Das Stammhaus Café Kranzler war ein berühmtes Berliner Caféhaus am Boulevard Unter den Linden in der historischen Mitte der Hauptstadt. Seine Filiale am Kurfürstendamm im Berliner Westen war eine West-Berliner Institution und bis Ende 1999 ein bei Touristen und Prominenten beliebter Anziehungspunkt. Seit 2016 wird das Café wieder in der berühmten Rotunde im Dachgeschoss mit Blick über den Kurfürstendamm betrieben.

Geschichte

Im Jahr 1825 eröffnete der Wiener Zuckerbäckergeselle Johann Georg Kranzler an der Ecke Friedrichstraße/Unter den Linden 25 eine bescheidene Konditorei in einem Erdgeschoss-Laden. Nach dem Umbau und der Aufstockung des Gebäudes im Jahr 1834 durch August Stüler erweiterte Kranzler sein Etablissement auf das gesamte Erd- und das erste Obergeschoss. Ein besonderer Anziehungspunkt war seit 1833 eine sogenannte „Rampe“, eine Straßenterrasse, die unter dem Schutz des Königs alle Versuche der Baupolizei überstand, sie zu beseitigen. Tische auf die Straße zu stellen, war in der damaligen Zeit ein Novum. 1911 verkauften die Kranzler-Erbinnen das Haus und die Konditorei an die Hotel-Betriebs-Aktiengesellschaft.

Bis 1933 berichtete der Chefsprecher der Funk-Stunde Berlin, Alfred Braun, alljährlich am Silvesterabend vom Balkon des Hauses, wie Berlin das neue Jahr begrüßt.

Am 7. Mai 1944 wurde das Haus Unter den Linden 25 durch alliierten Luftangriffe zerstört. Das Kranzler eröffnete noch kurz vor Kriegsende einen – mit dem geretteten Goldmosaikfries geschmückten – neuen Standort auf der Südseite der „Linden“ an der Ecke Charlottenstraße.

Filiale in Berlin-Charlottenburg

Im Jahr 1932 öffnete in den Räumen des ehemaligen Cafés des Westens am Kurfürstendamm 18/19 Ecke Joachimsthaler Straße eine Filiale unter dem Namen Restaurant und Konditorei Kranzler. Nach Kriegszerstörung 1945 nahm man den Betrieb zunächst 1951 in einem von Paul Schwebes entworfenen Flachbau wieder auf. Nach dessen Abriss entstand in den Jahren 1957/1958 nach Plänen von Hanns Dustmann der noch heute bestehende markante zweigeschossige Bau mit aufsitzender Rotunde und rot-weiß gestreifter Markise. Seit der Wiedereröffnung 1958 war das Café erneut eine West-Berliner Institution und ein Wahrzeichen der City-West.

In bleibender Erinnerung ist der Auftritt der Berliner Kabarettlegende Wolfgang Neuss 1983: In der von Wolfgang Menge moderierten Talkshow Leute nannte Neuss den damaligen Berliner Regierenden Bürgermeister und gerade als Bundespräsidenten nominierten Richard von Weizsäcker „Richie“ und „Häuptling Silberlocke“ und sprach mit ihm humorvoll-respektlos in der Art eines Spaßguerilleros.

Udo Lindenberg reimte in seiner 1984 erschienenen Aufnahme Russen: „In 15 Minuten sind die Russen auf dem Kurfürstendamm. Sie lassen ihre Panzer im Parkhaus stehn und wollen im Café Kranzler die Sahnetörtchen sehn.“

Der Berliner Maler Matthias Koeppel verewigte das Kranzler-Eck in seinem Triptychon Jahrhundertfeiern (1987/1988) anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt. Im Jahr 2000 schloss das historische Kaffeehaus.

Am 27. Dezember 2000 erfolgte die Wiedereröffnung unter altem Namen in dem von Helmut Jahn, der auch das Sony Center verantwortete, gestalteten Quartier Neues Kranzler Eck, ausschließlich im Bereich der Rotunde tagsüber als Café, abends als Bar. Der Bekleidungskonzern Gerry Weber übernahm das Café. Ende 2015 schloss es wieder.

Die britische Textilhandelskette Superdry nutzt nun das Haus und hat das Café verpachtet. Am 4. Dezember 2016 wurde das neue Café Kranzler wiedereröffnet und wird nun als Filiale der Berliner Kaffeerösterei The Barn betrieben. Da das Gebäude nach wie vor unter Denkmalschutz steht, hat sich äußerlich kaum etwas verändert. Die Innenräume wurden jedoch komplett erneuert.

Filiale in Frankfurt

Seit den 1950er Jahren bis in die späten 1980er Jahre wurde zusammen mit der Steigenberger KG eine Filiale im Allianz-Gebäude an der Hauptwache betrieben. Die Räume bezog später ein Steakhaus. Bis zum Umbau des Gebäudes um 2005 war die alte Leuchtreklame des Kranzler noch montiert.

Literatur

  • Stadtmuseum Berlin: Unter den Linden – Historische Photographien, Nicolai, Berlin 1991, ISBN 3-87584-109-3.
Commons: Café Kranzler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. The Barn Café Kranzler. The Barn Coffee Roasters Berlin, abgerufen am 27. Dezember 2020.
  2. Siehe die Abbildung vom März 1945 und Ilse Stremlow: Berlin, geliebte Heimat! Technik und Kultur, Berlin 1949, S. 62
  3. Brigitte Schmiemann: Das Café kranzler wird Ende des Jahres geschlossen. In: morgenpost.de. Berliner Morgenpost, 9. Oktober 2025, abgerufen am 16. August 2023.
  4. tja: Panorama: Berlin: Das legendäre Café Kranzler wird wiedereröffnet. In: Badische Zeitung. 2. Dezember 2016, abgerufen am 2. Dezember 2016.
  5. Cay Dobberke und Jana Demnitz: Berlin-Charlottenburg: Café Kranzler kehrt mit Ku'damm-Blick zurück. In: Der Tagesspiegel. 2. Dezember 2016, abgerufen am 2. Dezember 2016.
  6. Neueröffnung vom Café Kranzler wird zum Kulturschock. In: Berliner Zeitung, 14. November 2016

Koordinaten: 52° 30′ 15″ N, 13° 19′ 51″ O

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