Die Kralitzer Bibel (tschechisch Bible kralická) ist die bekannteste Bibelübersetzung des Alten und Neuen Testaments ins Tschechische. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Kralitz in Südmähren gedruckt.

Geschichte

Die aus den Ursprachen Hebräisch und Griechisch ins Tschechische während der Reformation übersetzte und mit einem Kommentar versehene Kralitzer Bibel bildete bis Anfang des 19. Jahrhunderts die Grundlage für die Beschäftigung mit der tschechischen Sprache.

Benannt wurde sie nach ihrem Entstehungsort Kralitz, das mit der Feste und dem nach 1540 errichteten Schloss 1572 von dem mährischen Oberstlandrichter Johann d. Ä. von Žerotín († 1583) erworben wurde, der es mit seiner Herrschaft Namiest verband. Johann d. Ä. Žerotín war ein Förderer der Böhmischen Brüder und stellte ihnen die Kralitzer Feste zur Verfügung. Dorthin verlegten sie 1578 ihre seit 1562 in Eibenschütz betriebene, von Bischof Jan Blahoslav gegründete geheime Druckerei. Dessen Hauptanliegen war es, die Bibel und andere Texte in der Volkssprache zu publizieren. Bischof Jan Blahoslav übersetzte selbst das Neue Testament, das erstmals 1564 in Eibenschütz unter dem Titel „Nový zákon (z jazyku řeckého) vnově do češtiny přeložený Léta Páně 1564 v Ivančicích“ erschien. Vier Jahre später folgte die zweite Auflage (secunda editio diligenter recognita anno 1568).

Die Kralitzer Bibel, die sich durch eine besondere Sorgfalt auszeichnet, entstand in den Jahren 1579 bis 1593. Sie besteht aus sechs Bänden, wobei die Bände I bis V die Bücher des Alten Testaments umfassen. An der Übersetzung des Alten Testaments, die von Bischof Ondřej/Andreas Štefan, dem Nachfolger Jan Blahoslavs, koordiniert wurde, waren mehrere Mitarbeiter beteiligt. Umfangreiches Übersetzungsmaterial des Alten Testaments hinterließ auch der 1571 verstorbene Bischof Jan Blahoslav.

Der Band VI der Kralitzer Bibel wurde 1593 gedruckt. Er enthält das Neue Testament, das auf der Übersetzung des Brüderbischofs Jan Blahoslav beruht, die 1564 und in zweiter Auflage 1568 erschien und von den Brüdersenioren Jan Němčanský (Johannes Niemczanius) bzw. Zacharias/Zachariáš Ariston redigiert worden war.

Den Druck der Kralitzer Bibel besorgte Zachariáš Solín.

Neben der ehemaligen Feste in Kralice befindet sich ein Museum über die Geschichte der Brüderunität und der Kralitzer Brüder-Druckerei, die bis 1622 bestand.

Ein Faksimile der Kralitzer Bibel erschien 1995 unter der Schirmherrschaft des damaligen tschechischen Staatspräsidenten Václav Havel im Verlag Ferdinand Schöningh in Paderborn. Sie wurde von Hans Rothe und Friedrich Scholz unter Mitarbeit von Christian Hannick und Ludger Udolph herausgegeben. Sie ist Teil eines Projekts von 1983, das eine Reihe wichtiger historischer Bibeltexte mit wissenschaftlichen Kommentaren des slawischen Sprachraums umfasst. 2009 wurde auf der Grundlage der Kralitzer Bibel die Bible 21 (Nová Bible kralická) von der Stiftung Neue Kralitzer Bibel herausgegeben.

Literatur

Wikisource: cs:Bible Kralická – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Fußnote 20 aus Theologische Realenzyklopädie, Band 7
  2. Museum in Kralice (Memento des Originals vom 17. Mai 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. Facsimile
  4. Bible 21 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven.)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Martin Prudký: Der Paderborner Nachdruck der Kralitzer Bibel, Website etf.cuni.cz, 23. Januar 2005
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