Krosno | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Ermland-Masuren | |
Powiat: | Lidzbarsk Warmiński | |
Gmina: | Orneta | |
Geographische Lage: | 54° 8′ N, 20° 10′ O | |
Einwohner: | 189 (1999) | |
Postleitzahl: | 11-130 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 89 | |
Kfz-Kennzeichen: | NLI | |
Krosno (deutsch Krossen) ist ein Dorf in der Gmina Orneta in Polen. Krossen war – neben Heiligelinde, Glottau und Dietrichswalde – der wichtigste Wallfahrtsort in Ostpreußen, insbesondere für das Ermland und für Teile von Masuren.
Geographische Lage
Krosno liegt im Nordosten der Woiwodschaft Ermland-Masuren, vier Kilometer nordöstlich von Orneta und 27 Kilometer westlich von Lidzbark Warmiński und 45 Kilometer nordwestlich der Landeshauptstadt Olsztyn.
Geschichte
Vom 14. Jahrhundert bis 1945
Der Ort ging aus einem nach seinem Eigentümer Johann von Crossen benannten Gut hervor. 1384 wurde Krossen durch Bischof Heinrich III. Sorbom (1340–1401) förmlich gegründet und daraufhin eine erste kleine Kirche, die Marienkapelle, erbaut. Bereits um 1400 kamen Pilger aus dem Umland zum Gebet vor einem aus Alabaster geschnittenen Standbild der Muttergottes. Ende des 16. Jahrhunderts erwarb der Braunsberger Bürgermeister Jakob Bartsch den Ort und das Gut. Er ließ 1593 die Marienkapelle erneuern.
Nach der verheerenden Pestepidemie, die im Herbst 1708 Ostpreußen erreicht hatte und in der ersten Jahreshälfte 1709 vor allem im südlichen und östlichen Ostpreußen wütete (die „Große Pest“), Teile des Ermlandes jedoch (noch) verschonte, beschloss das ermländische Domkapitel auf Anregung von Kaspar Simonis (1660–1733), Erzpriester aus Wormditt, im Jahre 1709, als Votivkirche eine große Wallfahrtskirche zu bauen. Krossen zog so viele Pilger an, dass die Wallfahrt dorthin sprichwörtlich wurde: „ein Betrieb wie in Krossen, nur nicht so feierlich!“
Besonders gefördert wurde die Wallfahrt nach Krossen von Bischof Maximilian Kaller. In den Jahren der NS-Diktatur kamen an den Wallfahrtstagen Tausende von Pilgern nach Krossen, auch um so ihre Verbundenheit mit der katholischen Kirche zu zeigen.
Von 1772 bis 1945 gehörte der Ort zum Landkreis Braunsberg in Ostpreußen und kirchlich zum Kirchspiel Wormditt. 1933 bewohnten etwa 319 Personen das Dorf.
Nach 1945
Am Ende des Zweiten Weltkrieges, im Januar 1945, wurde Krossen von der Roten Armee erobert. Im August 1945 wurde Krossen (fortan: Krosno) zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung gestellt. Die deutsche Bevölkerung wurde – soweit sie nicht schon geflüchtet war – vertrieben.
Von 1975 bis 1998 gehörte Krosno zur Woiwodschaft Elbląg, seit 1998 gehört es zur Woiwodschaft Ermland-Masuren. Krosno zählt heute knapp 200 Einwohner (Stand 1999).
Wallfahrtskirche
Die vom ermländischen Domkapitel 1709 in Auftrag gegebene Wallfahrtskirche ersetzte die angesichts des Pilgerzustroms viel zu kleine Marienkapelle. Mit der Planung wurde der Wormditter Baumeister Johann Christoph Reimers beauftragt. Nach dem Vorbild der Wallfahrtskirche in Heiligelinde errichtete er eine dreischiffige barocke Hallenkirche mit einem halbrunden Chor. 1715 begann der Bau; Christoph Peucker schuf den Hochaltar, die Kanzel und den Prospekt der Orgel. Die Deckengewölbe wurden im italienischen Stil ausgemalt. Mit reichem Figurenschmuck und Malereien gestaltet waren auch einige der Altäre in den Seitenkapellen. Bemerkenswert ist das schmiedeeiserne Tor. 1720 war die Kirche vollendet. Sie wurde von Bischof Theodor Andreas Potocki geweiht.
Gleichzeitig richtete Erzpriester Kaspar Simonis in Krossen ein Stift insbesondere für alte Diözesanpriester ein. 1722 war dieser sogenannte „Konvent“ fertiggestellt, 1740 der die Kirche umlaufende Kreuzgang, an dessen vier Ecken sich je eine kleine, kuppelüberdachte Kapelle befindet.
Von 1927 bis 1940 wurde die Kirche von Grund auf restauriert.
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
- Filip Sulimierski: Słownik geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich (Geographisches Wörterbuch des Königreiches Polen und anderer slawischer Länder), Bd. 4. Warschau 1883, S. 709.
- Der ermländische Wallfahrtsort Krossen. In: Pastoralblatt für die Dioecese Ermland, Jg. 18 (1886), Nr. 8, S. 18–23.
- Adolf Boetticher (Bearb.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Bd. 4: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Ermland. Bernhart Teichert, Königsberg 1894, S. 167–171: Krossen.
