Kurt Hälker (Decknamen: Robert Vidal, Hugo Erb; * 2. Mai 1922 in Duisburg; † 4. Februar 2010 in Berlin) war ein deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er gab Informationen, die er als Marinefunker erhielt, an die Résistance weiter. Später war er unter anderem stellvertretender Generalsekretär des Friedensrates der DDR.
Leben
Nach dem Schulabschluss absolvierte er eine handwerkliche Ausbildung als Polsterer. Kurz darauf erreichte ihn der Einberufungsbefehl.
Als Angehöriger der deutschen Kriegsmarine war er ab 1941 in Frankreich stationiert und wurde in einer Nachrichtenabteilung auf Guernsey und dann im Stab der Kriegsmarine in Paris eingesetzt. Durch den Maat Hans Heisel erhielt er Kontakt zu emigrierten deutschen Widerstandskämpferinnen wie Thea Saefkow und damit Anschluss an die Résistance, über die er wichtige militärische Informationen an die Alliierten weiterleiten konnte. Zusammen mit Arthur Eberhardt und Hans Heisel bildete Hälker Anfang 1943 eine „antifaschistische Wehrmachtsgruppe“. Im Herbst 1943 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Komitee Freies Deutschland für den Westen (KFDW) auch als Comité „Allemagne libre“ pour l’Ouest (CALPO) bekannt.
Im Vorfeld des Volksaufstandes in Paris im August 1944 setzten sie sich von der Marine ab und integrierten sich in den militärischen Teil der Résistance, Hälker erhielt den Kampfnamen Robert Vidal. Er gehörte zu den Aufständischen, die das Gebäude des Zentralkomitees der FKP gegen Angriffe deutscher Truppenteile verteidigten. Nach der endgültigen Befreiung von Paris nahm er das zum Anlass, Mitglied der FKP zu werden. Zwischen September 1944 und Januar 1945 war er Frontbeauftragter des Komitee Freies Deutschland für den Westen (KFDW frz. CALPO) in der französischen Armee an Fronten in Lothringen und im Elsass. Ab März 1945 wurde er von den US-Streitkräften und dem OSS in Frankreich ausgebildet, um als Fallschirmagent in den noch von der Wehrmacht besetzten Gebieten Deutschlands eingesetzt zu werden. Durch das Kriegsende kam er nicht mehr zum Einsatz.
Noch 1945 kehrte er nach Duisburg zurück und wurde Mitglied der KPD. Nach Übersiedlung in die SBZ 1947 begann Hälker ein Studium in Leipzig und wurde Mitglied der SED. Ab 1950 führte er verschiedene hauptamtliche und ehrenamtliche Funktionen in der Friedensbewegung und in antifaschistischen Organisationen aus, unter anderem war er seit 1972 stellvertretender Generalsekretär des Friedensrates der DDR.
Hälker lebte in Berlin-Karlshorst, war gelegentlich als Zeitzeuge zur Geschichte des antifaschistischen Widerstands und im Verband DRAFD aktiv.
Auszeichnungen
- Vaterländischer Verdienstorden in Silber (1979) und in Gold (1987)
- Orden Stern der Völkerfreundschaft in Silber (1982)
Schriften
- Kurz vor Schluss in St. Germaine oder Risikovolles Finale. Erinnerungen an eine Fallschirmausbildung 1945. In: Hans Schafranek/Johannes Tuchel (Hrsg.): Krieg im Äther. Widerstand und Spionage im Zweiten Weltkrieg. Picus Verlag, Wien 2004 (siehe auch: Kurz vor Schluß in St. Germain/Im CALPO-Auftrag im Frühjahr 1945 in einem Ausbildungscamp der US-Army. (Memento vom 1. Januar 2017 im Internet Archive))
- So erlebte ich den 8. Mai 1945 (Memento vom 19. April 2016 im Internet Archive). Erinnerung Hälkers auf der Seite der DRAFD.
Literatur
- Dora Schaul: Résistance. Erinnerungen deutscher Antifaschisten. Dietz, Berlin 1975 / Röderberg, Frankfurt (Main) 1973 DNB
- Karlheinz Pech: An der Seite der Resistance. Die Bewegung „Freies Deutschland“ für den Westen in Frankreich (1943–1945). 2., überarb. u. erw. Auflage. Militärverlag der DDR, Berlin 1987, ISBN 3-327-00282-7.
- Liberateur, Sonderausgabe der Le Monde, Paris 2004
- Gottfried Hamacher et al. (Hrsg.): Gegen Hitler. Deutsche in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung „Freies Deutschland“. Kurzbiografien (Reihe: Manuskripte/Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bd. 53) (PDF; 894 kB). Karl Dietz Verlag Berlin GmbH Berlin 2005, S. 74, ISBN 3-320-02941-X.
Filme
- Kurt Hälker und Hans Heisel – Deutsche Widerstandskämpfer in der Résistance. Dokumentarfilm von Bodo Kaiser (Deutschland 2003, 55 min).
- Frankreichs fremde Patrioten – Deutsche in der Résistance. Regie: Wolfgang Schoen, Frank Gutermuth (Deutschland 2006, 53 min). (Frankreichs fremde Patrioten – Deutsche in der Résistance in der Internet Movie Database (englisch))
Weblinks
- Karlen Vesper: Der Wehrmachtsdeserteur, nd aktuell, 2. Februar 2005
- Jean-Paul Pierot: Résistant sous l'uniforme de la Kriegsmarine, in: L'Humanité, 28. Juli 1994 (französisch).
- Abschied von einem Wehrmachtsdeserteur (Memento vom 13. Dezember 2018 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ Glückwunsch zum 60. Geburtstag. In: Neues Deutschland, 2. Mai 1982.
- ↑ Luitwin Bies: Vor 35 Jahren wurde die IEDW gegründet. Geschichtsverfälschungen entgegen wirken (Memento vom 16. November 2011 im Internet Archive) auf der Seite des Verbandes Deutscher in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung „Freies Deutschland“ e. V. (DRAFD).