hadrians. Sie zeigen vier Jagdszenen und vier Opferszenen. Die Hauptfigur ist Hadrian, doch wurde sein Kopf auf vier Reliefs durch den Konstantins ersetzt, auf den übrigen vier durch Konstantins Vater Constantius I. oder Konstantins oströmischen Mitregenten Licinius (die Identifizierung ist nicht gesichert). Die Reliefs des Hauptdurchgangs stammen aus der Basilica Ulpia am Trajansforum.

Die Statuen, die die Säulen in Höhe der Attika krönen, stellen Daker dar, welche an den Daker-Feldzug Trajans erinnern. Zwischen den Statuen finden sich wiederum paarweise rechteckige Reliefs mit Motiven der Markomannenkriege des Marcus Aurelius. Sie erzählen die Geschichte vom Aufbruch, dem Krieg und der Heimkehr des Kaisers im Jahr 173. Über dem Hauptbogen ist in großen Lettern, jedoch im Detail unsauber gearbeitet, die Widmungsinschrift angebracht.

In der Forschung ist es umstritten, ob die Wiederverwertung älterer Werke (Spolienzyklen) von möglichen finanziellen Schwierigkeiten und Sparzwang zeugt, oder ob Konstantin dadurch in die Tradition früherer, in der senatorischen Geschichtsschreibung hochgelobter Kaiser gestellt werden sollte. Es wird teils vermutet, dass der Bogen bereits einen Vorgängerbau aus Hadrians Zeit hatte, der lediglich mit der Attika aufgestockt und neu verkleidet wurde. Die aufbereiteten und überarbeiteten Reliefs stammen aus den Regierungsjahren der Kaiser Trajan (98–117), Hadrian (117–138) und Marcus Aurelius (161–180).

Der Stil ist streng, es existiert eine unräumliche Reihung und Staffelung der frontal und symmetrisch angeordneten Figuren. Die Bedeutungsperspektive unterstreicht sinnfällig die sozialen Gegensätze und die gesellschaftliche Hierarchie in der Zeit des Dominats. Der Kaiser wird, unabhängig von seiner Stellung innerhalb des Reliefs, größer als die ihn umgebenden Personen dargestellt; ihm folgen, der Größe nach gestaffelt, die Hofbeamten und die Soldaten.

Die Inschrift

Die Inschrift:

IMP · CAES · FL · CONSTANTINO · MAXIMO
P · F · AUGUSTO · S · P · Q · R
QUOD INSTINCTU DIVINITATIS MENTIS
MAGNITUDINE CUM EXERCITU SUO
TAM DE TYRANNO QUAM DE OMNI EIUS
FACTIONE UNO TEMPORE IUSTIS
REM PUBLICAM ULTUS EST ARMIS
ARCUM TRIUMPHIS INSIGNEM DICAVIT

Ergänzt lautet die Inschrift:

Imp(eratori) Caes(ari) Fl(avio) Constantino Maximo
P(io) F(elici) Augusto s(enatus) p(opulus)q(ue) R(omanus)
quod instinctu divinitatis mentis
magnitudine cum exercitu suo
tam de tyranno quam de omni eius
factione uno tempore iustis
rem publicam ultus est armis
arcum triumphis insignem dicavit

Die (sinngemäße) Übersetzung lautet:

„Für den Imperator Caesar Flavius Constantinus, den größten,
frommen, glückhaften Augustus, haben Senat und Volk von Rom,
weil er auf Eingebung einer Gottheit, durch die Größe
seiner Einsicht, zusammen mit seinem Heer
das Gemeinwesen gleichzeitig sowohl vom Tyrannen als auch von dessen
gesamter Clique in einem gerechten
Waffengang befreit hat,
diesen Bogen, geschmückt mit Triumphdarstellungen, geweiht.“

Der Triumphbogen vermeidet durch die Formulierung „durch göttliche Eingebung“ eine eindeutige Zuschreibung des Sieges an den Gott der Christen, wie er sich bei Laktanz und Eusebius in der Aussage „in hoc signo vinces“ („in diesem Zeichen wirst du siegen“) findet, und enthält keinerlei christliche Symbolik.

Die Dedikationsinschrift im Zentrum der Attika (Konstantinsbogen 2014)

Der Konstantinsbogen in der Kunstgeschichte

Der im Fresko Die Bestrafung der Rotte Korah von Sandro Botticelli dargestellte Triumphbogen wurde dem Konstantinsbogen nachgestaltet. Antoine Caron zitiert den Konstantinsbogen in seinem Gemälde Das Blutbad der Triumvirn (1566).

Literatur

  • Hans Peter L’Orange, Armin von Gerkan: Der spätantike Bildschmuck des Konstantinsbogens. De Gruyter, Berlin 1939.
  • Gerhard Koeppel: Die historischen Reliefs der römischen Kaiserzeit IV. Stadtrömische Denkmäler unbekannter Bauzugehörigkeit aus hadrianischer bis konstantinischer Zeit. In: Bonner Jahrbücher 186, 1986, S. 1–90 (Digitalisat).
  • Patrizio Pensabene, Clementina Panella: Arco di Costantino. Tra archeologia e archeometria. Rom 1998.
  • Gerhard Koeppel: Die historischen Reliefs der römischen Kaiserzeit VII. Der Bogen des Septimius Severus, die Decennalienbasis und der Konstantinsbogen. In: Bonner Jahrbücher 190, 1990, S. 1–64 (Digitalisat).
  • Maria Letizia Conforto u. a.: Adriano e Costantino. Le due fasi dell'arco nella Valle del Colosseo. Mailand 2001.
Commons: Konstantinsbogen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Vgl. Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire. 2. Auflage, Chichester 2015, S. 168–170.
  2. Vgl. zusammenfassend Josef Engemann: Der Konstantinsbogen. In: Alexander Demandt, Josef Engemann (Hrsg.): Konstantin der Große. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, S. 85–89.
  3. CIL 6, 1139.
  4. Übersetzung nach Hartwin Brandt: Konstantin, Maxentius und die heidnische Aristokratie in der Stadt Rom. In: Ostkirchliche Studien. Band 65, 2016, S. 146–170, hier S. 163.
  5. Norbert Schneider: Historienmalerei. Vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Köln u. a. 2010. S. 101.
  6. Norbert Schneider: Historienmalerei. Vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Köln u. a. 2010. S. 131.

Koordinaten: 41° 53′ 23″ N, 12° 29′ 27″ O

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