- Otto Rautenberg: Ost- und Westpreussen. Ein Wegweiser durch die Zeitschriftenliteratur. Duncker & Humblot, Leipzig 1897, S. 128 (Literatur zu Krossen).
- Eugen Brachvogel: Die Wallfahrtskirche in Krossen. Verlag der Guttstädter Zeitung, Guttstadt 1929.
- Tadeusz Chrzanowski: Przewodnik po zabytkowych kościołach północnej Warmii. Warmińskie Wydawnictwo Diecezjalne, Allenstein 1978, S. 75–83.
- Jan Chłosta: Słownik Warmii, historyczno-geograficzny. Wydawnictwo Littera, Allenstein 2002, ISBN 83-914158-5-6, S. 189–190.
Einzelnachweise
- ↑ Anneliese Triller: Zur Entstehung und Geschichte der ermländischen Wallfahrtsorte. In: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, Jg. 29 (1956), S. 312–321.
- 1 2 Aegidius Müller: Das heilige Deutschland. Geschichte und Beschreibung sämmtlicher im deutschen Reiche bestehender Wallfahrtsorte. Schafstein, Köln, 3. Aufl. 1900, Bd. 2, S. 221–226: Die Wallfahrt zur allerseligsten Jungfrau in Krossen.
- 1 2 Georg Hermanowski: Ostpreussen. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Adam Kraft Verlag, Mannheim, 2. Aufl. 1989, ISBN 3-8083-1190-8, S. 173.
- ↑ Historisches über den Wallfahrtsort Krossen. In: Ermländischer Hauskalender, Jg. 11 (1867).
- ↑ Georg Hermanowski: Ostpreussen in Farbe. Land des Bernsteins. Adam Kraft Verlag, Mannheim 1985, ISBN 3-8083-1084-7, S. 43.
- ↑ Antonie und Horst Lange: Ermländischer Wortschatz, abgerufen am 28. Oktober 2016.
- ↑ Ernst Opgenoorth (Hg.): Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreussens. Bd. 4: Vom Vertrag von Versailles bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Verlag Nordostdeutsches Kulturwerk, Lüneburg 1997. ISBN 3-932267-06-0, S. 145.
- ↑ Barbara Sapała: Von Information zu Kreation. Darstellung der ermländischen Wallfahrtsorte im „Ermländischen Hauskalender“. In: Studia Ełckie, Jg. 16 (2014), S. 441–456, hier S. 454.
- ↑ Franz Buchholz: Bilder aus Wormditts Vergangenheit. Verlag Bruno Kraft, Wormditt, 2. vermehrte und verbesserte Aufl. 1935, S. 51.
- ↑ Der ermländische Wallfahrtsort Krossen. In: Pastoralblatt für die Dioecese Ermland, Jg. 18 (1886), Nr. 8, S. 18–23.
- ↑ Hermann Heckmann: Baumeister des Barock und Rokoko in Brandenburg-Preussen. Verlag für Bauwesen, Berlin 1998, ISBN 3-345-00631-6, S. 37.
- ↑ Adolf Boetticher (Bearb.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Bd. 4: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Ermland. Bernhart Teichert, Königsberg 1894, S. 167–171.
- 1 2 3 Eugen Brachvogel: Die Wallfahrtskirche in Krossen. Verlag der Guttstädter Zeitung, Guttstadt 1929.
- ↑ Andrzej Rzempołuch: Przewodnik po zabytkach sztuki dawnych Prus Wschodnich (Führer zu denkmalgeschützten Kunstwerken im ehemaligen Ostpreußen). Agencja Wydawnicza „Remix“, Allenstein 1992, S. 34–36.
- ↑ Adolf Boetticher (Bearb.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Bd. 4: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Ermland. Bernhart Teichert, Königsberg 1894, S. 171.
- ↑ Adolf Boetticher (Bearb.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Bd. 8: Aus der Kulturgeschichte Ostpreußens. Bernhart Teichert, Königsberg 1898, S. 109.
- ↑ Andrzej Kopiczko: Ustrój i organizacja diecezji warmińskiej w latach 1525–1772 (Aufbau und Einrichtung des ermländischen Bistums in den Jahren 1525 bis 1772). Ośrodek Badań Naukowych im. Wojciecha Kętrzyńskiego w Olsztynie, Allenstein 1993, S. 188–189.
- ↑ Leopold von Zedlitz-Neukirch: Die Staatskräfte der Preußischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III. Bd. 1: Statistik. Maurersche Buchhandlung, Berlin 1828, S. 372 (Kapitel Wohlthätige Stiftungen, Absatz Priesterhäuser).
- ↑ Mieczysław Orłowicz: Ilustrowany przewodnik po Mazurach Pruskich i Warmii (Illustrierter Führer durch das preußische Masuren und das Ermland), Agencja Wydawnicza „Remix“, Allenstein 1991, S. 256–258.
- ↑ Michael Antoni (Bearb.): West- und Ostpreußen. Die ehemaligen Provinzen West- und Ostpreußen (Deutschordensland Preußen) mit Bütower und Lauenburger Land. Vollständige Neubearbeitung auf der Grundlage des 1952 erschienenen Bandes Deutschordensland Preußen im Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 1993, ISBN 3-422-03025-5, S. 328.